Studie

Karriereknick bei Müttern hält in Österreich länger an

Eine Familiengründung ist hierzulande für viele Frauen mit langfristigen finanziellen Einbußen verbunden.
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Neue Studie zeigt erneut, dass Kinder Frauen einen Verdiensteinbruch, Männern hingegen eine Art von „Vaterschaftsprämie“ bringt.

Wien – Nachwuchs erschwert Frauen in Österreich den Wiedereinstieg ins Berufsleben stärker als in anderen Ländern. Das ist ein Ergebnis einer im Fachjournal Social Indicator Research erschienenen Studie. Forscher der Akademie der Wissenschaften (ÖAW) und der Universität Wien haben für die Untersuchung einen Datensatz basierend auf Informationen über 128.000 Paare aus 30 europäischen Ländern ausgewertet.

Grundsätzlich unterbrechen nach der Geburt im gesamten deutschsprachigen Raum die meisten Frauen ihr Berufsleben. In Österreich kehren 60 Prozent der Frauen zwei Jahre nach der Geburt ihres Kindes zurück in den Arbeitsmarkt, die meisten davon in eine Teilzeitstelle. Zum Vergleich: In Nordeuropa kehren bei annähernd gleich hohen Ausgleichszahlungen über 80 Prozent der Frauen zurück. Auch in west-, ost- und südeuropäischen Ländern ist der Einbruch im Erwerbsleben für Frauen bei Weitem nicht so ausgeprägt wie in den untersuchten deutschsprachigen Staaten. So sind etwa in Frankreich, Belgien und den Niederlanden über 80 Prozent der Frauen nach zwei Jahren zurück im Job, die meisten davon Vollzeit.

Eine erste Studie aus dem Jahr 2019 hatte ergeben, dass sich die Einkommen der Frauen auch zehn Jahre nach der Geburt nicht erholen. Im deutschsprachigen Raum liegt das hauptsächlich an den niedrigeren Arbeitsstunden und den niedrigeren Löhnen von Müttern.

„Warum sich die Unterschiede so lange halten, also auch zehn Jahre nach der Geburt noch sichtbar sind, ist weniger klar. Hier sind vermutlich Unterschiede in den Normen sehr wichtig“, erklärt Sonja Spitzer, Erstautorin der aktuellen Studie und Bevölkerungsökonomin an der Uni Wien und der ÖAW, gegenüber der APA: „Zum Beispiel stimmen in Österreich und Deutschland viel mehr Menschen der Aussage ‚Frauen mit Kindern im schulpflichtigen Alter sollen zu Hause bleiben‘ zu als in Skandinavien.“

Ein weiteres Ergebnis der aktuellen Studie sei, dass das Haushaltseinkommen der Paare im deutschsprachigen Raum trotz des Verdiensteinbruchs bei den Frauen gleich blieb. Dies liegt unter anderem daran, dass im Durchschnitt viel durch öffentliche Beihilfen ausgeglichen werden kann. Andererseits fällt auf, dass das Einkommen von Vätern in vielen Regionen nach der Geburt leicht anstieg. Dieses Phänomen wird in der Literatur „Fatherhood Premium“ genannt. Diese entsteht einerseits durch tatsächlich geleistete, erhöhte Arbeitszeit, andererseits durch mehr Gehalt, das Männer nach der Geburt verhandelten.

Aussicht auf Besserung oder sogar eine Annäherung an die skandinavischen Verhältnisse sieht Spitzer kaum. „Zum einen funktioniert das System ja für die Hälfte der Beteiligten sehr gut, denn Männer erleben kaum Einbußen in ihren Einkommen oder der Beschäftigung. Solange Männer also nicht einen 50-Prozent-Teil der Karenzzeit übernehmen, sehe ich hier wenig Potenzial für Verbesserung“, sagt die Expertin. Zum anderen sei es natürlich schwierig, Normen und Geschlechterrollen über Nacht zu ändern. „Auch wenn man skandinavische Regelungen auf den deutschsprachigen Raum anwendet, ist nicht zwingend gesagt, dass sie ähnlich erfolgreich sind, was die Annäherung der Einkommen von Müttern an jene von Vätern anbelangt.“ (APA)