Tirol/Peru

Tiroler Pionier ist Patron: Themenweg erinnert an den Pfarrer

Franz Schafferer (1869–1936) aus Gschnitz war Seelsorger und Lehrer. R.
© Pozuzo-Freundeskreis

In der Tiroler Kolonie Pozuzo sorgte der Pfarrer Franz Schafferer aus Gschnitz für Aufschwung. Ein neuer Themenweg trägt den Namen des Pioniers.

Von Helmut Wenzel

Silz, Pozuzo – Sieben Monate Arbeit stecken in dem Kooperationsprojekt – von der Planung bis zur Fertigstellung des „Sendero Franz Schafferer“ in San Salvador. „Sendero“ steht für den Wanderweg, gewidmet dem vielseitigen Tiroler Pfarrer Franz Schafferer (1869–1936). San Salvador ist ein entlegener Weiler im Umfeld der Kolonistensiedlung Pozuzo – nicht zu verwechseln mit der gleichnamigen mittelamerikanischen Großstadt: „Kürzlich konnten wir im Beisein von Botschafter Gerhard Zettl aus Lima die Eröffnung und Begehung des Weges feiern“, schilderte Emanuel Bachnetzer, Präsident des Pozuzo-Freundeskreises mit Sitz in Silz. „Hervorheben möchte ich die hervorragende Zusammenarbeit von Österreichs Botschaft in Lima, Gemeinde Pozuzo und unserem Freundeskreis.“ Gemeinsam stemmten die drei Partner die Finanzierung. Projektbetreuer war der Zivildiener Clemens Mayr aus dem Stubaital. „Er hat super Arbeit geleistet“, so der Freundeskreis-Präsident. „Fleißig mitgearbeitet haben auch die Bewohner von San Salvador. So ist ein spannender Themenweg entstanden, der neben atemberaubender Natur zahlreiche Einblicke in die Vielfalt der regionalen Landwirtschaft bietet.“ Bachnetzer und Freunde benötigten eine Stunde und 17 Minuten für den 3,5 Kilometer langen Themenweg in rund 1740 Metern Seehöhe. Bestückt ist der neue „Sendero“ mit neun Stationen sowie Infotafeln.

Wanderer entdecken eine Kaffee- und Kakaoplantage, eine Aussichtsplattform, Wasserfall, das Wegkreuz „Cruz pata“, die Franz-Schafferer-Höhle und schließlich das 1853 erbaute Kirchlein von San Salvador. Er sei beeindruckt vom Einsatz des Pozuzo-Freundeskreises, sagte Botschafter Zettl. „Es handelt sich um ein Projekt an der Schnittstelle von Kultur und Entwicklung, das die Botschaft gerne gefördert hat. Pozuzo steht heute für multikulturelle Integration von Tiroler und deutschen Kolonisten mit der indigenen Bevölkerung in Peru.“

Der kürzlich eröffnete Themenweg erinnert an den Kolonistenpfarrer.
© Pozuzo-Freundeskreis

Beim Bau des Weges spielte auch die Chance auf Förderung des Hochlands eine wichtige Rolle. Der indigenen Bevölkerung sollen sich neue Erwerbsmöglichkeiten eröffnen. Ebenso möchte man nachhaltigen Tourismus und Bio-Landwirtschaft fördern. Wer ist der Namenspatron? – Kolonistenpfarrer Franz Schafferer (1869–1936) aus Gschnitz gilt als Nachfolger von Josef Egg, erster Seelsorger und maßgeblicher Gründer von Pozuzo. Er war eine markante Führungspersönlichkeit im Auswandererdorf in den Anden. 1895 kam er nach Pozuzo und engagierte sich als Entwicklungshelfer. Nicht nur als Seelsorger, auch als Lehrer, Tischler, Schmied, Heilkundiger und Unternehmer. Schafferer baute mit Wasserkraft betriebene Werkstätten und bezeichnet sich als „Seele aller industriellen Unternehmungen“. Pozuzo erlebte in jener Zeit einen Modernisierungsschub. 1936 starb der Weltpriester im Kolonistendorf. Der Pozuzo-Freundeskreis würdigt seine Verdienste heute so: „Dass sich Pozuzo trotz extrem schwieriger Rahmenbedingungen zu einer funktionierenden Kolonie entwickelte, ist nicht zuletzt Pfarrer Franz Schafferer zu verdanken.“

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