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Zwischen Geburt und Tod: Wenn Kinder zu Sternen werden

Kinder, die vor, während oder kurz nach der Geburt sterben, nennt man „Sternenkinder“.
© Rainer_Juriatti

1995 starb ihr Sohn Pablo bei der Geburt. Damit begann für Vera und Rainer Juriatti ein neues Leben. Damals waren Hebammen auf Sternenkinder nur mit einer Nottaufe vorbereitet. Was sich seither alles verändert hat, wie die Trauer zum Begleiter wird und warum Freunde und Familie oft genau das Falsche sagen. Zum internationalen Tag der Sternenkinder am 15. Oktober holen wir diesen berührenden Artikel aus dem Archiv.

Von Klara Hürlimann

Durch die Mauern des Friedhofs im Innsbrucker Stadtteil Pradl dringt gedämpft das Rauschen des Feierabendverkehrs. Begleitet wird es nur von Vogelgezwitscher und Schritten im Kies. Mittendrin thront auf zwei Betonblöcken eine schwarze Skulptur, welche die Gräber rundherum überragt. Am Boden ein Meer aus Engelsfiguren, Kerzen, Laternen und Blumen – aber auch Osterhasen, Bügelperlen und Spielzeugautos. Bei näherem Hinsehen außerdem viele, viele Namen, mit jeweils nur einem Datum. Auf einem bemalten Stein steht „Sternchen“.

Dieses Grab am Friedhof Pradl ist Sternenkindern gewidmet.
© Klara Hürlimann

„Sternchen“, das sind Kinder, die vor, während oder kurz nach der Geburt gestorben sind. Angelehnt ist der Name an die Worte des Kinderbuchs „Der kleine Prinz“ von Antoine de Saint-Exupéry: „Wenn du bei Nacht den Himmel anschaust, wird es Dir sein, als lachten alle Sterne, weil ich auf einem von ihnen wohne, weil ich auf einem von ihnen lache.“

Mit einem Lächeln und einer langen Umarmung verabschieden sich Vera und Rainer Juriatti in einem Café in der Innsbrucker Altstadt von einer jungen Frau, einer Sternenkind-Mutter. „Wir haben letztes Jahr ihre Zwillinge fotografiert“, erzählen sie. Das Paar lebt in Graz, ist aber regelmäßig in ganz Österreich unterwegs – unter anderem, um Eltern ein Foto als Andenken zu schenken. Ein Andenken an Kinder, die „zur Welt gestorben sind“, wie Rainer Juriatti es ausdrückt.

Vera und Rainer Juriatti mussten selbst fünf stille Geburten verkraften und setzen sich seither für Betroffene ein.
© Rainer_Juriatti

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