Schattenwirtschaft: Preisschub heizt in Österreich den Pfusch an
Die massive Teuerungswelle lässt heuer laut Uni-Professor Friedrich Schneider die Schattenwirtschaft in Österreich deutlich wachsen.
Linz, Innsbruck – Die hohe Teuerungsrate, die Unsicherheiten auf dem Energiesektor und die schwächere Konjunktur dürften die Schwarzarbeit anheizen. Und so werde diese in Österreich ebenso wie in Deutschland heuer statt zurückzugehen deutlich wachsen, sagt der Linzer Uni-Professor und „Pfusch-Papst“ Schneider voraus. Die real verfügbaren Einkommen der Haushalte würden aufgrund steigender Inflationsraten und hoher Energiepreise sinken, gleichzeitig steige damit der Anreiz, wieder mehr schwarzzuarbeiten oder schwarzarbeiten zu lassen, so Schneider.
Die Schattenwirtschaft in Österreich dürfte heuer um etwa 900 Mio. auf 28,72 Mrd. Euro wachsen. Das seien 6,8 Prozent des prognostizierten BIP. Ohne die von der Regierung fixierten steuerlichen und anderen Entlastungsmaßnahmen hätte der Pfusch sogar um 1,9 Mrd. Euro zugelegt, sagt Schneider. Er erstellte seine Prognose unter den Annahmen, dass die Inflationsrate heuer bei etwa acht Prozent liege und es zu keinem kompletten Gasliefer-Stopp Russlands und einer Verschärfung der Lieferketten-Problematik komme.
In Deutschland wird das Pfusch-Volumen heuer laut Prognose um 22 auf 360 Mrd. Euro oder 10,1 Prozent des BIP steigen.
Auch wenn in Österreich etliche Milliarden im Pfusch rollen, stellte das zuletzt den relativ besten, weil geringsten Wert in der gesamten EU dar. Nur die Niederlande und Luxemburg kamen in Österreichs Nähe. Schlusslichter waren im Vorjahr Bulgarien mit 32 sowie Kroatien und Rumänien mit je 29 Prozent Anteil am BIP, der EU-Schnitt betrug 17,4 Prozent.
Unrechtsbewusstsein zum Pfusch gibt es kaum, fast zwei Drittel der Bevölkerung (62 Prozent) zeigen sich da verständnisvoll. Auch selbst einer Schwarzarbeit nachzugehen, stößt vielfach auf Verständnis: Für fast ein Drittel (32 Prozent) der Bevölkerung ist dies durchaus okay. 64 Prozent bejahen, dass vieles erst durch Pfusch leistbar wird. Und der Staat ist für 43 Prozent selbst schuld, wenn viele wegen der hohen Steuerbelastung Schwarzarbeit nutzen würden. (va)