ÖFB zum Auftakt gegen Topfavorit England: „Alles auf dem Platz lassen“
Österreich eröffnet heute (21 Uhr, ORF 1) gegen Gastgeber England die Frauen-EM. Vor 75.000 Zuschauern in Manchester ist Irene Fuhrmanns Elf klarer Außenseiter. Man rechnet mit nichts und hofft auf Glück.
Aus Manchester: Von Birgit Riezinger
Manchester – „Ich freue mich auf das Eröffnungsspiel in Eisenstadt“, sagte ÖFB-Präsident Gerhard Milletich kürzlich. Der Versprecher sorgte für Schmunzler. Er meinte Manchester, nicht Eisenstadt. Dort, im ehrwürdigen Old Trafford, trifft Österreichs Fußball-Nationalteam heute (21 Uhr) zum Auftakt der Europameisterschaft auf Gastgeber England. Vor 75.000 Zuschauern. Das sind fünfmal so viele Menschen, wie Eisenstadt Einwohner hat.
Vor so vielen Menschen hat noch keine der Nationalspielerinnen jemals gespielt. „Es wird ein lässiges Erlebnis“, sagt Teamchefin Irene Fuhrmann. „Wir müssen rausgehen, dieses Spiel genießen und alles auf dem Platz lassen“, sagt Torhüterin Manuela Zinsberger. Die 26-Jährige ist neben Laura Wienroither und der nach Verletzung einsatzbereiten Kapitänin Viktoria Schnaderbeck eine von drei England-Legionärinnen in Österreichs Team.
Die Aufgabe gegen einen der Turnierfavoriten könnte kaum schwieriger sein. Die jüngsten Testspiel-Ergebnisse der „Lionesses“ sprechen für sich: 4:0 gegen die Schweiz, 5:1 gegen EM-Titelverteidiger Niederlande, 3:0 gegen Belgien. Fuhrmann spricht von einer „Mammutaufgabe“. Das englische Team ist gespickt mit Weltklassespielerinnen wie Ellen White, Jill Scott oder Lucy Bronze, seit 2021 wird es von Sarina Wiegman trainiert. 2017 hat sie die Niederländerinnen zum Titel bei deren Heim-EM geführt.
Die Bilanz spricht eindeutig für England. Alle bisherigen sieben Duelle hat das ÖFB-Team verloren – Torverhältnis 1:22. Hoffnung macht das knappe 0:1 in der WM-Qualifikation im vergangenen November in Sunderland. „Es gilt, geschlossen als Kollektiv aufzutreten und alle Engländerinnen möglichst weit weg von unserem Tor zu halten“, sagt Fuhrmann. Dafür brauche es auch Glück.
Sommermärchen diesmal nicht eingeplant
Ein bisschen hat man den Eindruck, als ob sich Österreichs Team schon auf eine Niederlage einstellen würde. So sagt etwa Sarah Zadrazil: „Unsere Spiele sind die zwei danach – da geht es um alles.“
⚽ Frauen-EURO 2022, Gruppe A
England – Österreich Mittwoch, 21.00 Uhr
- live ORF 1, Old Trafford Stadium, SR Huerta De Aza (ESP).
- England: Earps; Daly, Bright, Greenwood, Stokes; Williamson, Walsh; Mead, Kirby, Hemp; England
- Österreich: Zinsberger; Wienroither, Georgieva, Wenninger, Degen, Hanshaw; Dunst, Zadrazil, Puntigam, Naschenweng; Billa
- Weitere Spiele: 11. Juli: Österreich – Nordirland (18 Uhr/Southampton), England – Norwegen (21 Uhr/Brighton). 15. Juli: Österreich – Norwegen (21 Uhr/Brighton), Nordirland – England (21 Uhr/Southampton).
Im zweiten Vorrundenspiel ist Österreich am kommenden Montag Favorit gegen Nordirland. Und im letzten Gruppenspiel hofft man gegen Norwegen auf ein Entscheidungsspiel um ein Viertelfinalticket. Eine Wiederholung des Sommermärchens von 2017 (Halbfinale) bzw. ein Überstehen der Vorrunde dürfe man nicht erwarten, sagt ÖFB-Sportdirektor Peter Schöttel. „Aber wenn wir gut spielen, wenn wir von weiteren schweren Verletzungen verschont bleiben, wenn wir ein bisschen Spielglück haben, denke ich, dass wir nach der Vorrunde noch dableiben können.“
Aber zunächst geht es gegen England. Sportminister Werner Kogler, Frauenministerin Susanne Raab und natürlich ÖFB-Boss Gerhard Milletich werden das Spiel live im Stadion verfolgen. In Manchester – nicht in Eisenstadt.