Leclerc triumphiert mit einem angeschlagenen Ferrari in Spielberg
Die Monegasse Charles Leclerc gewinnt den Grand Prix von Österreich auf dem Red-Bull-Ring vor seinem WM-Konkurrenten Max Verstappen und Lewis Hamilton. Ferrari-Pilot Carlos Sainz rettete sich aus seinem brennenden Boliden.
Spielberg - Charles Leclerc hat die Siegesserie von Red-Bull-Star Max Verstappen in Österreich gekappt. Der Monegasse gewann am Sonntag den Grand Prix auf dem Red Bull Ring in Spielberg mit 1,532 Sekunden Vorsprung auf Verstappen und holte damit den ersten Ferrari-Sieg in der Steiermark seit 2003, als Michael Schumacher triumphierte. Lewis Hamilton stand zum dritten Mal in Serie als Dritter am Podest.
"Den habe ich gebraucht", meinte Leclerc nach seinem dritten Saisonsieg. Zuletzt hatte der 24-Jährige vor genau drei Monaten in Australien gewonnen und vor seinem Spielberg-Coup fünfmal in Serie das Podest verpasst. "Ich habe echt Angst gehabt", sagte er im Moment der Erlösung, als er über die Ziellinie fuhr. Gegen Ende des Rennens hatte ein Problem mit dem Gaspedal seine Nerven noch zusätzlich strapaziert. "Ich hatte immer 20 bis 30 Prozent Gas in den langsamen Kurven", erklärte er nach seinem fünften Karriere-Sieg. "Sonst war es wirklich ein gutes Rennen, die Pace war da und ich konnte gleich am Anfang mitkämpfen."
Spielberg-Rekordsieger Verstappen, der auch den Sprint am Vortag gewonnen hatte, konnte vom Speed diesmal die meiste Zeit nicht mithalten. Dreimal überholte ihn Leclerc relativ problemlos auf der Strecke. "Es war ein komplizierter Tag. Wir haben ein bisschen Probleme mit den Reifen gehabt, mit jeder Mischung. Es war ein gutes Resultat für uns an einem schwierigen Tag", sagte der Niederländer, der vier Grands Prix auf dem Red Bull Ring gewonnen hat. "Den zweiten Platz nehmen wir zufrieden hin, die Schadensbegrenzung ist im Rahmen des Möglichen", sagte Red-Bull-Berater Helmut Marko.
Hamilton freute sich über ein unerwartet gutes Ergebnis. "Wir hatten ja nicht das tollste Wochenende, aber es hat doch richtig geendet", betonte der Mercedes-Pilot. "Wir werden weitermachen und müssen uns nicht mehr darauf verlassen, dass die andern Fehler machen." Teamchef Toto Wolff, der von seinem fünfjährigen Sohn Jack begleitet wurde, freute sich über eine "richtig gute Race-Pace".
Carlos Sainz wurde auf dem Weg zum zweiten Platz von einem kapitalen Motorschaden kurz vor Schluss aus, bei dem Flammen aus dem Heck seines Ferrari loderten, gestoppt. Auch Verstappen-Teamkollege Sergio Perez beendete das Rennen vorzeitig, Leclerc ist damit auch wieder WM-Zweiter. Sein Rückstand beträgt aber noch immer satte 38 Punkte, die schnellste Rennrunde ging an Verstappen.
Nach dem Start blieben die Positionen der ersten drei unverändert. Dahinter berührte Perez beim Versuch, George Russell in Kurve 4 zu überholen, dessen Reifen und drehte sich von der Strecke. Der Mexikaner konnte jedoch weitermachen, schleppte sich am Ende der ersten Runde zum Reifenwechsel. Mercedes-Mann Russell bekam eine Fünf-Sekunden-Zeitstrafe. "Wir haben vor dem Start noch gesagt, in dieser Kurve außen geht das nicht gut. Das war leider unnötig", kommentierte Marko die Aktion.
Nach acht Runden überrundete Verstappen seinen Teamkollegen, danach packte Leclerc die ersten Überholversuche aus. Der Niederländer konnte diese aber noch abwehren. In der 12. Runde ging der Monegasse jedoch innen vorbei. Verstappen bog eine Runde später zum Reifenwechsel auf die harte Mischung in die Boxengasse ab, um strategisch eine Flanke gegen Leclerc aufzumachen. Er landete bei der Rückkehr auf die Strecke mitten im Verkehr, lieferte dann aber die schnellsten Rundenzeiten ab.
Leclerc und Sainz erledigten ihren Boxenstopp knapp nacheinander ab der 26. Runde. Verstappen übernahm somit wieder die Führung, die er allerdings nicht lange hatte: In der 33. Runde zog der schnellere Leclerc wieder vorbei, Verstappen klagte über ein hinsichtlich Grip-Bedingungen unberechenbares Auto am Funk. Ende der 36. Runde steckte die Mannschaft Verstappen zum zweiten Mal Hard-Reifen an. Den chancenlos hinterherfahrenden Perez hatte Red Bull zu diesem Zeitpunkt schon aus dem Rennen genommen. Leclerc fuhr ein zweites Mal an die Box und überholte Verstappen 20 Runden vor Schluss zum dritten Mal.
Die virtuelle Safety-Car-Phase nach dem Zwischenfall nutzten Leclerc und Verstappen zum dritten Reifenwechsel. Damit waren die Karten neu gemischt - Verstappen griff in den letzten Runden an. Leclerc Gaspedal wanderte beim Auslassen offenbar nicht vollständig in die Nullstellung zurück, dennoch holte er sich den verdienten Sieg ab.
Direkt hinter Hamilton wurde Russell noch Vierter, dahinter folgte Esteban Ocon im Alpine. Der Deutsche Mick Schumacher belegte im Haas den sechsten Platz und holte damit im zweiten Rennen innerhalb von sieben Tagen zum zweiten Mal in seiner Karriere WM-Punkte. "Das ist eine Serie", sagte der Sohn des siebenmaligen Champions Michael Schumacher. (APA)
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