Österreichs EM-Märchen: Vorfreude auf das „Schwesterduell“ mit Deutschland
Das ÖFB-Team hat den EM-Viertelfinaleinzug gebührend gefeiert. Nun freuen sich Nicole Billa und Co. auf das „Schwesterduell“ mit Deutschland.
Von Birgit Riezinger
Brighton – Und dann wurde es wieder laut. Teamchefin Irene Fuhrmann und Torschützin Nicole Billa standen gerade Rede und Antwort bei der offiziellen Pressekonferenz nach dem 1:0-Erfolg gegen Norwegen. Da rauschte eine Abordnung von ÖFB-Spielerinnen samt Musikanlage in den Raum. Zu den Tönen von Chers „Strong Enough“ bejubelten die Kickerinnen den Viertelfinaleinzug bei der Europameisterschaft in England. Wie schon 2017, bei der ersten EM-Teilnahme, war Österreichs Fußball-Nationalteam der Frauen stark genug, um die Vorrunde zu überstehen – auch diesmal als Außenseiter.
„Es war eine fantastische Leistung“, sagte Fuhrmann, die man nach einer Partie noch nie so emotional gesehen hatte. Der Viertelfinaleinzug war der endgültige Beweis, dass ihr die Fußstapfen von Erfolgscoach Dominik Thalhammer, in die sie 2020 getreten ist, nicht zu groß sind. Ihren Spielerinnen zollte Fuhrmann „großen Respekt. Wir haben wieder am Limit performt.“
Vor fünf Jahren hatte Thalhammers Team sensationell das Halbfinale erreicht und damit ein Sommermärchen geschrieben. Jetzt steht man zumindest unter den Top acht. In der FIFA-Weltrangliste ist Österreich übrigens „nur“ die Nummer 13 in Europa.
„Mega, einfach mega“, kommentierte Carina Wenninger, die als Teil der erneut starken Defensive großen Anteil am Erfolg hatte. In bisher acht EM-Partien mit 780 Minuten Spielzeit hat Österreich lediglich zwei Gegentore kassiert.
Die Leistung gegen die höher eingestuften Norwegerinnen, die offensichtlich die 0:8-Pleite gegen England noch nicht ganz verdaut hatten, war eine der besten Vorstellungen des ÖFB-Teams in den vergangenen Jahren. Die Österreicherinnen schienen den Skandinavierinnen um die Topstars Ada Hegerberg und Caroline Graham Hansen in einer druckvollen ersten Hälfte den Zahn gezogen zu haben. Wenninger: „Ich glaube, sie waren sehr beeindruckt nach dem 1:0.“ In der 37. Minute erzielte Nicole Billa den letztlich entscheidenden Treffer. Es war ihr 44. Tor im Teamdress und das erste bei einer Europameisterschaft.
„Ich bin froh, dass es passiert ist“, sagte die 26-jährige Tirolerin. In den Spielen davor arbeitete die Angerbergerin zwar viel, allerdings bekam sie oft keine guten Pässe in den Strafraum. Diesmal verwertete sie eine Traumflanke von Verena Hanshaw per Kopf. Billa: „Es war einfach ein schönes Gefühl, dass der Ball reingeflogen ist.“ Das Tor bleibe ihr selbstverständlich in Erinnerung.
Im Viertelfinale geht es nun am Donnerstag in Brentford gegen Deutschland – ein Duell mit vielen Bekannten, sind oder waren doch die meisten Kickerinnen im ÖFB-Dress in der deutschen Bundesliga tätig. Hoffenheim-Legionärin Billa freut sich auf die Partie. „Ich kann versprechen, dass wir wieder versuchen werden, unser Herz auf dem Platz zu lassen, und bis zum Schluss kämpfen werden.“
Österreich geht jedenfalls als klarer Außenseiter in die Partie gegen den achtfachen Europameister. „Aber“, sagt Fuhrmann: „chancenlos ist man nie.“ Das haben die ÖFB-Damen in den vergangenen Jahren nicht nur einmal demonstriert.
EM-Finalphase
Viertelfinalspiele:
Deutschland – Österreich (21.7./21 Uhr)
England – Spanien (20.7.)
Frankreich – 2. Gruppe C (23.7.)
Sieger Gruppe C – 2. Gruppe D (22.7.).
Halbfinal-Spiele: 26.7. und 27.7.
Finale: 31.7. in London.