Auto-Test

718 GT4 RS im Test: Donnergrollen, Porsche, Berge, Herzrasen

Der 718 GT4 RS zieht mit Carbon-Fronthaube und 20-Zöllern mit Zentralverschluss alle Blicke auf sich.
© Fellner Reinhard

Porsche gelang mit dem puristischen GT4 RS die Inkarnation eines Sportwagens. Das Aggregat des 911 GT3 wurde zum Mittelmotor.

Von Reinhard Fellner

Axams – Letztes Jahr kündigte Porsche ein Auto für Liebhaber wahrer Sportwagen an: den 718 GT4 RS. Dahinter steht das puristisch ausgelegte Mittelmotorkonzept des Cayman. Es sollte mit dem Traumaggregat des 911 GT3 kombiniert werden. Aus der Porsche-Entwicklungsabteilung hieß es dazu: „Eines der schärfsten Autos, die Porsche je gebaut hat.“

Unter wenigen Medien wurde die TT für Testfahrten ausgewählt. Was wäre da naheliegender, als mit dem nahezu ideal ausbalancierten Mittelmotor-Sportwagen heimische Bergstraßen zu genießen. Die reine Lehre: hochdrehender Sechser ohne Turbo und Heckantrieb bei gerade 1481 Kilo.

Ein Dreh mit dem Schlüssel und der 500-PS-Sechszylinder erwacht zum Leben. Und wie! Zu Recht genießen die Zuffenhauser und einige italienische Sportwagenhersteller den Ruf, aus Auspuff- und Ansauggeräuschen melodische Kunstwerke zu schaffen, die glücklich machen und zugleich die Nackenhaare aufstellen. Das grollende und donnernde Orchester kann man im GT4 RS bei bis zu über 9000 Touren in verschiedensten Klangfarben erleben. Und: Der scharfe Sechser befindet sich direkt hinter den Passagieren – mit ihnen nur der Überrollkäfig. Ein Rennutensil, wie viele Details im GT4 RS.

Der schärfste Cayman wurde mit einem Rennsport-Flügel ausgestattet.
© Fellner Reinhard

Auf der Passstraße zeigt die Fahrmaschine dann, was sie kann. Von 0 auf 100 km/h schießt der 718 in 3,4 Sekunden. Laut Porsche sind es in 11,3 Sekunden 200 km/h, am Ende 315 km/h. Zahlen.

Denn das wahre Wesen dieser Sportwagenikone liegt in ihrem ideal ausgelegten Mittelmotorkonzept. Unglaublich wendig und feinfühlig lässt sich der GT4 RS durch engste Kurven und Passstraßen dirigieren. Die Lenkung vermittelt unglaublichen Fahrbahnkontakt, auch bei allerhöchstem Leistungseinsatz bleibt der Porsche übrigens gutmütig und berechenbar. Schnellfahren und Drift ohne Tücke sind in diesem Sportwagen erlernbar, alles ist auf dem Punkt, Hier konstruierten die Götter der Sportwagenmanufakturen – was für ein Erlebnis für Herz und Nervenkitzel. Kein Vergleich zu den oftmals üppigen Supersportwagen mit heftigen Turbomotoren. Diese wirken aufgrund ihres Formats auf Passstraßen teilweise ja schon oftmals deplatziert. Die teils beängstigende Dramatik ihres Turboschubs vermittelt der brutal, aber linear beschleunigende Sechser aus dem GT3 nicht.

Der bessere Sportwagen ist der GT4 RS trotzdem. Für 200.449 Euro kann man hier schon heute eine Ikone kaufen – Wertsteigerung inklusive.

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