Osttirol

Die Gruppenpraxis im Defereggental bleibt ein Wunsch

Gernot Walder, seine junge Kollegin Anna Rodemund aus Salzburg und weitere Kollegen sind im Osttiroler Pustertal als Notärzte mobil.
© Blassnig

Nach wie vor ist der rechtliche Status der medizinischen Versorgung im Defereggental unklar.

Von Christoph Blassnig

Außervillgraten, St. Jakob i. Def. – Anna Rodemund ist eine der jungen Medizinerinnen, die im Ärztepool Gernot Walders regelmäßig in Osttirol im Notarztdienst stehen. Die Ärztin reist dazu einmal im Monat für mehrere Tage aus Salzburg an. „Der Aufgabenbereich hier ist extrem vielfältig und herausfordernd. Das macht mir Freude und die Arbeit spannend.“

Jene beiden Notarztsysteme, die Gernot Walder im Osttiroler Pustertal und im Defereggental mit einem Team aus insgesamt 13 Medizinern im Auftrag des Landes Tirol rund um die Uhr zur Verfügung stellt, laufen stabil und sicher, sagt der Arzt. Im Defereggental bedienen die Ärzte nach wie vor auch den allgemeinmedizinischen Dienst, Stützpunkt ist die Arztpraxis in St. Jakob.

„Wir haben unsere Fahrzeuge technisch bestens ausgerüstet und Leute, die mit diesen Werkzeugen gut umgehen können“, bekundet Walder. Die Ausstattung der Fahrzeuge sei Rettungswagen inzwischen mindestens ebenbürtig. Alle Autos haben das mechanische Thoraxkompressionsgerät LUCAS zur Beatmung und eine mobile Ultraschalldiagnose im Kofferraum. „Am Unfallort meint der Patient oft, ihm fehle nichts. Da ist es gut, wenn ich mit dem Ultraschallgerät hineinschauen kann. Eine innere Blutung ist dann schnell entdeckt und kann andernfalls lebensbedrohlich sein“, sagt Walder. Die bestmögliche Ausstattung der dezentralen und mobilen Notarztversorgung erspare durch die Diagnose vor Ort auch Kosten und Wege.

Trotz der Befassung eines Petitionsausschusses des Tiroler Landtages und intensiven Beratungen mit Ärztekammer sowie Gesundheitskasse in den letzten Jahren ist der Status der medizinischen Versorgung im Defereggental rein rechtlich weiterhin ungeklärt. Der Vorschlag Walders und seiner Kollegen, für diese Kassenstelle die Umwandlung in eine Gruppenpraxis zu genehmigen, verhallt ungehört. „Alternativen nennt man uns aber auch nicht“, stellt der Notarzt die unbefriedigende Situation dar.

Der Mangel an Landärzten werde noch viel drastischer sichtbar werden müssen, bevor sich etwas ändert, meint Walder. „Es ist heute einfach unmöglich, einen jungen Allgemeinmediziner in ein Tal zu versetzen, der dort dann an sieben Tagen der Woche bei Tag und Nacht erreichbar und einsatzbereit ist.“ Ein Bereitschaftsdienst sei nicht mit Freizeit gleichzusetzen. Auch Landärzte hätten ein Recht auf Erholung und Familie. Auf die Frage Gernot Walders, ob nicht Anna Rodemund eine Kassenstelle in einem Osttiroler Tal übernehmen möchte, lächelt die junge Frau: „Lieber nicht.“

Sämtliche disziplinarrechtlichen, verordnungsrechtlichen und strafrechtlichen (Gerichts-)Verfahren, die man gegen Walder angestrengt hatte, wurden inzwischen eingestellt. Gernot Walder wurde in sämtlichen Punkten freigesprochen.

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