„La Guitarra“-Festival eröffnet: Gambia ganz nahe bei Erl
Sona Jobarteh erweiterte in Erl mit einem Mitmachkonzert den musikalischen Horizont.
Von Wolfgang Otter
Erl – Das mit der Akustik ist so eine Sache. Sie kann Feindin oder Freundin sein. In einem Festspielhaus wie in Erl, in dem normalerweise eine Hundertschaft an Instrumentalisten und Sängern auftritt, wurde sie am Donnerstagabend zur Feindin, vielleicht weil die Musik elektronisch verstärkt erklang. Auf alle Fälle fanden im Eröffnungskonzert des Festivals „La Guitarra Erl“ die Sängerin und Griot-Kora-Virtuosin Sona Jobarteh und ihre Mannschaft nicht die ideale Mischung. Da ging die Musikerin mit ihrer zart klingenden Stegharfe, der westafrikanischen Kora, und ihrer Stimme manchmal unter. Schade. Das sei aber der einzige genannte Makel des Abends.
Denn der Auftritt der Musikerin glich einer Explosion der Musikalität und Lebenslust. Besonders Mouhamadou Sarr an den Trommeln war eine Wucht. Was der Mann aus einer afrikanischen Djembe herausholte – sagenhaft! Zusammen mit ihm und Gitarrist Eric Appapoulay, Bassisten Andi McLean und Schlagzeuger Westley Joseph riss Jobarteh die Zuhörer von Anfang an von den Sitzen und ließ sie mitsingen und mitklatschen. Das Quintett hatte so richtig Spaß an der Arbeit. In Gambia, wo die in London geborene Musikerin ihre familiären und musikalischen Wurzeln hat, ist man ein Sitzkonzert offensichtlich nicht gewohnt – und ja, Jobartehs Musik, in der sie Blues und Afropop mit der traditonellen westafrikanischen Musik verbindet, zielt auf die Beine ab, da wird das Sitzenbleiben echt schwer. Aber auch auf die Seele vergisst sie nicht, wenn sie in ihren lyrischen Liedern den westafrikanischen Sonnenuntergang herbeisingt. Da ist dann Gambia ganz nahe bei Erl.
Jobarteh geht es aber nicht nur um Musik. „The Power of Women“ nannte La-Guitarra-Organisatorin Julia Malischnig die diesjährige Reihe. Jobarteh ist stark – und wie: Sie ist eine „Griotte“, eine musikalische Geschichtenerzählerin mit ihrer Kora. In der Tradition war das den Männern vorbehalten – bis Jobarteh kam. Mehr Beweis braucht es für Frauenpower nicht mehr. Belohnt wurde es in Erl mit Standing Ovations des begeisterten Publikums.
Heute Samstag sind ab 20 Uhr Božo Vrećo & Edin Karamazov, Tuck Andress und Patti Cathcart zu hören. Zuvor präsentieren sich ab 18.30 Uhr junge Talente an der Gitarre. Den Abschluss macht am Sontag um 11 Uhr das Duo BartolomeyBittmann.