Aufsichtsbehörde: Zahlreiche zypriotische Pässe illegal vergeben
Mit seiner Vergabepraxis von Staatsbürgerschaften nach der Finanzkrise sorgt Zypern seit längerer Zeit für Empörung. Laut einem Bericht mussten Antragsteller für den sogenannten "goldenen Pass", der etwa Reisefreiheit in der EU gewährt, mindestens 2,5 Millionen Euro investieren.
Nikosia/EU-weit/Brüssel – Die EU-Inselrepublik Zypern hat einen Großteil der in den vergangenen Jahren ausgestellten Staatsbürgerschaften illegal vergeben. Das teilte die staatliche Kontrollbehörde Zyperns am Montag mit. Von 2007 bis 2020 hätten 3517 Menschen und 3810 ihrer engen Verwandten die Staatsbürgerschaft erhalten. Eine sehr große Zahl davon seien "illegale Einbürgerungen" gewesen. Die Verantwortlichen sollten zur Rechenschaft gezogen werden, hieß es.
Die Behörde veröffentlichte am Montag einen 192 Seiten umfassenden Untersuchungsbericht. Für den sogenannten "goldenen Pass", der etwa Reisefreiheit in der EU gewährt, mussten demnach die Antragsteller auf Zypern mindestens 2,5 Millionen Euro investieren. Die Vergabepraxis war in der EU stark kritisiert worden.
Laut Zyperns Präsident Nikos Anastasiades summierten sich die Ausgaben für die Dokumente auf 9,7 Milliarden Euro – Geld, das vor allem wegen der schweren Finanzkrise des Landes im Jahr 2013 dringend nötig gewesen sei. Unter den Menschen, die den zypriotischen Pass erhielten, waren Medienberichten zufolge auch russische Oligarchen. Ihren wurden die Papiere bereits wieder entzogen.
Illegal ist die Vergabe an sich nicht. Große Empörung löste jedoch ein Bericht des TV-Senders Al-Jazira aus, der zeigte, wie hohe Staatsvertreter dabei vorgingen. Dieser führte auch zum Rücktritt des Parlamentspräsidenten – in dem Bericht war zu sehen, wie er einem Interessenten versprach, sein Anliegen "zu regeln". (APA/dpa)