Studie erforschte Zusammenhänge zwischen Corona- und Pilzinfektionen
Die Grazer Med Uni beteiligte sich an internationalen Untersuchungen. Eine Pilzerkrankung im Rahmen einer Covid-Infektion kann zu einer gefährlichen Superinfektion führen.
Graz – Pilzinfektionen zählen bei schweren Covid-19-Infektionen zu den möglichen Begleiterkrankungen. Bisher war aber unklar, welche immunologischen Mechanismen sie befeuern und wie die klinischen Risikofaktoren aussehen. In einer internationalen Studie mit Beteiligung der Med Uni Graz wurde genau das nun untersucht, so Martin Hönigl von der Klinischen Abteilung für Infektiologie der Med Uni Graz am Donnerstag in einer Aussendung.
Dass man nach einer Corona-Infektion an Long-Covid leiden kann, ist vielen in der Bevölkerung bereits bekannt. Aber es gibt daneben auch noch eine weitere, akute und laut Med Uni "sehr bedrohliche Nebenerscheinung": die Pilzerkrankung. Sie kann zu einer gefährlichen Superinfektion führen. Pilzinfektionen im Rahmen einer Covid-Erkrankung gehen mit einer hohen Sterblichkeit einher. Je nachdem, wie früh die Infektion erkannt wird, sterben 50 bis 80 Prozent der Erkrankten.
Drei unterschiedliche Typen wurden bisher identifiziert: Covid-19-assoziierte pulmonale Aspergillose (CAPA), Covid-19-assoziierte Candidiasis (CAC) und insbesondere mit dem Aufkommen der Delta-Variante in Indien die Covid-19-assoziierte Mukormykose (CAM). Viele Studien hätten regionale Phänomene und Aspekte aufgegriffen, ein Blick auf die globale Entwicklung dieser Covid-19-assoziierten Erkrankungen gab es bisher allerdings nicht.
Zusammenhang wird erforscht
Die Studie sollte vor allem zeigen, inwiefern die Pilzerkrankungen tatsächlich mit einer Corona-Erkrankung zusammenhängen und durch Covid-19 mitbedingt sind. "Eine grundlegende Fragestellung und Motivation für unsere Studie war, zu klären, ob CAPA und CAM eigenständige Erkrankungsformen darstellen, die durch spezifische immunologische Mechanismen und Interaktionen mitbedingt werden, oder ob diese rein die Folge von klinischen Risikofaktoren auf der Intensivstation sind und damit Covid-19- und Non-Covid-19-Patienten gleichermaßen betreffen", erklärte Hönigl. Tatsächlich gebe es bei CAPA und CAM durchaus spezifische immunologische Verbindungen zu einer Covid-19-Infektion, bei CAC fehle diese jedoch weitestgehend.
Jener Pilz, der CAPA hervorruft, finde laut der Studie durch die Gewebszerstörung im Rahmen einer Corona-Infektion und der daraus folgenden hohen Zytokinfreisetzung eine perfekte Grundlage, um in das Lungengewebe einzuwachsen. "Insbesondere die Unterdrückung eines spezifischen immunologischen Mechanismus, der Typ-1-Interferon-Immune-Response, welche durch Covid-19 bei schweren Verläufen auftritt, prädisponiert diese Patienten, eine CAPA zu entwickeln. Zusätzlich spielt aber natürlich auch die Covid-19-Therapie auf der Intensivstation mit Dexamethason und Tocilizumab eine wichtige Rolle als Risikofaktor", so Hönigl.
Pilzerkrankung kann Strukturen im Gehirn zerstören
Bei CAM zeige sich ein differenziertes und auch komplexeres Bild: Die Mukormykose tritt zwar weltweit auf, aber am häufigsten in Indien, CAM (oft auch als "Black-Fungus-Pandemie" bezeichnet, Anm.) hat während der Delta-Welle in Indien Schlagzeilen gemacht. Erkrankungen wie unbehandelter Diabetes können es sowohl Corona- als auch CAM-auslösenden Erregern leichter machen, über die Nasenschleimhaut in den Körper einzudringen. In Indien führte das vor allem zur sogenannten rhino-orbitalen bzw. rhino-orbitalen zerebralen Mukormykose. Diese Pilzerkrankung kann Strukturen im Gesicht im Bereich von Augen und Nase und letztlich auch im Gehirn zerstören. In westlichen und reichen Ländern tritt CAM eher selten auf. Überlebende tragen aufgrund der notwendigen Operation lebenslange Entstellungen im Gesicht davon oder verlieren häufig ein oder beide Augen.
Im Gegensatz zu CAPA und CAM gibt es bei der CAC keine direkte Korrelation mit einer Covid-19-Infektion. Tatsächlich handelt es sich dabei um eine Infektion, die vor allem in medizinischen Einrichtungen auftritt. Wichtige Faktoren hier seien überbelegte Intensivstationen, Zentralvenenkatheter, künstliche Ernährung und längerer Aufenthalt auf einer Intensivstation, ging aus der Studie hervor.
Die Behandlungsoptionen unterscheiden sich bei einer Corona-assoziierten Erkrankung derzeit noch nicht von ihren Covid-19-unabhängigen Gegenstücken, allerdings werde aktuell an neuen Klassen von Medikamenten geforscht, die bessere Wirkung zeigen sollten, hieß es in der Aussendung. (APA)