Rapid sensationell in ECL-Play-off gegen Vaduz ausgeschieden
Tunahan Cicek schoss die Gäste zum Sieg, Kevin Wimmer sah Rot. Die Europacup-Saison ist für die Hütteldorfer damit vorbei, erstmals schafft es ein Liechtensteiner Club in die Gruppenphase.
Wien – Der SK Rapid ist am Donnerstagabend gegen den FC Vaduz in ein veritables Debakel geschlittert. Die Mannschaft von Trainer Ferdinand Feldhofer unterlag im Play-off-Rückspiel zur Fußball-Conference-League vor 15.100 entsetzten Zuschauern im Allianz Stadion dem Schweizer Zweitligisten mit 0:1 (0:1) und schied mit einem Gesamtscore von 1:2 aus. Die Hütteldorfer verpassten die Gruppenphase und die damit verbundene Prämie von fast drei Millionen Euro.
Die Grün-Weißen lieferten nach dem mageren 1:1 im Hinspiel erneut eine schwache, aber auch unglückliche Vorstellung ab. Tunahan Cicek brachte die Gäste in Führung (22.), wenig später sah Kevin Wimmer wegen einer Notbremse die Rote Karte (35.). Die Liechtensteiner verteidigten danach die knappe Führung und schafften die Sensation. Während Österreich somit nur durch die Wiener Austria in der Conference League vertreten ist, schaffte erstmals ein Club aus Liechtenstein die Qualifikation für eine Europacup-Gruppenphase. Für Rapid ist die Europacup-Saison vorbei, schon am Sonntag kehrt der Liga-Alltag mit einem schwierigen Heimspiel gegen Sturm Graz zurück.
Im Vergleich zum Hinspiel vor einer Woche im Fürstentum nahm Feldhofer vier Veränderungen in der Startaufstellung vor. So durften die wieder fitten Yusuf Demir und Ferdy Druijf erstmals in dieser Saison von Beginn an ran, dazu gesellten sich noch Jonas Auer und Roman Kerschbaum. Vaduz-Trainer Alessandro Mangiarratti stellte seine Elf an zwei Positionen um und ließ Ex-Rapidler Kristijan Dobras in dessen ehemaliger Fußballheimat starten. Landsmann Manuel Sutter nahm hingegen auf der Bank Platz.
Conference League
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Die grünweißen Fans forderten im Stadion ausdrücklich Wiedergutmachung, und die Rapid-Spieler zeigten sich gewillt. Es waren noch keine drei Minuten gespielt, da hatte Patrick Greil schon das 1:0 auf dem Fuß. Guido Burgstaller kam zentral im Strafraum nicht zum Abschluss und spitzelte den Ball noch zu Greil, der aus wenigen Metern an Benjamin Büchel scheiterte (3.). Wenig später verpassten erneut Greil (10.) sowie Demir (11.) weitere Gelegenheiten.
Vaduz befreite sich langsam aus der Umklammerung und versuchte, immer wieder Nadelstiche zu setzen – mit Erfolg. Mit einem langen Ball von Dobras ließ sich die Rapid-Abwehr aushebeln, Cicek nutzte die Verwirrung in der Hintermannschaft der Gastgeber eiskalt aus und netzte frei vor Niklas Hedl zur Gäste-Führung (22.). Auer machte bei dem Treffer keine gute Figur.
Der Wirkungstreffer der Liechtensteiner saß bei Rapid. Die Hütteldorfer wirkten geschockt, der Offensivfluss war dahin. Und es kam noch schlimmer: Nach einem leichten Ballverlust im Mittelfeld brach Milan Gajic frei Richtung Rapid-Strafraum durch und wurde von Wimmer unsanft mit beiden Händen zu Fall gebracht (35.). Der slowenische Referee Rade Obrenovic zückte für diese Notbremse die Rote Karte, womit die Feldhofer-Truppe in Unterzahl versuchen musste, die Partie zu drehen. Den Freistoß setzte Nicolas Hasler in die Mauer.
Feldhofer reagierte und nahm Greil vom Feld und brachte Leopold Querfeld, um das Loch in der Abwehr, das Wimmer hinterließ, zu füllen (38.). In der Nachspielzeit der ersten Hälfte vergab Druijf den Ausgleich, der Niederländer köpfelte den Ball nach Grüll-Flanke in aussichtsreicher Lage in die Hände von Büchel (45.+3). Danach ging es mit einem gellenden Pfeifkonzert in die Pause.
In der zweiten Hälfte hielt Vaduz zunächst geschickt Ball und Gegner vom eigenen Tor fern und kam selbst zu Chancen. Fabio Fehr scheiterte mit der besten allein vor Hedl, der mit einer starken Parade das 0:2 verhinderte (53.). Die Offensivbemühungen der Rapidler liefen vor allem über Demir, dessen Schüsse aus der Distanz aber nicht den Weg ins Tor fanden (59.,65.). Feldhofer versuchte mit frischem Wind von der Bank, noch einmal Impulse von außen zu setzen und brachte Bernhard Zimmermann und Nicolas Kühn für Druijf und Demir. Kühn fand im Strafraum den freien Kerschbaum, doch dessen Schuss wurde geblockt (72.). Großchancen gab es danach keine mehr.
Bei Vaduz kamen in der zweiten Hälfte auch die beiden Österreicher Manuel Sutter und Anes Omerovic zum Einsatz und durften die Sensation gebührend mitfeiern. Nach Koper aus Slowenien und Konyaspor aus der Türkei steht nun auch Rapid auf der „Abschussliste". (APA)
Auf Düdelingen folgt Vaduz: Europacup-Blamagen von ÖFB-Clubs
Die Europacup-Geschichte österreichischer Fußballclubs weist neben lichten Momenten auch einige Blamagen auf. Am augenscheinlichsten und bei Fans noch in guter Erinnerung ist das Scheitern von Red Bull Salzburg in der Champions-League-Qualifikation gegen den krassen Luxemburger Außenseiter Düdelingen 2012. Rapid erlebte nun gegen den FC Vaduz ein ähnliches Debakel. Einige ausgewählte Europacup-Pleiten von heimischen Clubs:
1972: Die Wiener Austria schlittert im UEFA-Cup in der Saison 1972/73 beim bulgarischen Provinzclub Beroe Stara Zagora in ein 0:7-Debakel (13.9.1972). Auch daheim gab es für Herbert Prohaska und Co eine 1:3-Niederlage (27.9.1972), was einen Gesamtscore von 1:10 ergab.
1979: Nach Europacup-Erfolgen 1978 (Finalist Cup der Cupsieger) und 1979 (Halbfinale Meistercup) folgt für Austria Wien unter Prohaska, Walter Schachner, Felix Gasselich, Robert Sara, Karl Daxbacher etc. in der ersten Runde des Meistercups das Aus gegen die dänischen Semiprofis von Außenseiter Vejle BK. Auswärts setzte es eine 2:3-Niederlage (19.9.1979), ein 1:1 im Rückspiel in Wien (3.10.1979) war schließlich zu wenig.
1987: Die Admira unter Gustl Starek scheidet in der 1. UEFA-Cup-Runde gegen TPS Turku nach einem 1:0-Auswärtssieg (16.9.1987) mit einer 0:2-Heimpleite (30.9.1987) aus – eine Premiere für einen rot-weiß-roten Verein gegen einen finnischen.
2002: Die Premiere des Scheiterns gegen einen zypriotischen Club erlebt der GAK unter Coach Christian Keglevits in der 1. UEFA-Cup-Runde gegen APOEL Nikosia. Das Hinspiel geht u.a. mit Rene Aufhauser, Ronald Brunmayr und Ilco Naumoski 0:2 verloren (19.9.2002), im Rückspiel in Graz reicht es nur zu einem 1:1 (3.10.2002).
2008: Was der GAK konnte, gelingt sechs Jahre später Rapid: Die Hütteldorfer unter Coach Peter Pacult fliegen in der zweiten Qualifikationsrunde zur Champions League gegen den zypriotischen Meister Anorthosis Famagusta nach einem 0:3 auswärts (30.7.2008) und einem Heim-3:1 (6.8.2008) aus dem Bewerb.
2012: Salzburgs Millionen-Truppe erleidet die historische Schmach von Düdelingen. Die Mannschaft von Roger Schmidt verliert in der 2. Qualirunde zur Königsklasse bei Luxemburgs Meister F91 Düdelingen mit 0:1 (17.7.2012), ein 4:3-Heimsieg im Rückspiel (24.7.2012) gegen die Teilzeit-Kicker aus dem Großherzogtum ist aufgrund der Auswärtstorregel zu wenig.
2013: Die Reise von Sturm Graz in die Europa League endet schon in der zweiten Qualifikationsrunde gegen Breidablik. Beim isländischen Club gelingt den Steirern nur ein 0:0 (18.7.2013), daheim in Graz setzt es gar eine 0:1-Schlappe (25.7.2013).
2021: Acht Jahre später bekommt auch die Wiener Austria ihr Breidablik-Trauma. Im Heimhinspiel der 2. Qualirunde zur Conference League kommen die „Veilchen" nicht über ein 1:1 hinaus (22.7.21), in Island geht das Rückspiel beim Außenseiter mit 1:2 (29.7.21) verloren.
2022: Rapid debakelt im Play-off zur Conference League gegen den FC Vaduz. Erreichen die Grün-Weißen in Liechtenstein gegen den in der zweiten Schweizer Liga tätigen Verein ein glückliches 1:1 (18.8.22), kulminiert die Blamage in einer 0:1-Heimniederlage.