G7-Finanzminister brüten über Preisdeckel auf russisches Öl
Offen ist, ob die Pläne ohne Unterstützung großer Schwellenländer wie China und Indien überhaupt Sinn ergeben.
Washington/Berlin (APA/Reuters) - Die Finanzminister der sieben führenden Industrienationen (G7) wollen am Freitag einen Preisdeckel auf russisches Öl vorantreiben. "Ein Deal ist wahrscheinlich", sagte ein europäischer G7-Vertreter im Vorfeld der Nachrichtenagentur Reuters. Unklar ist aber noch, wie viele Details die Gruppe westlicher Demokratien nennen wird und ob die Pläne ohne Unterstützung großer Schwellenländer wie China und Indien überhaupt Sinn ergeben.
Die G7 werden sich für eine Obergrenze aussprechen, ohne die genaue Höhe schon festzulegen, wie ein anderer G7-Vertreter ausführte. Danach werde versucht, weitere Partner für das Vorhaben zu finden. Der deutsche Finanzminister Christian Lindner will sich zu dem Thema am Nachmittag äußern.
Die G7-Gruppe - Deutschland, Frankreich, Italien, Großbritannien, die USA, Kanada und Japan - will nach dem russischen Angriff auf die Ukraine die Öleinnahmen Russlands begrenzen. Gleichzeitig soll aber weiterhin Öl gehandelt werden können und größere Preissprünge vermieden werden. US-Vorstellungen zufolge sollen Finanzdienstleistungen, Versicherungen und der Transport von Ölladungen zusammengefasst werden. Ein Cargo-Unternehmen oder Importeur soll diese Dienstleistungen dann nur noch bekommen, wenn sie sich an eine noch zu bestimmende Obergrenze für russisches Öl halten.
Schiffsversicherungen werden vor allem am Finanzplatz London ausgehandelt. Analysten zufolge können aber Alternativen hierzu gefunden werden, so dass sich die Maßnahmen des Westens am Ende als ineffizient erweisen könnten. Selbst G7-Vertreter räumen ein, dass idealerweise die wichtigen Ölabnehmer China und Indien an Bord sein müssten. Das gilt aber nicht als übermäßig wahrscheinlich.
"Wir wollen den Preisdeckel über die Ziellinie kriegen", sagte der britische Finanzminister Nadhim Zahawi diese Woche in Washington bei einer Veranstaltung, einen Tag nach Beratungen mit US-Finanzministerin Janet Yellen, die die treibende Kraft hinter den Plänen ist. Obwohl das Volumen russischer Öl-Exporte zuletzt zurückgegangen ist, waren die Einnahmen daraus im Juni im Vergleich zum Mai um 700 Millionen Dollar gestiegen. (APA/Reuters)
Ölpreise kräftig gestiegen
Die Ölpreise sind am Freitag nach mehreren Tagen mit Rückgängen wieder gestiegen. Ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent kostete in der Früh 94,20 US-Dollar (94,16 Euro). Das waren um 1,84 Dollar mehr als am Vortag. Der Preis für ein Fass der US-Sorte West Texas Intermediate (WTI) stieg um 1,71 Dollar auf 88,32 Dollar.
In den vergangenen Tagen waren die Erdölpreise deutlich unter Druck geraten. Ausschlaggebend waren mehrere Faktoren, darunter Sorgen über die globale Wirtschaftsentwicklung und der andauernde Kampf vieler Zentralbanken gegen die hohe Inflation. Hinzu kam der starke Dollar, der das in der US-Währung gehandelte Rohöl für viele Interessenten wechselkursbedingt verteuerte und auf der Nachfrage lastete.
Zunehmend rückt die Angebotspolitik des Ölverbunds OPEC+ in den Mittelpunkt. Die rund 20 Staaten wollen an diesem Montag über ihre Förderpolitik beraten. Saudi-Arabien, eines der tonangebenden Mitglieder, hatte unlängst die Möglichkeit einer geringeren Förderung zur Sprache gebracht. Hintergrund sind die zuletzt im Trend gefallenen Erdölpreise, wenngleich das Preisniveau aufgrund des Ukraine-Kriegs weiter hoch ist.