Bezirk Kitzbühel

Gewalt an Frauen nimmt extrem zu, Beratungszentrum Kitzbühel ringt um Geld

Diskutierten über Gewalt an Frauen: Renate Magerle, Marianne Hörl, Veren­a Hauser, Martin Reisenzein und Eva Pawlata (von links).
© Mader

Auch im Bezirk Kitzbühel suchen immer mehr Frauen Schutz. Das Frauen-Beratungszentrum Kitzbühel ringt aber um Geld.

Von Michael Mader

St. Johann i. T. – In Tirol und natürlich auch im Bezirk Kitzbühel suchen immer mehr Mädchen und Frauen Schutz vor Gewalt. Das belegen die Zahlen ganz eindeutig, die gestern von verschiedensten Stellen aufgezeigt wurden.

Im Medicubus des Bezirkskrankenhauses St. Johann machten u. a. Renate Magerle, Obfrau des Mädchen- und Beratungszentrums Kitzbühel, Eva Pawlata, Geschäftsführerin des Gewaltschutzzentrums Tirol, Bezirkspolizeikommandant Martin Reisenzein, Marianne Hörl von der BH Kitzbühel und Verena Hauser von der Opferschutzgruppe des BKH Kitzbühel darauf aufmerksam.

Alleine im Bezirk Kitzbühel gab es bis vorgestern 72 Betretungs- und Annäherungsverbote, im ganzen Jahr 2021 waren es 47. „85 Prozent aller Gewaltbetroffenen werden im Schnitt fünf Mal im Jahr bei uns vorstellig“, sagt Hauser. Wo Betroffene im Bezirk Kitzbühel Beratung und Hilfe erwarten können, ist beim Mädchen- und Frauen-Beratungszentrum: Hier explodieren nicht nur die Zahlen – im Jahr 2021 waren es noch 2845 Beratungen, heuer wird man wohl auf über 3500 kommen –, sondern auch die Kosten.

Laut Magerle bekommt der Verein 5950 Euro vom Bund, 17.000 vom Land und heuer bislang 18.700 Euro von den Gemeinden des Bezirks. Der Finanzierungsbedarf betrage aber rund 100.000 Euro. Während etwa alleine 10.000 Euro aus St. Johann kommen, waren Aurach, Brixen, Reith und Schwendt nicht bereit, den Verein zu unterstützen. Nicht einmal St. Ulrich und Westendorf, wo zur Zeit der Antragstellung die einzigen beiden Bürgermeisterinnen im Bezirk im Amt waren, leisteten einen Beitrag.

Großes Hindernis ist, wie berichtet, dass der Verein keine anerkannte Frauenservicestelle ist. „Wir erfüllen alle Kriterien bis auf eines: Wir bräuchten gleich viel Förderung einer Gebietskörperschaft wie die zu erwartende Förderung des Bundes. Hier beißt sich die Katze in den Schwanz“, ärgert sich Magerle. Der vergleichbare Verein Evita in Kufstein habe im Jahr 2021 vom Land eine Subvention von 88.780 Euro bekommen, obwohl es im Bezirk Kitzbühel 1000 Nächtigungen mehr von Frauen in den Notwohnungen gab.

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