Somalia

Hungersnot in Somalia: Bisher 700 Kinder gestorben

Äthiopien, Kenia und Somalia erleben gerade ihre schlimmste Dürreperiode seit 40 Jahren.
© Yasuyoshi CHIBA/AFP

Die Dunkelziffer dürfte viel höher sein. 750.000 Menschen wurden aufgrund vier ausgefallenen Regenzeiten und der damit verbundenen Dürre vertrieben. Die Situation in Somalia soll voraussichtlich bis mindestens kommenden März kritisch bleiben.

Mogadischu – In Somalia sind nach Angaben des UN-Kinderhilfswerks Unicef seit Jahresanfang über 700 Kinder verhungert. Die Dunkelziffer liege wahrscheinlich weitaus höher, weil viele Todesfälle nicht erfasst würden, teilte die Unicef-Vertreterin für das afrikanische Land, Wafaa Saeed, am Dienstag mit.

Die Todesfälle unter Kleinkindern wurden in Hilfszentren im ganzen Land erfasst. In diesen Anlaufpunkten werden Nahrungsmittel verteilt und eine sehr begrenzte medizinische Versorgung angeboten. Am Horn von Afrika zeichnet sich ab, dass in der Regenzeit zum fünften Mal in Folge Niederschläge ausbleiben und die Hungersnot verschärfen.

Masern und Hunger sorgen für Kindersterben

Bisher wurden rund 730 Todesfälle in den Zentren erfasst, erklärte Saeed. Die Zahl könnte aber weitaus höher liegen. Der Unicef-Sprecher für Somalia, Victor Chinyama, sagte: "Wir haben nicht das vollständige Bild. Ich habe sehr, sehr viele Familien getroffen, deren Kinder auf dem Weg zu den Zentren gestorben sind." Nach Unicef-Angaben erkranken auch immer mehr Kinder an anderen Krankheiten wie Cholera, Malaria oder Masern. In den vergangenen Monaten wurden rund 13.000 Masern-Fälle registriert. Knapp 80 Prozent davon betrafen Kinder unter fünf Jahren.

"Wir werden Zeugen eines Kindersterbens in einem unvorstellbaren Ausmaß werden, wenn wir nicht schnell handeln", warnte die Leiterin der Somalia-Abteilung des Dänischen Flüchtlingsrates, Audrey Crawford. Bereits 2011 fielen in Somalia über eine Viertel Million Menschen einer Hungersnot zum Opfer, die meisten von ihnen Kinder.

Spenden für Somalia nahmen in den vergangenen Wochen zu. Die UN hatten aufgerufen, 1,47 Milliarden Euro für den Kampf gegen die Hungersnot aufzubringen. Davon sind bisher 67 Prozent eingesammelt worden. Vertreter von Hilfsorganisationen warnen, diese Hilfen kämen zu spät, es werde jetzt noch mehr Geld benötigt.

USA versprechen 708 Millionen Euro Hilfe

Die USA wollen Somalia mit Hilfsgütern im Wert von 708 Millionen Euro bei der bevorstehenden Hungersnot unterstützen. Das teilte die US-amerikanische Behörde für Entwicklungszusammenarbeit USAID am Dienstag mit.

Laut den Vereinten Nationen steht in dem Land am Horn von Afrika eine dramatische Hungersnot unmittelbar bevor. Zwischen Oktober und Dezember seien die Regionen Baidoa und Burhakaba voraussichtlich von Hunger betroffen. Grund dafür sind vier ausgefallene Regenzeiten in Serie, was einen Zeitraum von zwei Jahren umfasst. Jahrelange Gewalt haben außerdem laut UN die Versorgung der Bevölkerung mit Nahrungsmitteln behindert.

Nach Angaben der Vereinten Nationen wurden wegen der Dürre in diesem Jahr 750.000 Menschen aus ihren angestammten Regionen vertrieben. Die Situation in Somalia bleibe voraussichtlich bis mindestens kommenden März kritisch. (dpa)