Innsbruck

Innsbrucker Sozialamt zieht Bilanz: „Wir sind das letzte soziale Netz“

Klare Botschaft des Sozialamts in Innsbruck: nur keine Scheu. 115 Millionen Euro wurden über die Behörde 2021 verteilt.

Von Marco Witting

Innsbruck – Es sind gigantische Summen, die vom Innsbrucker Sozialamt verteilt werden. 115 Millionen Euro an Bundes-, Landes- und Stadtgeldern werden hier vergeben. 26 Millionen Euro für die Mindestsicherung beispielsweise. Doch hinter jedem Euro steht auch eine Geschichte, hinter jedem Euro steckt ein Schicksal. „Wir sind das letzte soziale Netz für Menschen in der Stadt und sind uns dieser Verantwortung auch bewusst“, sagte Amtsleiter Markus Warger im Zuge der Bilanzpressekonferenz gestern in Innsbruck. Und so wie es aussieht, werden in den kommenden Monaten mehr Menschen dieses soziale Netz in Anspruch nehmen müssen.

Quantifizieren könne man die Steigerung nicht, da war man sich gestern einig. „Eine Prognose ist schwer. Klar ist aber auch: Die Zeiten werden nicht besser“, sagte Warger schließlich. Vizebürgermeister Hannes Anzengruber (VP), in der Stadt für Soziales zuständig, stand daneben und fügte an: „Alle, die Hilfe benötigen, werden Hilfe bekommen.“ Einhelliger Tenor: keine Scheu zeigen und sich Hilfe holen, wenn man sie braucht.

Kurz zu den Zahlen: 2021 wurden 6572 Personen (Haushaltsverbandsangehörige) über die Mindestsicherung und 2932 Personen über die Abteilung REHA unterstützt. Gesamt stehen in Innsbruck insgesamt 1444 stationäre Pflegeplätze zur Verfügung. Finanziell heißt das: Im Bereich REHA (Menschen mit psychischer und physischer Beeinträchtigung) wurden 49,1 Millionen Euro ausbezahlt, für die stationäre Pflege 36,6 Millionen Euro und für die Mindestsicherung 26 Millionen Euro. Zudem wurden 3,3 Millionen Euro an Sozialsubventionen gewährt.

Nackte Zahlen – das Bauchgefühl soll da aber nicht zu kurz kommen. Etwa wenn die Referatsleiterin REHA (Rehabilitation und Behindertenhilfe) Michaela Lanzanasto sagt: „Es brauchen mehr Menschen Hilfe im psychischen Bereich. Die Zahlen dafür kriegen wir erst nächstes Jahr. Aber unser Bauchgefühl sagt das.“ Die Gründe sind so bekannt wie folgenschwer. Corona. Finanzielle Ängste. Jobverlust. Die Art der Hilfe in dem Bereich ist so vielfältig wie die Aufgabe. Vom Umbau eines Fahrzeuges bis hin zu einem Lichtwecker für Menschen mit Hörbeeinträchtigungen.

Auch während der Pandemie hat es keine Steigerung bei den Mindestsicherungsbeziehern in Innsbruck gegeben. Referatsleiterin Enesa Bajric erklärt das mit gestiegenen Unterstützungen, wie etwa der Kurzarbeit, die während der Pandemie ein Abrutschen verhindert hätten. Aktuell beziehen Menschen aus 80 Ländern in Innsbruck die Mindestsicherung. Wenig überraschend ist die Altersgruppe der 19- bis 34-Jährigen in dieser Kategorie führend. Das ist auf das Asylwesen zurückzuführen. Erst im Laufe der Jahre, mit entsprechenden Deutschkenntnissen, könnten diese Menschen dann in den Arbeitsmarkt besser integriert werden.

Anzengruber lobte vor allem auch den Einsatz der Sozialvereine (von der Katharina-Stube bis zum Vinzibus) in der Stadt und die unermüdliche Hilfe der Ehrenamtlichen. Diese würden für den „sozialen Zusammenhalt in der Stadt“ sorgen.

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