Klimawandel

Forscher berichten: Anhaltender Klimawandel bedroht auch Eishöhlen in Österreich

Charlotte Honiat und Tanguy Racine vom Institut für Geologie verpacken im Guffert Eisschacht Eisproben für die Analyse im Labor.
© Christoph Spötl

Ein Geologen-Team der Universität Innsbruck dokumentiert umfassende Eisverluste- und -gewinne in alpinen Eishöhlen der vergangenen 2000 Jahre.

Innsbruck – Weltweit gibt es mehrere tausend dokumentierte Eishöhlen, Österreich zählt zu den Ländern mit der größten Dichte an Eis führenden Höhlen – allerdings sind nur wenige detailliert untersucht. Ein Team aus Forscherinnen und Forschern der Universitäten Innsbruck und Belfast hat nun über die vergangenen Jahre acht schachtförmige Eishöhlen in Tirol, der Steiermark, Oberösterreich und Kärnten eingehend analysiert. In Tirol wurden die Hundsalm Eis- und Tropfsteinhöhle und der Guffert Eisschacht genau unter die Lupe genommen.

Für die jüngere Vergangenheit ist die Bilanz der Eishöhlen klar negativ: „Nicht nur Gletscher zeigen eine überdurchschnittlich negative Massenbilanz besonders in den letzten Jahrzehnten. Auch das Eis der Eishöhlen ist vom Temperaturanstieg und den rückläufigen Niederschlagsmengen stark betroffen“, sagt Tanguy Racine aus der Arbeitsgruppe für Quartärforschung rund um Christoph Spötl am Institut für Geologie. „Wir sehen eine Geschwindigkeit des Eisrückgangs, die in keiner Periode in unserem Messzeitraum der letzten 2000 Jahre zu beobachten war“, betont Racine und nennt einige Beispiele: Das Monitoring im Guffert Eisschacht in Steinberg am Rofan ergab einen Rückgang der Schneeoberfläche um fast drei Meter zwischen 2019 und 2021. Die Eisgruben Eishöhle am Sarstein in Oberösterreich hat innerhalb von 40 Jahren zehn Meter Eisdicke verloren. Der Eisverlust im Kraterschacht im Sengsengebirge Oberösterreichs beträgt 20 Meter in 20 Jahren.

Die Erklärung für diese Entwicklung ist analog zu den Gletschern der menschgemachte Klimawandel. „Besonders für die mittleren und kleineren Eishöhlen müssen wir davon ausgehen, dass sie in den nächsten Jahren bis Jahrzehnten massiv an Eismasse einbüßen oder sogar gänzlich eisfrei werden“, verdeutlich Racine. „Die Uhr tickt laut.“

Das Alter der oft viele Meter dicken Eisschichten in den Höhlen haben die Forscher mithilfe der Radiokarbon-Methode ermittelt. Dabei haben sie sich auf kleinste Einschlüsse von Holz in den Eisschichten konzentriert. Das Alter dieser Holzreste, die von außen in die Höhlen gefallen sind, lässt sich genau bestimmen. (TT)

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