Balkanroute: „Schockierendes Ausmaß" an Gewalt gegen Kinder und Jugendliche
Grundlage des Berichts der Organisation "Save the Children" sind Interviews mit 48 Buben und Mädchen im Alter zwischen 13 und 19 Jahren in Serbien und Bosnien-Herzegowina.
Brüssel – Kinder auf der Flucht über die Balkanroute in Richtung der EU sind nach einem Bericht der Organisation Save the Children häufig Schlägen, sexuellem Missbrauch und anderen Formen der Gewalt durch Erwachsene ausgeliefert. Es gebe ein "enormes Ausmaß von Gewalt und einen eklatanten Mangel an Schutzvorkehrungen für minderjährige Geflüchtete in Europa", teilte die Kinderrechtsorganisation zur Veröffentlichung des Berichts "Wo wir auch hingehen, tut uns jemand Gewalt an" mit.
Grundlage des am Dienstag veröffentlichten Reports sind ausführliche Interviews mit 48 Kindern im Alter von 13 bis 19 Jahren in den Nicht-EU-Ländern Serbien und Bosnien-Herzegowina. Sie seien im Schnitt bereits seit vier Jahren auf der Flucht gewesen.
Save the Children macht vor allem die Europäische Union für die Erfahrungen der Kinder verantwortlich. "Weil sich Europa auf die Abschreckung von Ankommenden konzentriert, sind Kinder schockierender Gewalt durch Polizei und Grenzschutz ausgesetzt – Gewalt, die ungestraft bleibt", sagte Direktorin Ylva Sperling. Die EU und die Regierungen müssten unverzüglich handeln. "Sie sollten Kindern auf der Flucht den Zugang zu sicheren, geregelten und legalen Migrationsrouten ermöglichen."
"Ständige Gefahr, geschlagen oder sexuell misshandelt zu werden"
Vor allem unbegleitete Kinder auf der Flucht seien gefährdet, Opfer von Gewalt zu werden, hieß es. Viele müssten im Freien übernachten oder "mit fremden Erwachsenen in heruntergekommenen Gebäuden hausen – unter der ständigen Gefahr, geschlagen oder sexuell misshandelt zu werden".
Insbesondere alleinreisende Buben, die deutlich häufiger ohne Begleitung unterwegs sind als Mädchen, seien einem erheblichen Risiko ausgesetzt, Opfer sexueller Gewalt zu werden. Viele Kinder und Jugendliche kompensierten das Erlebte mit Alkohol und Drogen. Außerdem gebe es viele Fälle von Selbstverletzungen bis zu versuchten Selbsttötungen. (TT.com, APA)
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