Riot Ensemble in Innsbruck: Ungebremster Trip durch die Klangfarben
Das Riot Ensemble lud ins ORF-Landesstudio: Auf dem Programm drei neue Stücke junger KomponistInnen, also drei Zugänge zu zeitgenössischer Musik.
Innsbruck – Man stelle sich einen gigantischen Sampler vor, außer Kontrolle, wild blinkend, dysfunktional, kreischend Klänge plärrend. Einen solchen hat sich Alex Paxton erdacht. Für ein klassisches Ensemble. Mit der Komposition „Shrimp BIT Babyface“ jedenfalls schickt der 32-Jährige die MusikerInnen des Riot Ensembles auf einen wilden Trip. Schnell und ungebremst rauschen die MusikerInnen durch das Stück. Pause gibt es höchstens für das Flirren von 8-Bit-Chiptunes, also dem Sound älterer Computergames – oder für ein kurzes Maunzen einer Katze.
Es ist das erste Mal, dass Alex Paxtons Auftragswerk am Montagabend vor Publikum zu hören ist. Das hochdekorierte Londoner Riot Ensemble unter der Leitung von Aaron Holloway-Nahum brachte es im Rahmen der Klangspuren im Studio 3 des ORF Landesstudios in Innsbruck zur Uraufführung. Erst kurz vor Beginn trafen sich Dirigent und Komponist zum ersten Mal, erzählt Holloway-Nahum vorab. Die Proben hätten aber auch ohne ihn Spaß gemacht.
Mit Eröffnung der Klangspuren haben die MusikerInnen als „Ensemble in Residence“ in Schwaz Quartier bezogen. Auf dem Programm des Abends in Innsbruck stehen zwei weitere Stücke – und damit zwei weitere Zugänge zu zeitgenössischer Musik: In Farzia Fallahs erstaufgeführtem „This Burning Mass – A Feast of Colours“ stehen die Klangfarben im Zentrum. Spielerisch kitzelt Fallah die Klänge aus den Streichinstrumenten hin zu düsteren Pianopassagen, bevor sich am Schluss der Sound aufs Neue erhellt.
Aufs Allernötigste reduziert hingegen ist Naomi Pinnocks uraufgeführtes „(it looks like someone lived there)“ – ein Stück, simpel und direkt und mit viel Platz zum Durchatmen. Ein guter Gegensatz also zu Paxtons Sampler. Und insgesamt ein klanglich beeindruckender Abend. (bunt)