Ausbau soll eingedämmt werden: Zwist mit EU um Holz als Biomasse
Österreich setzt bei erneuerbarer Energie stark auf Holz. Dass die EU den Ausbau eindämmen will, sorgt für Entsetzen.
Wien – Das EU-Parlament will gegen die Abholzung von Wäldern vorgehen und die Förderung für Holz als Biomasse zur Erzeugung erneuerbarer Energie einschränken. Für die österreichische Energie- und Forstwirtschaft wäre das fatal.
In Österreich wurde in den vergangenen Jahren kräftig in den Ausbau von Biomasseanlagen investiert. Insgesamt 2397 Biomasse-Heizwerke liefern in Österreich 6,4 Terawattstunden Wärme, weitere 151 liefern neben Wärme auch Strom. Knapp ein Drittel der hierzulande verbrauchten Energie wird mittels erneuerbarer Energieträger erzeugt, Biomasse hat daran mit 53,5 Prozent den größten Anteil.
Das EU-Parlament will vor allem den Einsatz von Primärholz – welches direkt aus Wäldern entnommen wird – zur Energiegewinnung einschränken und zieht als Argumentation unter anderem den weltweiten Rückgang der Wälder heran. Nur noch die Durchschnittsmenge an Primärholz der Jahre 2017 bis 2022 soll deshalb als erneuerbare Energie gefördert werden dürfen. Ein weiterer Ausbau der Biomasse wäre damit gestoppt, die „Energiewende verunmöglicht“, warnt Landwirtschaftsminister Norbert Totschnig (ÖVP). „Den nachwachsenden Rohstoff Holz und Biomasse nicht mehr als erneuerbare Energiequelle zu nutzen, aber stattdessen Kohlekraftwerke zu aktivieren, passt nicht zusammen.“ Er verweist unter anderem darauf, dass die europäischen Wälder in den vergangenen 30 Jahren um 14 Millionen Hektar angewachsen sind. „In Österreich wächst der Wald täglich um sechs Hektar. Es wächst mehr Holz nach, als entnommen wird“, so Totschnig. Zudem werde hierzulande auf eine aktive Waldbewirtschaftung gesetzt, welche mehr CO2 binde als ein nicht bewirtschafteter Wald. Auch der österreichische Biomasseverband und der Verband Land&Forstbetriebe bemängeln, dass vom EU-Parlament keine Rücksicht auf regionale Besonderheiten genommen werde. Der Landwirtschaftsminister will nun auf EU-Ratsebene gegen den Plan des Parlaments vorgehen.
Umweltschützern gehen die angedachten EU-Regeln hingegen nicht weit genug. Robin Wood und andere Organisationen reichten eine Nichtigkeitsklage ein, weil Projekte für Bioenergie und Forstwirtschaft in der EU als nachhaltig gelten. Brüssel bewerte damit auch „umweltschädliche und zerstörerische Tätigkeiten als nachhaltig“, kritisierte die Anwältin Clémentine Baldon in Brüssel. (ecke)