Klimaforschung

Tiroler Forscher wiesen historische „Megadürren" in Monsun-Hotspot nach

Tropfsteine geben Aufschluss über die einstigen klimatischen Begebenheiten.
© Gayatri Kathayat

In indischen Monsun-Gebieten fällt im Jahresmittel besonders viel Regen. Dass dies in den vergangenen Jahrhunderten nicht immer so war, wies nun ein internationales Forscherteam unter Innsbrucker Beteiligung nach.

Innsbruck – Selbst in einer der niederschlagsreichsten Regionen der Erde gab es im vergangenen Jahrtausend ausgedehnte Trockenperioden. Bei der Analyse von Höhlenablagerungen aus dem nordostindischen Bundesstaat Meghalaya zeigten u.a. Tiroler Forscher, dass Dürren dort mitunter Jahrzehnte andauerten. Der indische Sommermonsun sei demnach also wandlungsfähiger als bisher angenommen. Blieb er aus, gab es Hungersnöte und politische Umwälzungen, berichten die Forscher im Fachblatt PNAS.

In etwa elf Meter Regen fallen pro Jahr in der Region Meghalaya. Das ist in etwa die zwanzigfache Menge im Vergleich zum Jahresmittel von Wien, erklärte Christoph Spötl vom Institut für Geologie der Universität Innsbruck. Der Grund dafür ist, dass hier vor allem in der Zeit des Sommermonsuns die feuchte Luft vom Indischen Ozean kommend auf das Himalaya-Gebirge trifft und ausregnet. Die Erstautorin der Studie, Gayatri Kathayata, von der Xi'an Jiaotong University (China) konnte in der in dem Gebiet liegenden Mawmluh-Höhle zwei Tropfsteine (Stalagmiten) bergen, die Aufschluss über die einstigen klimatischen Begebenheiten liefern.

Tropfstein-Analyse gibt Aufschluss über Trockenperioden

Die Innsbrucker Forscher um Spötl arbeiten schon lange mit asiatischen Kollegen in Sachen Rekonstruktion des Klimas zusammen. Dabei geht es vor allem um das Paläo-Klima, sprich die Zeit vor detaillierten Wetteraufzeichnungen. Diese etablierte die Kolonialmacht Großbritannien ab dem Jahr 1871 in der Region. Ab diesem Zeitpunkt habe sich der indische Sommermonsun relativ stabil präsentiert. Größere Ausfälle mit fast ausbleibenden Niederschlägen gab es seither kaum.

Dass das nicht immer so gewesen ist, zeigen aber historische Aufzeichnungen, die von Hungersnöten berichten. Die gab es vor allem dann, wenn der Monsun ausblieb, so die Forscher. Wann genau das der Fall war, lässt sich mit modernen Analysemethoden anhand von Sauerstoffisotopen-Daten aus Höhlen-Ablagerungen herausfinden. Diese Informationen können in einstige Niederschlagsmengen umgerechnet werden.

Klare Hinweise auf jahrzehntelange Dürren

In den nunmehrigen Daten fänden sich klare Hinweise auf "Megadürren", die sich über mehrere Jahrzehnte hinweg gezogen haben. Diese verheerenden Perioden gingen sehr oft einher mit historisch dokumentierten Hungersnöten, die "auch immer wieder zu politischen Umwälzungen führten", so Spötl. Tatsächlich fand sich um das Jahr 1800 die letzte lange anhaltende, intensive Dürrephase. Noch länger fiel eine ähnliche Periode um das Jahr 1600 aus. Auch um 1300 und 1400 gab es sehr wenig Niederschlag. Der Monsun blieb damals zum Teil nahezu komplett aus, so die Wissenschafter.

Wie unterschiedlich der indische Monsun in der Großregion ausfallen kann, zeigt sich auch heuer mit den sehr starken Niederschlägen, die in Pakistan rund ein Drittel des Landes unter Wasser gesetzt haben. Laut der Einschätzung vieler Experten spielt hier der vom Menschen verursachte Klimawandel bereits eine mitentscheidende Rolle.

Die neuen, aus den Tropfsteinen gewonnenen, bisher unerreicht genauen Daten würden jedenfalls zeigen, dass der vermeintlich recht stabile Monsun bereits früher zu Extremen geneigt hat – und das mitunter über mehrere Jahrzehnte hinweg. Die Forscher "plädieren daher dafür, diese Erkenntnisse aus der Klimageschichte des größten Monsun-Systems der Welt sowohl in zukünftige Klimamodellierungen als auch in politische Entscheidungen für Anpassungsstrategien einfließen zu lassen", so Spötl. (TT.com, APA)

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