Landtagswahl 2022

Markus Abwerzger: Ein Duellant mit guter Trefferquote

Markus Abwerzger könnte es durchaus passieren, am Ende nur als Oppositionsführer da zu stehen.
© Thomas Böhm

Der FP-Spitzenmann verliert zwar das „Duell um Tirol", gewinnt aber Stimmen und überholte die SPÖ.

Wien, Innsbruck – Für Markus Abwerzger hat sich das von der FPÖ ausgerufene „Duell um Tirol" durchaus ausgezahlt. Zwar konnte man der ÖVP nicht Platz eins abjagen, was wohl auch kaum jemand ernsthaft geglaubt hatte, doch überholten die Freiheitlichen die SPÖ und belegten Platz zwei. Dies hängt nicht nur an der Proteststimmung, sondern durchaus auch am Spitzenkandidaten. Der gebürtige Vorarlberger schaffte es, den lokalen Freiheitlichen den Hauch Bürgerlichkeit zu verleihen, der es auch Wählern aus dem klassischen ÖVP-Umfeld offenbar ermöglichte, für einmal auf die blaue Karte zu setzen.

Dass hinter Rechtsanwalt Abwerzger durchaus auch radikaler anmutende Kräfte in der FPÖ werken, wurde die ÖVP nicht müde zu betonen. Freilich, genutzt hat das den Schwarzen nur bedingt, war doch im Wahlkampf an vorderster Front stets der sich seriös gebende Spitzenkandidat zu sehen.

Der nutzte seine Rolle auch durchaus aus. In einem eher ungewöhnlichen Schritt schrieb Abwerzger einen Brief an ÖVP-Wähler, -Funktionäre und -Sympathisanten, diesmal ein „Stück des Weges" mit der FPÖ zu gehen und inszenierte die Seinen als die wahre „bürgerliche Partei. Dass er sich zum Landeshauptmannkandidat proklamierte, war im schwarzen Kernland Tirol fast schon Majestätsbeleidigung.

Dennoch könnte es Abwerzger durchaus passieren, am Ende nur als Oppositionsführer da zu stehen. Wenn sich Schwarz-Rot ausgeht, wie es derzeit klar aussieht, dürften es die beiden Traditionsparteien miteinander versuchen.

Die Freiheitlichen jubelten nach der ersten Hochrechnung.
© Daniel Schoenherr

Mit der Oppositionsrolle hat der 46-jährige Dornbirner ohnehin seine Erfahrungen. Burschenschafter Abwerzger, der schon im Ring Freiheitlicher Jugend und im Ring Freiheitlicher Studenten aktiv war, konsolidierte, seit er 2013 von der Spitze der Innsbrucker FPÖ die Tiroler Blauen übernahm, die damals kriselnde Partei, verjüngte sie und würdigte auch im Wahlkampf deren Einigkeit. Nicht recht dazu passte allerdings, dass es u.a. wegen der Listenerstellung in zwei Bezirksorganisationen gärte und Rücktritte setzte.

Inhaltlich fuhr die FPÖ bei aller Betonung der Bürgerlichkeit ihr übliches Programm - Nein zu Corona-Maßnahmen und Zuwanderung („Abflug statt Asylbetrug"). Slogans dieser Art kontrastieren zum sonstigen Auftreten des erfolgreichen Anwalts, der an sich auch bei anderen Parteien persönlich ganz wohl gelitten ist, allerdings sich auch von Anfang bundespolitisch auf die Seite des radikaleren Kurses von Herbert Kickl schlug.

Privat ist Abwerzger, der mittlerweile in Axams nahe Innsbruck lebt, verheiratet und Vater einer Tochter. In seiner Vorarlberger Jugend galt er als talentierter Fußballer, mittlerweile hält er sich mit Schnellgeh- und Laufrunden fit. Unterhalten fühlt sich der Anwalt durch Gerichtsserien. (APA)

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