BP-Wahl 2022

Nach VdB-Sieg: So reagierten die Mitbewerber auf das Wahlergebnis

Walter Rosenkranz (l.), Dominik Wlazny (m.) und Tassilo Wallentin landeten auf den Plätzen zwei bis vier. Das angepeilte Ziel einer Stichwahl gegen Amtsinhaber Van der Bellen wurde nicht erreicht.
© APA

Amtsinhaber Alexander Van der Bellen wird eine zweite Amtszeit als Bundespräsident Österreichs antreten. Seine sechs Kontrahenten gaben sich mit ihren Ergebnissen großteils zufrieden, obwohl das Ziel "Stichwahl" verfehlt wurde.

Innsbruck – Aus einer angepeilten Stichwahl mit dem Amtsinhaber Alexander Van der Bellen wurde nichts – und dennoch gab sich ein Großteil der Kandidaten zur Bundespräsidentenwahl mit dem eigenen Ergebnis zufrieden. Für den Wahlsieger gab es Gratulationen, so mancher Kandidat muss sich jetzt Gedanken über die Zukunft machen.

FPÖ-Rosenkranz "sehr zufrieden" trotz verfehltem "ersten Ziel"

Der freiheitliche Hofburg-Kandidat Walter Rosenkranz zeigte sich "sehr zufrieden" mit seinem Abschneiden. Zwar sei das erste Ziel, eine Stichwahl, nicht erreicht worden, sagte er. Allerdings das zweite, nämlich den zweiten Platz zu erreichen. Zudem habe das Hochrechnungsergebnis auch alle Umfragen übertroffen.

Seinen Herausforderern – inklusive Amtsinhaber Van der Bellen – gratulierte Rosenkranz und fügte hinzu: "Ich habe sie auch ein bisschen lieb gewonnen." Bereits am Montag will der FPÖ-Kandidat wieder in seinem Büro als Volksanwalt arbeiten, kündigte er an.

📽️ Video | Rosenkranz "sehr zufrieden" mit Abschneiden

Zuvor ging es für Rosenkranz aber noch zur freiheitlichen Wahlparty, die im Wiener Innenstadtlokal Vino – direkt neben der ÖVP-Parteizentrale – stattfand. Zwar war der Andrang überschaubar, die Stimmung jedoch durchaus optimistisch und mit fortschreitender Zeit zunehmend ausgelassen. Gegen 19.30 Uhr wurde Rosenkranz zu Falcos "Helden von heute", zu dem bereits Ex-FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache des öfteren bei Veranstaltungen eingezogen war, mit Applaus begrüßt.

Man habe es leider nicht geschafft, Van der Bellen "in seine wohlverdiente Pension zu schicken", bedauerte Rosenkranz zwar vor seinen Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen, aber "die Österreicher und Österreicherinnen haben entschieden und das müssen wir auch entsprechend akzeptieren", sagte er. Außerdem sei das blaue Ergebnis von vielen Meinungsforschern nicht prognostiziert worden. "Der Beinschabismus lebt nach wie vor fröhliche Urständ", meinte Rosenkranz in Anspielung auf die ÖVP-Umfrageaffäre.

Wer bei der blauen Wahlparty – wie bereits beim Wahlkampfabschluss nicht erschienen war: FPÖ-Obmann Herbert Kickl, der wegen eines grippalen Infekts zu Hause bleiben musste.

Wallentin sieht "sensationelles" Ergebnis

Der Rechtsanwalt Tassilo Wallentin bezeichnet sein Ergebnis bei der Bundespräsidentenwahl angesichts seiner geringen finanziellen Mittel als "sensationell". "Umgelegt auf eine Nationalratswahl wäre das ein Erdrutschsieg", meinte Wallentin in einer ersten Reaktion in der Wahlkampfzentrale. Der frühere Krone-Kolumnist wurde im Wahlkampf finanziell von Magna-Gründer Frank Stronach unterstützt.

Laut Hochrechnungen liegt Wallentin in etwa gleichauf mit dem Musiker Dominik Wlazny mit einem Stimmenanteil von rund acht Prozent auf Platz drei. Seine politische Zukunft ließ Wallentin offen – darüber habe er noch keine Entscheidung getroffen.

📽️ Video | Grosz und Wallentin mit eigenen Ergebnissen zufrieden

Wlazny: "Uns gehört die Zukunft"

Für die Unterstützerinnen und Unterstützer von Präsidentschaftskandidat Dominik Wlazny ist der Ausgang der Wahl ein Grund zum Feiern. Bei der Wahlparty im Schutzhaus auf der der Schmelz wurde der Bierpartei-Gründer mit großem Jubel empfangen. Von Sprechchören begleitet kam Wlazny auf die Bühne im gut gefüllten Saal und bedankte sich mit einer tiefen Verbeugung. Nach der ersten Hochrechnung habe er "die Zahlen sacken lassen müssen".

Das schien mittlerweile passiert. "Ich bin überwältigt", fuhr Wlazny fort, "wir haben den dritten Platz geschafft". Besonders freue er sich über den zweiten Rang in Wien, der Saal tat das mit ihm und applaudierte frenetisch. Wobei er in beiden Fällen freilich das mögliche Ergebnis der Briefwahl-Auszählung vorweg nahm. Im Sonntagabend verkündeten vorläufigen Endergebnis ist Wlazny österreichweit Vierter und in Wien Dritter.

Für Freude beim durchwegs jungen Publikum sorgte jedenfalls auch die Nachricht, dass es der Bierpartei-Kandidat bei den unter 30-Jährigen gar in die Stichwahl geschafft hätte. Das Motto für den restlichen Abend war klar. "Heute feiern wir einfach einmal", rief Wlazny in die Menge und sprach auch gleich eine Kampfansage aus: "Uns gehört die Zukunft."

📽️ Video | Wlazny nach ersten Hochrechnungen zufrieden

Seine Fans stimmten zu, die Lautstärke hätte wohl auch von einem Konzert der Wlazny-Band Turbobier stammen können. Im Anschluss an die Rede folgte eine Tombola mit Verlosung der Wahlplakate, ehe die Party mit Musik und kalten Getränken fortsetzte.

Grosz sieht "Achtungserfolg"

Anlass für großen Jubel gab es Gerald Grosz nicht. Aus seinem Ziel, Amtsinhaber Alexander Van der Bellen in eine Stichwahl zu zwingen, wurde nichts. Sein eigenes Ergebnis von knapp sechs Prozent sei ein "Achtungserfolg", mit "lediglich 23.000 Euro Budget und ohne Parteiapparat im Hintergrund" sei er zufrieden, sagte er.

Im Beisein seines Ehemannes und einigen Journalisten und Journalistinnen verfolgte Grosz die erste Hochrechnung in einem Wiener Innenstadthotel. Das Ergebnis von Amtsinhaber Van der Bellen sei als klares Zeichen der Kritik am Amtsinhaber zu werten, befand er.

Er habe zumindest ein historisch schlechtes Wahlergebnis wiedergutgemacht, scherzte Grosz in Bezug auf das letzte Wahlergebnis in seiner Zeit als BZÖ-Obmann. Mit sechs bis sieben Prozent sei er zufrieden. Damit wäre die Hürde für einen Einzug in den Nationalrat geschafft, eine Kandidatur bei der Nationalratswahl plane er jedoch nicht, so Grosz: "In meinem Leben wird sich wenig ändern. Ab Montag werde ich wieder arbeiten. Parteipolitiker werde ich keiner mehr, das garantiere ich."

Ein weiteres politisches Engagement schloss der ehemalige BZÖ-Politiker allerdings nicht aus. "Man muss sich überlegen, wie man ernsthaft mit dem Wunsch nach Veränderung umgeht". Im Ergebnis von rund sechs Prozent sieht er die "Legitimation, auch weiterhin mit vollem Einsatz eine Meinung zu vertreten, die dem Establishment nicht passt".

Brunner enttäuscht und zufrieden zugleich

MFG-Chef Michael Brunner hat sich in einer ersten Stellungnahme nach der Präsidentschaftswahl enttäuscht und zufrieden gleichzeitig gezeigt. Er hätte sich natürlich mehr als die 2 Prozent gewünscht, aber seine Partei habe mit diesem Wahlkampf ihre Botschaften unter das Volk bringen können und das sei der Erfolg. MFG stehe für einen Systemwechsel und das habe man in der Öffentlichkeit darstellen können.

📽️ Video | Reaktionen von Staudinger und Brunner auf Wahlergebnis

Dass es nicht bei jeder Wahl gut laufen könne, liege in der Natur der Sache. Aber MFG werde weitermachen. "Wir sind gekommen, um zu bleiben", sagte Brunner direkt nach Wahlschluss in der Wahlzentrale im Palais Niederösterreich.

Staudinger: "Werden mit Mainstream an die Wand fahren."

Der Unternehmer Heinrich Staudinger führt sein Abschneiden auch auf die geringeren finanziellen Mittel im Wahlkampf zurück. Dieser sei auch eine "Geldschlacht" gewesen, so Staudinger. Seine Botschaft: "Mit dem Mainstream werden wir an die Wand fahren."

Die Medien seien leider Teil dieses Mainstreams, bedauerte der Schuhfabrikant. "Von oben" sei leider nichts zu erwarten – er hoffe daher auf die Zivilgesellschaft. Er bedauere keine Sekunde, selbst nicht mehr in den Wahlkampf investiert zu haben. Von seinem Wahlkampfbudget sei sogar noch etwas übriggeblieben. Das werde er nun Bedürftigen spenden. (TT.com, APA)

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