Innsbruck

„Minguet Quartett“ im Haus der Musik: Kuranwendung im Konzertsaal

Das „Minguet Quartett“ aus Deutschland gastierte mit Musik von Haydn, Rihm und den Schumanns in Innsbruck.
© Scheunpflug

Ein Abend der musikalischen Kontraste auf höchstem Niveau beim Kammerkonzert mit dem „Minguet Quartett“ im Haus der Musik.

Innsbruck – Manch ein(e) Zuhörer(in) mag sich dabei fühlen wie bei einer Kuranwendung nach dem Muster „Warm–Kalt“. Wir befinden uns jedoch in keiner Heilanstalt, sondern im Innsbrucker Haus der Musik vorgestern Abend beim 1. Kammerkonzert der neuen Saison. Aufgeboten sind, wie in dieser Veranstaltungsreihe Usus, viel herumgereichte und hoch dekorierte Streich-Kapazunder, das Minguet Quartett. Und dessen Programm hat es in sich: Auf Wiener Klassik folgt experimentell Modernes, um später noch einzukehren bei der Romantik von Frau und Herrn Schumann.

Zum – leicht konsumierbaren – Auftakt erklingt Joseph Haydns Streichquartett F-Dur op. 77/2 mit seiner anregenden Klangvielfalt. Jedes der vier Minguet-Instrumente spielt ein kleines Kunstwerk nach Noten, ergibt in Summe einen reich gedeckten Gabentisch.

Doch dann, nach verdientem ersten Beifall, zu etwas gänzlich anderem: Auf den Pulten liegt jetzt Musik von Wolfgang Rihm. Der Deutsche gilt als einer der wichtigsten zeitgenössischen Komponisten. Heuer wurde er 70, die Salzburger Festspiele feierten den Tonkünstler im Sommer schon gehörig.

Rihm hat für das Minguet Quartett „Geste zu Vedova“ geschrieben, eine Hommage an den italienischen Maler. Der Kontrast zu Haydn könnte größer kaum sein. Das MusikerInnen-Geviert lotet jetzt Grenzen aus, eigene und jene der Zuhörerschaft. Es wird laut, es zischt und hämmert, ein Werkl von wahrer Urkraft. Fidel- und sonstige Bögen sind am Ende entsprechend ramponiert.

Zupackende Musik, vor der es kein Entrinnen gibt. Mancher Pausenkommentar fällt allerdings, sagen wir, reserviert aus. Eine Erweiterung des musikalischen Horizonts ist Rihm in jedem Fall.

Mit „Die gute Nacht, die ich dir sage“, einer kleinen Preziose von Clara Schumann, kehrt der Abend in die gewohnten Sphären klassischer Hörgewohnheiten zurück.

Dem folgt Robert Schumanns Streichquartett A-Dur op. 41/3. Das Minguet Quartett vereint Leidenschaft mit Finesse, Expressivität mit Präzision. Ein blendender Auftritt, der das Publikum mitunter etwas voreilig zum Klatschen animiert. (mark)

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