KV-Verhandlungen der Metaller: Streik liegt in der Luft
Heute gehen die KV-Verhandlungen der Metaller weiter. Auch im Handel und bei den Eisenbahnern stehen die Zeichen auf Sturm.
Wien – Im Zeichen von extrem hoher Inflation, Energiekrise und Ukraine-Krieg startet heute die zweite Verhandlungsrunde für den Kollektivvertrag (KV) 2023 in der Metalltechnischen Industrie (FMTI). Erwartet werden harte Verhandlungen und auch Streiks liegen in der Luft. Am Tisch liegt die Gewerkschaftsforderung von 10,6 Prozent mehr Lohn und Gehalt. Die Arbeitnehmer haben bereits letzte Woche den Druck erhöht. Sollte es keine Einigung geben, dann wollen sie Betriebsversammlungen in der gesamten Metallindustrie abhalten.
„Die Arbeitgeberseite versucht alles, um die ausgezeichneten Erfolge der Industrie des abgelaufenen Jahres kleinzureden und düstere Zukunftsaussichten zu zeichnen“, betont Robert Koschin, PRO-GE-Landesgeschäftsführer Tirol. So hätten sich die Gewinne der Metallindustrie von 2020 auf 2021 verdoppelt, ein Großteil davon, nämlich 80 Prozent, sei an Aktionäre und Eigentümer ausgeschüttet worden. Die Arbeitgeber wiederum wollen, dass die Anti-Teuerungs-Maßnahmen der Regierung bei der Lohnrunde mitberücksichtigt werden. Berechnungen von Finanzministerium und Wirtschaftskammer hätten ergeben, dass mit den Regierungsmaßnahmen bereits große Teile der Teuerung des Jahres 2022 ausgeglichen wurden, meinte FMTI-Obmann Christian Knill. 2023 würden zudem weitere Maßnahmen – wie die Abschaffung der kalten Progression – die Haushalte entlasten. Für Knill sind die Forderungen der Gewerkschaft daher „unrealistisch“.
Zuletzt waren auch die vorgezogenen KV-Verhandlungen für die etwa 50.000 Beschäftigten der Bahnbranche nach zwei Runden ergebnislos geblieben. Sollte es bis zum 21. Oktober keine weiteren Verhandlungen geben beziehungsweise diese zu keinem Ergebnis führen, werde es Betriebsversammlungen geben, so die Gewerkschaft vida.
Morgen startet auch der Handel in seine KV-Verhandlungen. Auch hier lehnen die Arbeitnehmervertreter die Einrechnung der Anti-Teuerungsmaßnahmen ab. Klar ist für GPA-Chefverhandler Martin Müllauer, dass es keinen Abschluss unter der Inflation der letzten zwölf Monate von 6,9 Prozent geben könne.
Letzte Woche forderte die vida zudem die Arbeitgeber des Kosmetik-, Fußpflege- und Masseurgewerbes zu Sonder-Kollektivvertragsverhandlungen auf. Angesichts der starken Teuerung müsse der Brutto-Mindestlohn von 1610 Euro auf 2000 Euro steigen. Die vida verwies darauf, dass die Arbeitgeber anderer Branchen der Forderung nach einer Extra-KV-Runde bereits nachgekommen seien. (TT)