Musik

Opulenz im Autopilot: Arctic Monkeys mit neuem Album

Rock war einmal: Die Arctic Monkeys festigen in ihrer am Freitag erscheinenden LP ihren neuen Stil.
© Zackery

Für „The Car“, das siebte Album der „Arctic Monkeys“, gilt: nicht dauernd in den Rückspiegel schauen.

Von Barbara Unterthurner

Innsbruck – Die Sonnenbrille ist geblieben. Im Gegensatz zur Tolle – oder Lederjacke. Der alte, speckige Rock ’n’ Roll ist bei Alex Turner schon länger aus. Auch wenn das bei den jüngsten TV-Auftritten der Arctic Monkeys gar nicht so scheinen mag. Die Band bleibt eine andere. Eine, die anders klingt. In ihrem neuen Album einmal mehr. Die Route wurde bereits vom Vorgängeralbum vorgegeben. Das am kommenden Freitag erscheinende „The Car“ folgt ihr im Autopilot. Jetzt ist zurücklehnen angesagt.

Was man bei „The Car“ nicht machen sollte: dauernd in den Rückspiegel schauen. Denn die britische Indie-Vorzeigeband ist aus ihren Garagen-Band-Anfängen herausgewachsen. Der Karrierestart der vom Quintett aufs Quartett geschrumpften Truppe aus Sheffield war spektakulär – liegt inzwischen aber bald zwanzig Jahre zurück. Fans hatten Alex Turner, Jamie Cook, Matt Helders, Glyn Jones und Andy Nicholson schon, da gab es noch gar kein Album. Der große Durchbruch erfolgte 2006. Locker flockige Songs wie „Fluorescent Adolescent“ sind heute zu Recht Teil jeder guten Indierock-Playlist.

Mit „AM“ (2013) und Josh Homme als Produzent gelang der nächste Coup. „Why’d You Only Call Me When You’re High?“ – mehr Stoner ging in den frühen Zehnerjahren nicht mehr. Dann war aber endgültig die Luft draußen. Es wurde ruhig um die Briten.

Bis „Tranquility Base Hotel & Casino“ (2018) – ein Album, das quasi ohne Gitarren auskam. Das ist bei „The Car“ nun wieder anders. Im titelgebenden Track krachen sie ordentlich. Nur in schonenden Dosen halt. Turner braucht sie nicht mehr, um sich an ihnen festzuhalten. In den zehn neuen Songs steht die Stimme – in erzählenden Passagen erinnert sie an Bowie – im Zentrum. Dazu samtene Streichersätze (etwa in „There’d Better Be A Mirrorball“). Das Balladen-Piano („Big Ideas“) ist immer griffbereit. Referenzen an Radiohead oder sogar Queen liegen nahe – eindeutig sind sie aber nicht. Anderswo bricht das Album aus, wird soulig (und schmalzig): Man höre „I Ain’t Quite Where I Think I Am“ oder „Jet Skis On The Moat“. Eine orchestrierte Opulenz schwingt in den meisten Tracks mit.

Auch ohne Rockattitüde ist „The Car“, das siebte Album der Band ein Ereignis, das selbst Fans von damals einmal Probe fahren sollten. In Songs wie das zentrale „Body Paint“ will man sich beim Hören reinlegen. Wie das live funktioniert, wird man bald testen können. Am 24. April gastieren Turner und Co. in Linz – ihr einziger Gig 2023 in Österreich.

Alternative. Arctic Monkeys: The Car. Domino Records