Andreas Vitásek im Treibhaus: Der Herr Karl in der Provinz
Innsbruck – Andreas Vitásek hat sich an einen Klassiker österreichischer Realsatire herangewagt: Helmut Qualtingers „Der Herr Karl“, verfilmt anno 1961, damals noch ein Aufreger, schließlich ist besagter Herr Karl ein monologisierendes Fahnderl schon bei leichtem Wind. Gestern Sozi, heute Konservativer, morgen Nazi, nach dem Krieg ein Wendehals in Dauerrotation. Wer besser zahlt, schafft an. Er ist Opportunist, Mitläufer, Mittäter, sich selbstmitleidigst exkulpierend, denn die Zeiten waren damals ja zu jeder Zeit „furchtbar“. Der Herr Karl schwamm freilich immer obenauf, egal welche Welle politisch gerade daherschwappte.
Der gebürtige Favoritner Vitásek ist mit Qualtingers urwienerischem Erbe auf Bühnen beider Heimatstadt schon ein Weilchen zugange. Dienstag (und Mittwoch) gastierte „Der Herr Karl“ in Gestalt Vitáseks erstmals in der Provinz, im Innsbrucker Treibhaus, wo der Kabarettist stets gerne gesehen ist, quasi Heimvorteil auswärts, so auch diesmal.
Bald schon erschallt von den Rängen ein Gepruste und mitunter lautstarkes Gelächter, als Vitásek Herrn Karls Leben in selbstgefälligen Anekdoten ausbreitet, ein Tänzchen wagt, eine Schlager-Schnulze trällert, schließlich konnte er „schon schön schauen“ und den Frauen ebensolche Augen machen.
Vitásek ist ganz das verschmitzte Schlitzohr, er kommt deutlich sympathischer herüber als seinerzeit das Original Helmut Qualtinger. Bei allem Amüsement könnte darob leicht übersehen werden, was für ein ausgewachsener Mistkerl dieser Herr Karl eigentlich ist.
Da sollte eigentlich schon recht bald Schluss sein mit lustig. (mark)