Bezirk Imst

Geoforum schürft in Niederthai nach Wahrheiten und Chancen

Die Schlossgalerie zwischen Landeck und Fließ (hier noch in Bau) wurde vor wenigen Tagen fertig gestellt. Land­ecks BH Markus Maaß unterstrich die Wichtigkeit von Schutzbauten für die Bevölkerung.
© Land Tirol

Experten aus verschiedenen Disziplinen sowie Entscheidungsträger diskutieren in Niederthai neueste Erkenntnisse aus Praxis und Forschung.

Von Thomas Parth

Umhausen – In Niederthai versammelt die Tiroler Landesgeologie unter ihrem ehemaligen Leiter und Geoforum-Präsident Gunther Heißel Fachgrößen von internationalem Rang. Bereits zum 24. Mal findet oberhalb von Umhausen die Tagung statt, zu der heuer über 90 Teilnehmer gekommen sind. „Der Erfahrungsaustausch hat für Einheimische und Gäste des Alpenraums große Bedeutung, weil durch die Erkenntnisse zukünftigen Gefahren vorgebaut werden kann“, ist sich der Landecker Bezirkshauptmann Markus Maaß sicher. In seinem Bezirk wurde jüngst die geologisch herausfordernde Schlossgalerie eröffnet. Ihr und den Hangbewegungen in Grins waren später Redebeiträge gewidmet. Das Geoforum Umhausen sei auch so wichtig, weil hier Fachwissen einzelner Disziplinen laufend durch Inputs anderer Berufs- oder Forschungszweige ergänzt und aufgefrischt werde, streicht Hausherr BM Jakob Wolf hervor.

Gleich zu Beginn war Herbert Hofstätter am Wort und erlaubte sich, bereitwillig Auskunft über „BEER“ zu geben. Hofstätter ist allerdings kein Brau-, sondern ein Montanexperte der Universität Leoben. Er brachte den erstaunten Zuhörern die Methode des „Bio Enhanced Energy Recovery“, kurz BEER, als umweltschonende Form des in Europa verteufelten „Fracking“ näher. Um die gewünschten Gesteinseinschlüsse wie Thermalwasser, Öl oder Erdgas bergen zu können, muss die Durchlässigkeit der Gesteinsschichten erhöht werden. Das „Fracking“ bricht nun Klüfte auf, aus denen die Bodenschätze entnommen werden können. In Misskredit geraten ist die kostspielige Methode, weil sie energieaufwändig ist und weil die in den Vereinigen Staaten dafür eingesetzten Chemikalien alles andere als umweltfreundlich sind. Die vorgestellte Methode sei zwar noch immer kostenintensiv, aber weitaus umweltschonender, als „Flüssiggas aus fragwürdiger Produktion über den Atlantik zu schippern“.

Auch der zweite Referent des Tages, Skitourismusforscher Günther Aigner aus Kitzbühel, stellte provokante Fragen in den Raum: Wer kann sich Skifahren künftig noch leisten? Muss man sich fürs Skifahren schämen? Werden wir in Zukunft noch Schnee und Kälte erleben?

Aigner deckte in seinem Referat schonungslos auf, dass sich eine Schere zwischen Wissenschaft und Glauben auftut. Wissenschaftliche Prognosen sagen (selbst unter „worst case“-Bedingungen) kein dauerhaftes Ausbleiben des Schnees in den Ostalpen voraus. Aigner geht der These nach, dass der Klimawandel überschätzt wird, was dazu führen könnte, dass breite Teile der Gesellschaft nicht mehr an eine Zukunft des Winters glauben. Skifahren könnte so vom Breiten- zum Elitesport werden.

Für die interessierte Bevölkerung bietet das Geoforum stets einen öffentlichen Abendvortrag am Eröffnungstag, während die Fachtagung heute Mittag ihren Ausklang findet.

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