Rund 7,4 Prozent mehr Lohn: Das sind die Eckpunkte im neuen Metaller-KV
Nach mehr als zwölfstündigen Verhandlungen erzielen die Sozialpartner der Metalltechnischen Industrie eine Einigung: Im Schnitt steigen die IST-Löhne um 7,4 Prozent. Abgestufte Lohnerhöhung von bis zu 8,9 Prozent nach Einkommensklassen. Warnstreiks abgewendet.
Wien – In der Nacht auf Freitag haben sich die Sozialpartner der Metalltechnischen Industrie auf den Kollektivvertrag (KV) 2023 geeinigt. Die 130.000 Mitarbeiter erhalten im Schnitt eine Erhöhung der Ist-Löhne um 7,44 Prozent. Wobei die Löhne und Gehälter zuerst um 5,4 Prozent erhöht werden. Dazu kommt ein Fixbetrag von 75 Euro. Dadurch ergibt sich für die unterste Lohn- und Gehaltsgruppe ein Plus von rund 8,9 Prozent sowie ein Mindestlohn von 2236 Euro.
Die Aufwandsentschädigungen sowie die Zulagen steigen um 7 Prozent. Und die Zulagen für die 2. und 3. Schicht werden, wie im Vorjahr bereits vereinbart, mit 1. November 2022 von 0,670 auf 0,837 Euro pro Stunde bzw. von 2,524 auf 2,770 Euro pro Stunde erhöht.
Der Abschluss im Detail
- Die prozentuelle Erhöhung der IST-Löhne und -Gehälter um 5,4 Prozent, dazu kommt ein Fixbetrag von 75 Euro, das bedeutet im Schnitt und sozial gestaffelt eine Erhöhung von 7,44 Prozent.
- Die KV-Löhne und -Gehälter werden in der Grundstufe um 7 Prozent erhöht, die Vorrückungswerte bleiben unverändert.
- Zulagen und Aufwandsentschädigungen werden ebenso um 7 Prozent erhöht.
- Bei den Lehrlingseinkommen gibt es eine dreijährige Regelung, die bis 2024 zu einer Erhöhung der Entgelte im 1. Lehrjahr auf 1050 Euro, im 2. Lehrjahr auf 1.270 Euro, im dritten Lehrjahr auf 1625 Euro und im 4. Lehrjahr auf 2110 Euro führt.
Geltungstermin: 1. November 2022
Laufzeit: 12 Monate
Lehrlingseinkommen steigen in 3 Etappen
Die Lehrlingseinkommen steigen in 3 Etappen bis November 2024 auf 1050 Euro im 1. Lehrjahr, 1270 Euro im 2. sowie 1625 Euro im 3. Lehrjahr und 2110 Euro im 4. Lehrjahr.
In der 4. Verhandlungsrunde und nach 12 Stunden Verhandlungen einigten sich Arbeitgeber und Arbeitnehmer auf diesen Kollektivvertrag, der rückwirkend mit 1. November in Kraft tritt. Die Arbeitnehmervertreter Karl Dürtscher (GPA) und Rainer Wimmer (PRO-GE) sind mit dem Abschluss zufrieden. Schließlich sei dieser nachhaltig, da Einmalzahlungen, wie von den Arbeitgebern gewünscht, nicht kommen. „Es ist uns gelungen, in einer außergewöhnlichen Situation einen Reallohnzuwachs zu erreichen", so Wimmer vor Journalisten. Für die Weiterentwicklung des bestehenden Lohn- und Gehaltsschemas wurde zwischen den Kollektivvertragspartnern eine Arbeitsgruppe vereinbart.
Von einer außergewöhnlichen Situation sprach auch Arbeitgeber-Obmann Christian Knill. Aber schließlich hätten sich beide Seiten bewegt – im Sinne des sozialen Friedens und der Planungssicherheit. Knill bedauerte, dass es nicht gelungen sei, den Gewerkschaften Einmalzahlungen schmackhaft zu machen.
Zu den Kosten meinte Knill, dass die Personalaufwendungen in der Metalltechnischen Industrie bei rund 9 Mrd. Euro liegen würden, es also durchaus um beträchtliche Summen bei der künftigen Lohn- und Gehaltserhöhung gehe. Die Arbeitnehmervertreter der GPA und PRO-GE waren mit einer Forderung von plus 10,6 Prozent mehr Lohn und Gehalt in die Verhandlungen gestartet, bei dieser Verhandlungsrunde boten die Arbeitgeber anfangs 4,1 Prozent.
Basis für das Feilschen ist traditionell die Inflationsrate der vergangenen 12 Monate, diese lag bei 6,4 Prozent. Nun werden von den Arbeitnehmervertretern die Verhandlungen mit den anderen Arbeitgebern der Metallindustrie fortgeführt.
WIFO: Ausgangslage für den Handels-KV schwieriger
WIFO-Ökonom Benjamin Bittschi verwies im "Ö1-Mittagsjournal" heute darauf, dass es "interessant" sei, dass Einmalzahlungen keine Rolle spielten, schließlich habe die Bundesregierung genau diese Möglichkeit eröffnet. Ob bei der laufenden Herbstlohnrunde nun einmalige Aufschläge vom Tisch sind, wollte Bittschi so nicht sehen. In anderen Branchen könnten sie teilweise doch eine Rolle spielen.
Mit der Einigung in der Nacht hat zwar der größte Fachbereich der Metallindustrie abgeschlossen, andere Sektoren sind aber noch am Verhandeln - einigten sich aber bisher immer auf dem Niveau der Metalltechniker. Ebenfalls noch offen ist der Abschluss im Metallgewerbe.
📽️ Video | ORF-Analyse zu Metaller-Abschluss
In der KV-Runde befindet sich gerade der Handel, hier waren bisher zwei Gesprächstermine erfolglos. Zuletzt hätten die Handelsbeschäftigten gar nicht so weit unter den traditionell gut verdienenden Metallern abgeschlossen, heuer könnte sich laut Bittschi jedoch die Schere wieder weiter öffnen - denn für den Handel sei es schwieriger, die hohe Inflation weiter zu geben. "Es würde mich nicht überraschen, wenn der Abstand diesmal größer ist", meinte der Arbeitsmarktexperte.
Industrie: "Säbelrasseln jetzt einstellen"
Die Industriellenvereinigung (IV) appellierte heute an die Gewerkschaften, nun das "Säbelrasseln einzustellen", es gelte wieder gemeinsam an einem Strang zu ziehen. Nicht nachvollziehbar sei, dass die Gewerkschaften das Angebot von steuerfreien Einmalzahlungen nicht angenommen haben, denn dies hätte den Beschäftigten einen noch deutlicheren Reallohnzuwachs gebracht, so die IV. Lob für die Kollegen von PRO-GE und GPA gab es von der AUGE/UG Wien. "Im derzeitigen Forderungs- und Verhandlungssystem ist das ein guter Abschluss", meinten die Gewerkschafter.
Der Grüne Parlamentsklub reklamierte auch einen Erfolg für sich. "Mit der Abschaffung der kalten Progression haben wir dieses Jahr eine laufende Steuerreform für die Ewigkeit beschlossen und die Metaller sind mit die Ersten, die davon ab Jänner kommenden Jahres profitieren", hieß es in einer Aussendung. (TT.com, APA)