Produktionsstart 2024

Sandoz baut aus: Weitere 50 Millionen Euro für Penicillin-Werk in Kundl

Spatenstich für das neue Antibiotika-Werk von Sandoz in Kundl (v. l.): Novartis-Österreich-Chef Michael Kocher, Sandoz-CEO Richard Saynor, LH Anton Mattle (ÖVP), Sandoz-Standortchef Mario Riesner.
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Ausbau der Penicillin-Produktion in Kundl schreitet voran. Nach Abspaltung von Novartis will Sandoz Investition in eigene Biosimilars-Anlagen prüfen.

Von Max Strozzi

Kundl – Die Novartis-Tochter Sandoz baut ihren Tiroler Standort in Kundl weiter aus. Gestern erfolgte der Spatenstich zur Erweiterung der Produktionskapazitäten für Penicilline in Fertigform. Rund 50 Millionen Euro werden in die Produktionserweiterung fließen, die 2024 anlaufen soll. Gemeinsam mit den vor zwei Jahren angekündigten 150 Mio. Euro (davon 50 Mio. von öffentlicher Hand) würden in Kundl damit 200 Mio. Euro in neue Technologie für die großtechnische Herstellung von Wirkstoffen für Penicillinprodukte investiert, betonte Richard Saynor, CEO von Sandoz. „Diese Bemühungen sind voll im Gang und wir freuen uns auf den Produktionsstart in der ersten Jahreshälfte 2024.“

Die Investitionen ermöglichen es, effizienter zu produzieren und jährlich rund 40.000 MWh Strom einzusparen. Somit könne man mit der Produktion in Asien konkurrieren – wären da nicht die explodierten Energiepreise.

Bei Sandoz dürften sich – wie berichtet – die Energiekosten auf 150 Mio. Euro verzehnfachen. Gleichzeitig gebe es in Europa fixe Preisvorgaben für Antibiotika, kritisiert Saynor. Dieser Spagat gefährde die Versorgungssicherheit. „Antibiotikahersteller müssen in Europa zu festgelegten Preisen liefern, unabhängig von Veränderungen bei Angebot und Nachfrage“, kritisiert Saynor. Er fordert daher unter anderem, die Antibiotikapreise an die Inflationsentwicklung zu knüpfen. „Wir müssen dringend die Rahmenbedingungen ändern und grundlegende Konzepte wie eine inflationsgebundene Preisgestaltung sowie Ausschreibungen mit Kriterien einführen, die über den bloßen Preis hinausgehen.“ Auch Novartis-Österreich-Chef Michael Kocher warnt davor, dass das Gesundheitssystem „nicht dafür ausgelegt ist, die Produktion in Europa zu halten“.

Über all den Investitions-Millionen schwebt die vom Mutterkonzern Novartis geplante Abspaltung der Sandoz-Tochter, die Mitte 2023 an die Börse soll. Sandoz werde dabei unabhängig von Novartis, Novartis werde an Sandoz „keine Geschäftsinteressen mehr haben“, sondern als „Mitbewerber am Markt“ agieren. Novartis werde auch keine Sandoz-Aktien halten. Die Biosimilars-Sparte verbleibe bei Sandoz, so Seynor. Derzeit werden Biosimilars am Novartis-Standort Schaftenau für Sandoz produziert. Nach der Abspaltung werde die Biosimilars-Produktion zunächst weiter von Novartis in Lohnfertigung übernommen. „Wir überlegen aber umfassende Investitionen, um selbst Biosimilars zu produzieren“, so der Sandoz-Chef. In Kundl? „Wir prüfen alle Optionen.“

Die Abspaltung von Sandoz (global 20.000 Mitarbeiter) aus dem Novartis-Konzern (120.000 Beschäftigte) sei nicht so einfach, warnt Kundls Sandoz-Betriebsratschef Stephan Bertel. „Wir brauchen Projektionen, wie eine selbstständige Sandoz in 5 Jahren aussehen soll. Ich möchte konkrete Zahlen sehen.“

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