Raketenangriffe auch auf Kiew

Ukrainische Städte unter Beschuss, Millionen Haushalte ohne Strom

Bei dem Angriff auf Kiew soll mindestens eine Person ums Leben gekommen sein.
© IMAGO/Aleksandr Gusev

In der gesamten Ukraine ertönten am Dienstag Sirenen, kurz darauf waren Explosionen in Kiew, Lwiw und Charkiw zu hören. Mehr als sieben Millionen ukrainische Haushalte sind derzeit ohne Strom.

Kiew, Moskau – Russland hat nach Angaben der Ukraine am Dienstag mehrere ukrainische Städte aus der Luft angegriffen. Am Nachmittag ertönten laut einer Luftabwehr-App in der gesamten Ukraine Sirenen, kurz darauf waren Explosionen in Kiew, Lwiw und Charkiw zu hören. Nach den Angriffen fiel in mehreren Regionen des Landes der Strom aus, wie die ukrainischen Behörden berichteten. Am frühen Abend war von mehr als sieben Millionen Haushalten ohne Strom die Rede.

15 Standorte der Energie-Infrastruktur im Land seien beschädigt worden, erklärte der stellvertretende Leiter des ukrainischen Präsidialbüros, Kyrylo Tymoschenko, am Dienstagabend in Online-Netzwerken.

In Kiew wurden nach Angaben von Bürgermeister Vitali Klitschko im Onlinedienst Telegram bei einem Raketenangriff zwei Wohngebäude in der Hauptstadt getroffen. Rettungskräfte seien vor Ort. Die ukrainische Luftabwehr habe mehrere Raketen über Kiew abgefangen. Mindestens die Hälfte der Bewohner sei ohne Strom, erklärte Klitschko.

📽️​ Video | Wohnhäuser in Kiew von Raketen getroffen

Bei dem Angriff auf Kiew ist Klitschko zufolge mindestens eine Person ums Leben gekommen. Eine Leiche sei aus einem Wohngebäude in dem Bezirk Petschersk gezogen worden.

Der stellvertretende Leiter des ukrainischen Präsidialbüros, Kyrylo Tymoschenko, erklärte, die Raketen seien von russischen Streitkräften abgefeuert worden. Er verbreitete Filmmaterial, auf dem ein Feuer aus einem fünfstöckigen Wohnhaus in Kiew zu sehen ist. "Die Gefahr ist nicht vorbei", erklärte Tymoschenko und forderte die Bewohner auf, in Schutzräumen zu bleiben.

Angriff als Reaktion auf Selenskyj-Rede

Der Angriff sei offenbar eine Reaktion auf die Rede des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj beim G20-Gipfel, erklärte Präsidentenberater Andrij Jermak. In der Rede hatte Selenskyj die Staats- und Regierungschefs der G20-Länder aufgefordert, Moskau zur Beendigung seines Angriffskrieges zu drängen.

Auch andere ukrainische Städte waren von Angriffen betroffen. "Es gibt Explosionen in Lwiw", erklärte der Bürgermeister der westukrainischen Stadt in Onlinemedien. Der Bürgermeister von Charkiw im Nordosten des Landes sprach von einem "Raketenangriff" auf die Stadt. Beide Bürgermeister meldeten Stromausfälle in ihren Städten.

Zuletzt hatten die russischen Streitkräfte wiederholt die Energie-Infrastruktur der Ukraine angegriffen.

Ein Feuerwehrmann beim Löscheinsatz in Kiew. Zwei Gebäude wurden von russischen Raketen getroffen und schwer beschädigt.
© IMAGO/Aleksandr Gusev

NATO-Chef warnt davor, Russland zu unterschätzen

Am Freitag hatte Russland seine Streitkräfte aus der südukrainischen Stadt Cherson nach achtmonatiger Besetzung komplett zurückgezogen. Zuvor waren die ukrainischen Truppen in dem Gebiet immer weiter vorgerückt. Für Russland bedeutete der Rückzug eine herbe Niederlage. Cherson war die einzige Regionalhauptstadt, welche die russischen Truppen gleich zu Beginn des Krieges erobert hatten.

NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg warnte unterdessen davor, Russlands militärische Fähigkeiten nach den jüngsten Niederlagen zu unterschätzen. "Wir haben gesehen, dass Russland bereit ist, hohe Verluste in Kauf zu nehmen", sagte der Norweger am Rande eines Treffens der EU-Verteidigungsminister in Brüssel. Moskau verfüge über beträchtliche militärische Fähigkeiten. Zudem gehe Russland brutal gegen Zivilisten vor. "Wir müssen die Ukraine so lange unterstützen, wie es nötig ist." (APA/AFP/dpa/Reuters)

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