📺 Filmkritik

Tragikkomödie „Ninjababy“: Zwiegespräch mit dem Embryo

Bei der ungewollt schwangeren Rakel (Kristine Kujath Thorp) hat sich in „Ninjababy“ viel Wut angestaut.
© Filmladen

Die norwegische Tragikkomödie „Ninjababy“ von Yngvild Sve Flikke erzählt von der unbemerkten Schwangerschaft einer 23-Jährigen.

Innsbruck – Das Fallen will gelernt sein, im Kampfsport ebenso wie im Leben. Und „Fallteknikk“ heißt dementsprechend auch eine preisgekrönte Graphic Novel der Norwegerin Inga Husby Sætre aus dem Jahr 2011. Die großartige Verfilmung feierte bereits bei der Berlinale 2021 Premiere. Nun kommt sie unter dem Titel „Ninjababy“ ins Kino. So nennt die 23-jährige Heldin Rakel nämlich das, was in ihrem Bauch wächst. Und zwar unbemerkt schon über sechs Monate. „Es ist ein blödes, raffiniertes Ninjababy, das glaubt, es kann es sich gemütlich machen und sich dann rausschleichen.“

📽️​ Trailer | „Ninjababy“

Eine Abtreibung kommt so spät nicht mehr in Frage. Also überlegt Rakel, was ihre Optionen für die ungeplante Schwangerschaft sind. Und wer als Vater in Frage kommt. Leider ist es nicht der nerdig-nette Aikido-Trainer Mos, der besagte Falltechnik beherrscht. Der Einzige, der in Frage kommt, ist der Typ, den Rakel nur „Pimmeljesus“ nennt. Er ist „ein Arschloch“, weiß Rakel, die kurz von einer Welt ohne Patriarchat fantasiert, in der alle Männer vasektomiert sind. Doch in der Realität bleibt ihr nur noch eine Adoption. Blöd nur, dass im Vorbereitungskurs, in den sich Rakel einschleicht, nur reiche Rassisten sitzen. Eltern, die nur ein weißes Baby wollen, will sie ihrem Ninjababy dann doch nicht antun.

Das ist im Film von Regisseurin Yngvild Sve Flikke übrigens direkt der Comic-Vorlage entsprungen – ein kleines gezeichnetes Wesen. Immer wieder führt es hitzige Zwiegespräche mit seiner Herbergsgeberin. Es möchte am liebsten von Angelina Jolie adoptiert werden und ärgert sich über jene 50 % der Gene, die von seinem Vater stammen. Rakels Zeichnungen werden also lebendig und deuten die Genese der Graphic Novel an.

Großartig ist Hauptdarstellerin Kristine Kujath Thorp, die viel verständliche Wut in ihre verkorkste Figur legt. Sie sagt immer direkt, was sie denkt. Rund um sie herum sind mit der besten Freundin, ihrer Halbschwester, dem übernetten potenziellen Partner und dem Pimmel-jesus-Vater herrliche Kontrast-Figuren angelegt. Komödiantisches Timing und Schnitt sitzen zudem perfekt und drehen Rakels ernste Situation ins Absurde. Das trägt die Tragikomödie wunderbar über die 100 Minuten, die schlussendlich nicht unbedingt dahin führen, wohin man zunächst vermuten würde.

Auch wenn der Film bei der Berlinale in der Jugend-Kategorie Generationen mit einer lobenden Erwähnung ausgezeichnet wurde: „Ninjababy“ ist eine energiegeladene Coming-of-Age-Komödie mit klar feministischer Stoßrichtung, die auch für Erwachsene viel bereithält.

Ninjababy. Ab morgen im Kino. In Ibk: Leokino/Cinematograph.