Die gute Geschichte: Väterchen Frost soll ein Stück Heimat bringen
Mit einem russischsprachigen Kindertheater will Julia Berger Geflüchteten aus Osteuropa Weihnachten verschönern.
Kufstein – Jenen helfen, die aus ihrer Heimat fliehen mussten – das ist Julia Berger schon lange ein Anliegen. Daher engagiert sich die 42-Jährige bei den Tiroler Sozialen Diensten in der Koordination der Freiwilligenarbeit. Bei der Betreuung von Vertriebenen aus der Ukraine kam ihr eine Idee: Mit einer russischsprachigen Theatervorführung diesen Sonntag will sie Kindern die Vorweihnachtszeit verschönern.
Ein Theater aus München erzählt in zwei Vorstellungen im Komma Wörgl mit „Waldwunder“ jeweils die Geschichte von Väterchen Frost – eine dem Weihnachtsmann ähnelnde Figur aus der slawischen Mythologie – und seiner Enkelin Snegurotschka (Schneeflocke). Neben Geflüchteten aus der Ukraine will die zweifache Mutter damit „alle, die Russisch verstehen“, einladen. Und das hat einen persönlichen Hintergrund.
Vor 22 Jahren verließ Berger ihre Heimat in Charkiw, Ukraine, weil sie für sich „keine Zukunft“ in ihrem Land sah. „Der Krieg läuft schon seit vielen Jahren, man hat nur die Augen zugemacht.“ Dass die Konflikte derart eskalieren wie seit Februar, damit habe sie allerdings nicht gerechnet.
In ihrer Wahlheimat Kufstein initiierte die Dolmetscherin und Eventmanagerin vor einigen Jahren Kurse für Russisch als Muttersprache. 125 Kinder nutzen heute tirolweit das Angebot, allein in Kufstein sind es 25. Nach dem Zerfall der Sowjetunion bauten sich viele ein neues Leben in Österreich auf, argumentiert die nun österreichische Staatsbürgerin: „Es gibt viele, die hier geboren sind, die gerne Russisch lernen wollen.“
Das Theater solle allen ein Stückchen alte Heimat nach Tirol bringen – in russischer Sprache könnten es auch Kinder und Eltern aus ehemaligen Sowjet-Ländern verstehen, erklärt Berger, warum sie nicht ein ukrainischsprachiges Theater suchte. Politik habe bei der Vorführung jedenfalls nichts verloren.
Um das Vorhaben zu finanzieren, bekam Berger Unterstützung von ukrainischen Geflüchteten. 19 Erwachsene und Kinder durften die Schulküche der HLW Kufstein nutzen, um gemeinsam Kekse zu backen. „Es war ein sehr schöner Tag, die Kinder haben die Kekse so schön verziert.“ Dabei konnten sich die Helferlein auch vernetzen. „Wir tranken gemeinsam Punsch, und so konnten sie auch etwas von den Bräuchen in der Tiroler Adventzeit mitbekommen.“
Die Naschereien wurden einerseits an Gemeinde, Behörden und Sozialpartner verteilt – „als kleines Dankeschön der Geflüchteten“, meint Berger. Der Rest wurde verkauft, die Einnahmen für die Finanzierung von Gage, Miete und Co. genutzt.
Hilfe für das Projekt gab es auch von der Abteilung Integration der Gemeinde Kufstein, dem Land Tirol, der Sparkasse und dem Komma Wörgl. Eine Geste rührte Berger in der Vorbereitung besonders. „Eine Dame spendete 300 Euro.“
Die Vorführungen starten diesen Sonntag um 13 und 15 Uhr im Theatron im Komma Wörgl. Ein paar Plätze gibt es noch. Tickets um 10 Euro direkt bei Berger, per E-Mail an julia.berger@kufnet.at oder unter der Telefonnummer 0680/1241841.