„Das was fehlte, ist nun da‟: Lionel Messi nach WM-Triumph im Fußball-Olymp
Superstar Lionel Messi hat es geschafft! „La Pulga“ führte Argentinien endlich zum ersehnten WM-Triumph und riss damit Titelverteidiger Frankreich brutal aus allen Träumen. 36 Jahre nach dem Titelgewinn des großen Diego Maradona erspielte sich Messi im fünften Anlauf die allergrößte Fußball-Ehre für sein Heimatland, in dem natürlich ekstatisch gefeiert wurde.
Doha ‒ Eine an Spannung ohnehin nicht arme Fußball-WM ist am Sonntag in einem wahren Drama kulminiert. Im finalen Akt war es Argentiniens Altmeister Lionel Messi, der beim Triumph über Titelverteidiger Frankreich seinem ohnehin überlebensgroßem Denkmal den Feinschliff verlieh. Im fünften und letzten Anlauf hielt der 35-Jährige dem Druck stand und stemmte erstmals die WM-Trophäe in die Höhe. Er steht nun endgültig auf einer Stufe mit Argentiniens Legende Diego Maradona.
"Das ist der Kindheitstraum eines jeden. Ich kann mich glücklich schätzen, in meiner Karriere alles erreicht zu haben", jubelte Messi im Moment seines vielleicht schönsten Erfolgs. "Das was fehlte, ist nun da. Das wollte ich zum Ende meiner Karriere, es gibt nichts mehr, was ich noch will. Danke Gott, er hat mir alles gegeben."
Messi will Karriere im Nationalteam noch nicht beenden
Messi meinte mit dieser Aussage offenbar nicht das sofortige Aus in der Nationalmannschaft - das stellte er danach klar: "Ich möchte noch ein paar Spiele als Weltmeister erleben. Ich liebe den Fußball, was ich tue. Ich genieße es, in der Nationalmannschaft zu sein."
Nationaltrainer Lionel Scaloni würde die Fortsetzung der Karriere seines Superstars absolut begrüßen. "Wenn er weitermachen will, wird er bei uns sein", sagte der 44-jährige Weltmeister-Coach nach dem Finale gegen Frankreich. "Es liegt bei ihm. Es ist so eine große Freude, ihn und seine Teamkollegen zu trainieren. Alles, was er weitergibt, das ist surreal, so etwas habe ich noch nie gesehen, dass jemand so viel gibt."
Messi bester Spieler der WM
Argentiniens Superstar Lionel Messi ist auch zum besten Spieler der Fußball-WM in Katar gewählt worden. Der 35-Jährige nahm den Goldenen Ball als Auszeichnung dafür kurz vor der Übergabe des WM-Pokals am Sonntag in Lusail entgegen. Auf Platz zwei folgte laut Einschätzung der Technical Study Group der FIFA Kylian Mbappé. Der französische Offensivstar erzielte in sieben Spielen acht Treffer und erhielt den Goldenen Schuh für den Torschützenkönig der WM-Endrunde.
Zum drittbesten Spieler des Turniers wurde der Kroate Luka Modric ernannt. Messi ist der einzige Spieler, dem die Ehre des Goldenen Balles seit der Einführung 1982 zweimal zuteil wurde. Schon nach der Finalniederlage 2014 in Brasilien gegen Deutschland war Messi zum besten Spieler des Turniers gewählt worden.
Den Goldenen Handschuh für den besten Torhüter des Turniers erhielt Argentiniens Schlussmann Emiliano Martinez. Die Trophäe benutzte der 30-Jährige nach der Übergabe für einen obszönen Jubel, als er den Goldenen Handschuh provokant vor seinem Unterleib hielt.
Auch der beste Jungspieler kommt aus der Weltmeister-Mannschaft: Der 21 Jahre alte Enzo Fernandez sicherte sich diese Auszeichnung. Die Fair-Play-Wertung gewann England.
Rekorde säumten den Weg zum erstmaligen WM-Triumph
Im Club-Fußball hat Messi mit dem FC Barcelona ohnehin schon längst alles abgeräumt. Dass er seit seinem Wechsel zu Paris Saint-Germain 2021 international ohne Titel blieb, spielt da keine Rolle. Bei großen Turnieren mit seinem Heimatland blieb ihm der Erfolg lange aber verwehrt. 2006 und 2010 scheiterte Argentinien im WM-Viertelfinale an Deutschland, 2014 behielt die DFB-Auswahl im Finale mit 1:0 nach Verlängerung die Oberhand.
Und 2018 war im Achtelfinale gegen den späteren Triumphator Frankreich Endstation. Es schien, als bleibe das eher als schmückendes Beiwerk verstandene Olympia-Gold 2008 Messis einziger Titel mit der "Albiceleste".
Immerhin kündigte sich 2021 mit dem erstmaligen Gewinn der Copa America seit 1993 Großes an. Und die Truppe von Trainer Lionel Scaloni, bei der WM 2006 Mitspieler des damals jungen Messi, konnte den Erwartungen tatsächlich gerecht werden.
Der siebenfache Weltfußballer Messi kam im Laufe des Turniers immer besser in Form, geigte in der K.o.-Runde auf, als sei er noch einmal 25, und führte sein Team so abgeklärt und zugleich gut gelaunt wie selten zuvor zum Triumph. Ein Triumph, der vielen nach dem blamablen 1:2 gegen Saudi-Arabien zum Auftakt noch als Fata Morgana erschienen war.
Und auch wenn "La Pulga" in der Torschützenliste trotz seiner 7 Treffer das Nachsehen gegenüber Frankreichs um 12 Jahre jüngeren Superstar Kylian Mbappe (8) hatte, brach er auf dem Weg dorthin mehrere Rekorde. Mit seinem 26. WM-Einsatz zog er im Finale am bisherigen Rekordhalter Lothar Matthäus vorbei. Mit insgesamt 2.314 Minuten hat er auch die meisten WM-Minuten in den Beinen.
Am Sonntag löste er den Italiener Paolo Maldini ab, der bei 2.217 hält. Zudem führt er mit drei Assists die diesbezügliche Katar-Hitparade gemeinsam mit Harry Kane (England), Antoine Griezmann (Frankreich) und Bruno Fernandes (Portugal) an.
Dank seiner nun insgesamt 13 WM-Tore ließ er auf nationaler Ebene den bisherigen Topmann Gabriel Batistuta (10) hinter sich. Er ist der einzige Spieler der Historie, der zumindest einen Assist bei fünf WM-Endrunden vorzuweisen hat. 19 Mal führte er Argentinien bei der WM als Kapitän aufs Feld, auch das ist Bestmarke vor dem Mexikaner Rafa Marquez (17) und Maradona (16).
Immer wieder hatten die argentinischen Spieler und Betreuer versichert, sie spielten auch für den 2020 verstorbenen Diego Maradona, die andere fast übermenschliche Gestalt im argentinischen Fußball. Der "Goldjunge" führte seine Nation 1986 zum WM-Titel - dem bis Sonntag letzten - und stand deshalb trotz aller Eskapaden für viele Landsleute noch immer über Messi. Diese Debatte wurde in Lusail wohl endgültig beendet.
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