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Weiße Weihnacht und extreme Temperaturen: „Historischer“ Sturm hält USA in Atem

Eiskaltes Chicago: Am 23. Dezember hatte es in der Millionenmetropole -21 Grad.
© APA/AFP/KAMIL KRZACZYNSKI

Ein Weihnachtsmärchen für die einen, ein Feiertagsalptraum für die anderen: Ein heftiger Wintersturm sorgt in den USA für Tiefsttemperaturen und viel Schnee - und durchkreuzt vielerorts auch die Reisepläne. Für manche sind die extremen Verhältnisse tödlich.

Washington – Weite Teile der USA erleben das kälteste Weihnachten seit Jahrzehnten. Ein Wintersturm brachte nicht nur heftige Schneefälle und Eiswinde – sondern auch Temperaturen von bis zu minus 40 Grad Celsius. In der Ostküstenmetropole New York zeigte das Thermometer am Samstagmorgen minus 14 Grad, in Chicago waren es minus 17. Die Zahl der Toten stieg in der Nacht zum Samstag (Ortszeit) auf 17, wie der Sender NBC unter Berufung auf örtliche Behörden berichtete.

„Dies ist nicht wie ein Schneetag aus Kinderzeiten", warnte US-Präsident Joe Biden.
© APA/AFP/BRENDAN SMIALOWSKI

Die Ursache seien in fast allen Fällen wetterbedingte Verkehrsunfälle. Auch andere Sender berichteten von einer zweistelligen Zahl an Todesopfern im Zusammenhang mit wetterbedingten Verkehrsunfällen. Besonders stark betroffen war nach Angaben des US-Wetterdienstes die Region um die fünf Großen Seen („Great Lakes”) im Nordosten des Landes an der Grenze zu Kanada, am Samstag verlagerte sich der Sturm in den Osten des Landes.

Am Samstagvormittag (Ortszeit) waren zeitweise mehr als 1,6 Millionen Haushalte ohne Strom, wie die Webseite PowerOutage zeigte. Vor allem an der Ostküste kam es demnach zu Stromausfällen. Die arktische Kältefront brachte auch die Weihnachtspläne vieler Reisenden durcheinander: Am Freitag waren nach Angaben der Flugdaten-Webseite FlightAware fast 6000 Flüge gestrichen worden, am Samstagvormittag waren es bereits knapp 2000.

📽️ Video | Temperatursturz von 40 Grad in den USA

New York mit seinen etwa acht Millionen Einwohnern hatte am Freitag einen seltenen Temperatursturz erlebt: Innerhalb nur weniger Stunden fiel das Thermometer von plus 11 auf minus 12 Grad. Am Morgen hatten sich die New Yorker noch mit leichter Jacke und ohne Handschuhe zu den letzten Weihnachtseinkäufen begeben. Am Nachmittag und Abend dagegen blieben Restaurants und Bars für den Abend vor den Feiertagen ungewöhnlich leer, während sich viele Menschen lieber Zuhause einkuschelten.

Überlastete Rettungsdienste, Warnung vor „Whiteout”

In Erie County, südlich der Großen Seen im Bundesstaat New York, waren die Rettungsdienste zeitweise überlastet. Marc Poloncarz, der Verantwortliche aus dem Bezirk, rief auf Twitter dazu auf, nur in den „kritischsten, lebensbedrohlichsten Fällen” den Notruf zu wählen, um die Leitungen freizuhalten. Er forderte die Einwohner dazu auf, trotz Strom- und Heizungsausfällen in ihren Häusern zu bleiben. Der Transport in Notunterkünfte sei derzeit nahezu unmöglich.

Schneeschaufeln ist in Ohio angesagt.
© IMAGO/Jintak Han

Der US-Wetterdienst rief Reisende am Weihnachtswochenende zu äußerster Vorsicht auf und warnte vor sogenannten Whiteout-Bedingungen, also stark eingeschränkter Sicht und Orientierung durch den Schnee. Reisen unter diesen Bedingungen seien „extrem gefährlich und zeitweise unmöglich”, hieß es. Zudem wurde vor den niedrigen Temperaturen gewarnt. Im Bundesstaat Montana seien am frühen Samstagmorgen minus 40 Grad Celsius gemessen worden. Bereits wenige Minuten in der Kälte könnten zu Erfrierungen führen, hieß es.

Tausende Flüge wurden gestrichen (Bild von Enteisungsarbeiten am Flughafen in Milwaukee).
© IMAGO/Mark Hertzberg

Sportreporter wird zum Winterwetter-Star

Zu landesweitem Ruhm gelangte ein Sportreporter des Lokalsenders KWWL, der bereits am Donnerstag kurzerhand als Wetterreporter für die Berichterstattung aus der klirrenden Kälte Iowas im Mittleren Westen abgestellt wurde. Mit jeder Live-Schalte wurde Mark Woodley mürrischer. Auf die Frage des Moderators, wie er sich draußen fühle, antwortete Woodley: „Genauso wie vor acht Minuten, als Du mich das schonmal gefragt hast”.

Woodley nutzte seine Schalten den ganzen Morgen über, um seinem Unmut Ausdruck zu verleihen: „Welchen besseren Anlass gibt es, den Sportreporter zu bitten, fünf Stunden früher zu kommen, als er normalerweise aufwachen würde, sich in den Wind, den Schnee und die Kälte zu stellen und anderen Leuten zu sagen, dass sie nicht dasselbe tun sollen?” Er habe bis zu diesem Tag nicht einmal gewusst, dass es auch ein 3:30 Uhr am Morgen gebe.

Besonders hart trifft die Kälte Obdachlose (im Bild eine Hilfseinrichtung in Louisville, Kentucky).
© APA/AFP/LEANDRO LOZADA

Vor dem Weihnachtswochenende hatten wegen des Sturmtiefs „Elliott” bereits mehr als 200 Millionen Menschen Unwetterwarnungen erhalten. Betroffen waren zunächst vor allem der Norden und der mittlere Westen der USA. Doch auch in Bundesstaaten im Süden des Landes gab es Warnungen vor extremem Frost. In der Nacht zu Heiligabend verlagerte sich der Sturm mehr in den östlichen Teil des Landes. Mehrere Bundesstaaten, darunter New York, riefen den Notstand aus. „Mutter Natur verlangt uns dieses Wochenende alles ab, was sie zu bieten hat”, sagte die Gouverneurin von New York, Kathy Hochul.

Extreme Windböen am Cumberland River in Nashville, Tennessee.
© APA/AFP/SETH HERALD

US-Medien warnten unter Berufung auf Wetterexperten vor der möglichen Entstehung eines besonderen und schweren Sturms, eines sogenannten „Bombenzyklons” - ein Wetterphänomen, bei dem der Luftdruck innerhalb kurzer Zeit extrem abfällt und die Wucht des Sturms verstärkt. In den Bundesstaaten Montana, South Dakota und Wyoming waren bereits am Vorweihnachtstag Temperaturen um minus 45 Grad Celsius gemessen worden. In Denver im US-Bundesstaat Colorado fielen die Temperaturen laut Meteorologen beim Durchzug der arktischen Kaltfront innerhalb von 24 Stunden um rund 40 Grad. (APA, dpa)

Eine Riesenwelle in Lynn, Massachusetts.
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