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Endlich Rauchfrei?! Wie aus dem Neujahrsvorsatz eine Erfolgsgeschichte werden kann

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Rauchen ist noch immer die am weitesten verbreitete Sucht in Österreich – etwa jede:r Fünfte raucht täglich. Mehr als 1,2 Millionen Menschen wollen aufhören, die wenigsten schaffen es aber beim ersten Versuch. Wie es diesmal wirklich klappt.

Wien – Jedes Jahr zu Silvester ist man überzeugt, nicht nur das alte Jahr, sondern auch schlechte Gewohnheiten hinter sich zu lassen. Von einem altbekannten Spitzenreiter bei den Neujahrsvorsätzen – mit dem Rauchen aufzuhören – bleibt wenige Tage nach dem Jahreswechsel oft nur ein leeres Versprechen und der stille Wunsch, man wäre konsequenter gewesen. Wie man dieses hehre Ziel auch in die Tat umsetzen kann, erläutern Psychologinnen und Psychologen des BÖP und der Rauchfrei-Hotline.

Grundsätzlich ist das Konzept der Neujahrsvorsätze nicht unbedingt die optimale Voraussetzung zu deren eigener Erfüllung. Schließlich bringe ein neues Jahr nicht automatisch ein „neues Ich". Der wichtigste Faktor, um einen Vorsatz zu Ende zu bringen, sei die eigene Motivation – man müsse selbst von dessen Wichtig- und Richtigkeit überzeugt sein, weiß der Psychologe Cornel Binder-Krieglstein vom BÖP (Bund Österreichischer Psychologen).

Kalter Entzug am effektivsten

Oftmals findet man sich als Raucher oder anderweitig Abhängiger in einem Zustand der Selbstverleugnung wieder, und redet sich ein, ohnehin jederzeit aufhören zu können. Gewissheit schaffen könne man Binder-Krieglstein zufolge ganz einfach, indem man überprüft, wie lange man ohne Zigarette durchhält und wie es einem dabei geht. Selbst wenn man nach einiger Zeit doch wieder zum Glimmstängel greift, wächst trotzdem mit jedem Mal die Gewissheit und die Bereitschaft, sich sein Problem einzugestehen.

🚬 Aufhörwillige in Österreich

Der Anteil der Rauchenden, die im vergangenen Jahr erfolglos versuchten haben, aufzuhören, ist laut Gesundheitsministerium hoch. 36 Prozent der täglich Rauchenden hätten dies angegeben, das entspreche hochgerechnet circa 570.000 Personen. Rund 40 Prozent der „Aufhörwilligen" seien Frauen; größtenteils zwischen 30 und 59 Jahre alt.

Wenn diese Hürde erst einmal genommen ist, sei wissenschaftlich gut geprüft, dass der kalte Entzug die bei weitem effektivste Art des Aufhörens sei, so Binder-Krieglstein. Schrittweise reduzieren und ähnliche langsame Abgewöhnungsverfahren mögen zwar stressfreier und angenehmer sein, wären im Gegenzug aber auch weniger wirkungsvoll und nachhaltig.

Zum Telefon anstatt zur Zigarette greifen

Das Suchtpotenzial der Volksdroge Nikotin wird gemeinhin oft unterschätzt. Wissenschafterinnen und Wissenschafter vergleichen die Stärke der Abhängigkeit jedoch oft mit harten Drogen wie Kokain oder gar Heroin. Daher solle man laut Binder-Krieglstein nicht davor zurückschrecken, sich professionelle Hilfe zu holen. „Schließlich pickt man ein gebrochenes Bein auch nicht mit einem Tixo-Band wieder zusammen", veranschaulicht der Psychologe.

  • Unterstützung bieten hierzulande unter anderem die Österreichische Gesundheitskassa mit dem Rauchfrei-Telefon. Seit 2006 stehen bei dieser Hotline werktags von 10 bis 18 Uhr speziell auf Tabakentwöhnung spezialisierte Psychologinnen und Psychologen für Gespräche, persönliche Beratungen oder Motivation ohne Terminvereinbarung zur Verfügung. Im Jahr 2021 verzeichnete die Beratungsstelle rund 7600 Anrufe.
  • Ergänzend dazu gibt es auch eine Homepage (www.rauchfrei.at), wo viele weiterleitende Ressourcen und Beratungsangebote aufgeführt sind.
  • Auch eine eigene Rauchfrei-App gibt es mittlerweile, die speziell bei jungen Menschen gut ankommt. „Bei akutem Verlangen zum Telefon anstatt zur Zigarette zu greifen", rät Melanie Stulik, Gesundheitspsychologin und stellvertretende Leiterin vom Rauchfrei-Telefon, denn nach dem Gespräch sei der Drang meist wieder vorüber.

Um Menschen dabei zu unterstützen, das Rauchen einzustellen, sei es Stulik zufolge wichtig, keinen Druck aufzubauen und unverbindliche Hilfsangebote anzubieten. Sehr hilfreich sei es auch, sich bei akutem Nikotin-Verlangen als Gesprächspartner anzubieten und für Ablenkung zu sorgen. Außerdem solle man Örtlichkeiten meiden, wo viel geraucht wird und natürlich selbst keine Nikotin- oder Tabakprodukte konsumieren. Binder-Krieglstein zufolge sei es auch sehr effektiv, „gemeinsam aufzuhören", am besten in Verbindung mit einer Art „Vertrag"zwischen allen Aufhörwilligen.

Auch medizinische Hypnose kann helfen – sofern der Wille da ist

Ein anderer Weg, seine Nikotinsucht hinter sich zu lassen, ist die medizinische Hypnose. Ali Zoghlami arbeitet seit etwa 20 Jahren neben seiner Tätigkeit als Oberarzt am Wiener Anton Proksch Institut als Hypnotiseur und hilft Rauchenden, ihr Laster loszuwerden. Mit Magiern, schwingenden Pendeln und willenlosen Subjekten hat diese Therapie aber nichts zu tun: Vielmehr gehe es darum, Entspannung und Distanz zum Suchtdruck zu schaffen. Außerdem solle die negative Zielsetzung, nicht mehr rauchen zu wollen, durch eine positive ersetzt werden, z.B. mehr Sport betreiben zu wollen.

Hypnosesitzungen sind kein Wundermittel, die Selbstverantwortung ist sehr wichtig.
Ali Zoghlami (Oberarzt am Wiener Anton Proksch Institut und Hypnotiseur)

Auf solche Art sollen die Betroffenen in Bewegung und abgelenkt bleiben, bis ihnen das Rauchen nicht mehr abgehe. Die Erfolgsquote dieser Therapie hängt aber wie auch bei der klassischen psychologischen Betreuung hauptsächlich vom Willen des Betroffenen ab. „Hypnosesitzungen sind kein Wundermittel, die Selbstverantwortung ist sehr wichtig", betont Zoghlami.

Rauchfrei.at zufolge sei es auch sehr hilfreich, einen Bezug zu den Erinnerungen und Gewohnheiten einer Zeit vor dem Rauchen herzustellen, um alte Lebensfreuden auch ohne Nikotin und Zigaretten wieder zu finden. Ob die Rauchentwöhnung funktioniert, hängt nichtsdestotrotz hauptsächlich davon ab, ob genug Wille vorhanden ist. (TT.com, APA)

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