Oper am Landestheater

„La finta giardiniera“ in Salzburg: Sieben Liebeshungrige sind einer zu viel

Schlussendlich findet fast jeder Möchtegern-Bräutigam ein ihm holdes weibliches Gegenstück. Szene aus „La finta giardiniera“ am Salzburger Landestheater .
© Tobias Witzgall

„La finta giardiniera“, eine heitere bis ernste Oper des jungen Mozart, im saniert herausgeputzten Salzburger Landestheater.

Salzburg – Die Stadt Salzburg schöpft aus dem Vollen – mit jährlich drei Star-gespickten Festspielreigen in ebenso vielen, ziemlich groß ausgeführten Spielstätten unter dem Dach des Festspielhauses.

Auf der anderen Seite der Salzach, abseits des Festspielbezirks, befindet sich ein weiterer Kulturtempel, deutlich kleiner, dafür mit viel längerer Historie: das Salzburger Landestheater. International heute weniger beachtet, wurde hier schon zu Mozarts Lebzeiten gespielt – unter anderem Mozarts eigene Opern.

So auch derzeit. Mit „La finta giardiniera“ steht ein Frühwerk des berühmten Sohnes und posthumen Werbeträgers der Stadt auf dem Programm. Mozart war bei der Uraufführung erst 18.

Salzburgs Landestheater hat sich (nicht nur für Mozart) herausgeputzt. 2022 blieben Türen und Tore ein halbes Jahr lang zu: Das Theater wurde um fast 14 Millionen Euro generalsaniert.

Die Bühnentechnik spielt nun alle Stückln, die Optik des Zuschauerraums wurde an jene der Entstehungszeit herangeführt. Die Besucher auf den gesamt 707 Plätzen sitzen auf neuer Bestuhlung, kein Fehler, sollte es auf der Bühne einmal etwas zäh hergehen. Die dichte, fast heimelige Atmosphäre des Hauses, mit großer Nähe zur Bühne, blieb erhalten. Davon konnte sich die TT kürzlich überzeugen. Beste Akustik und Sicht auf so gut wie allen Plätzen.

„La finta giardiniera“, auf Deutsch hat sich der Zweittitel „Die Gärtnerin aus Liebe“ eingebürgert, ist per definitionem ein „dramma giocoso“, eine Mischkulanz aus viel Heiterkeit, durchbrochen von gelegentlichem Ernst. Burgschauspielerin Dörte Lyssewski lässt als Gast-Regisseurin dem Spieltrieb des Ensembles auch freien Lauf.

Sieben Charaktere zählt der Drei-Akter, nach konventioneller Beziehungsarithmetik ist das eine Person zu viel. Nach überstandenen Eifersuchtsszenen und garstigen Intrigen finden sich zu guter Letzt drei Pärchen. Einer bleibt übrig. Pech gehabt.

Das Mozarteumorchester macht seinem Namensgeber alle Ehre. Die Musik ist Mozart pur, schillernd, warm, reich an Farben und Nuancen (beim Besuch der TT stand Tobias Meichsner am Pult).

Ein kluger Kunstgriff ist der Text dieser Oper. Während die Arien auf Italienisch erklingen, wurde das ursprüngliche Libretto, möglicherweise unter Mitarbeit von Vater und Sohn Mozart, in gesprochene deutsche Dialoge übersetzt. Fein für das heutige Publikum: Es muss keine ellenlangen Rezitative über sich ergehen lassen. Die SängerInnen sind freilich mehr gefordert. Gesprochene Sprache verlangt auch größeres schauspielerisches Geschick.

Stimmlich hinterlassen die Sopranistinnen Laura Incko (in der Titelpartie) und Victoria Leshkevich (als deren Nebenbuhlerin Arminda) den stärksten Eindruck. Ausnehmend gut, fürwahr dramatisch liebeskrank, singt Countertenor Dennis Orellana die Partie des Ramiro. Dem Mann kann schließlich doch noch geholfen werden.

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