🗓️ Impro & Avantgardejazz

Fischen abseits des Mainstreams: artacts in St. Johann eröffnet Tiroler Festivalsaison

Heuer beim artacts zu Gast: US-Cellistin Tomeka Reid. Am 3. März ist sie im Trio Taborn/Reid/Smith in der Alten Gerberei zu hören.
© D. Laskowski

Von 3. bis 5. März wird in St. Johann improvisiert und am Klang experimentiert.

St. Johann i. T. – So prekär sie auch leben, noch behaupten sie sich. Für das „Archiv der seltenen Arten“ haben Autorin Elisabeth R. Hager und Musiker Martin Mallaun gemeinsam mit Studierenden der Linzer Bruckner-Privatuni acht Pflanzenarten vor den Vorhang geholt, denen die Gegenwart ganz schön zusetzt. Ihre Überlebensstrategien erklingen als Mini-Hörspiele. Von Linz wandert das Archiv nun nach St. Johann, um dort das Festival artacts zu (vor-)eröffnen.

Damit ist wohl von vornherein klargestellt, auch dem Festival für improvisierte Musik und Avantgardejazz in St. Johann geht es ums Sich-Behaupten. Zum 23. Mal geht artacts mit einem Programm, das weitab vom (Jazz-)Mainstream fischt, über die Bühne. Den jährlichen Festivalrhythmus konnte zuletzt selbst die Pandemie nicht unterbrechen – ihn höchstens für wenige Monate aus dem angestammten Takt bringen. Inzwischen stehen längst neue Herausforderungen an, weiß artacts-Initiator Hans Oberlechner. Die Teuerung und Fair Pay – zwei Stichworte, die auch die Berichterstattung über das Kultur-Jahr 2023 maßgeblich mitprägen dürften. Das artacts erhält rund 50.000 Euro an öffentlichen Geldern und kommt 2023 gerade so über die Runden. Das Festival gelingt, weil es ehrenamtliche Hilfe gibt, erklärt artacts-Obfrau Karin Girkinger. Von Fair Pay sei man aber auch in St. Johann noch weit entfernt.

Weder auf die Ticketpreise noch auf das Programm sollen die beschränkten Mittel abfärben, sagt Oberlechner. Mit 12 Abendacts an drei Tagen ist Letzteres 2023 wieder beachtlich. Der Fokus liegt trotz wiederkehrenden „Stammgästen“ auf aufstrebenden KünstlerInnen (u. a. Saxophonistin Signe Krunderup Emmeluth). Stilistisch reicht das Spektrum vom Free Jazz (beim zehnköpfigen Andreas Røysum Ensemble) über zeitgenössische Kammermusik von Taborn/Reid/Smith (beide am 4. März) hin zu Klangexperimenten (wie bei C/W|N am 5. März).

Speziell für artacts23 komponiert hat Susanna Gartmayer, mit Sugar 6TTT wird sie am Eröffnungstag 3. März ihre Auftragskomposition präsentieren. Neben dem artacts-Stammhaus, der Alten Gerberei, werden heuer auch das Juz sowie die Porsche Inter Auto-Halle bespielt.

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