Bastler in Pfunds und in Walchsee im finalen Faschingsfieber
In Pfunds und in Walchsee gehen an diesem Wochenende die Narren um. Im Vorfeld gab es viel Arbeit, gute Sprüche, strikte Geheimhaltung, schaurige Wesen und stabile Drohnen.
„A bissl narrisch“ müsse man schon sein, wenn es um den Fasching geht, meint Markus Oberhofer, Obmann des Pfundser Vereins Camping Team. Das Gefährt, das er und seine Vereinskollegen für den Faschingsumzug am heutigen Sonntag herangeschafft haben, ist auf jeden Fall mehr als „a bissl“. In einem britischen Doppeldecker-Bus mit über vier Metern Höhe werden die Faschingsnarren beim Umzug auftrumpfen. Der Bus, ursprünglich ein „Engländer“, wurde in Schweden gekauft und Ende Jänner überstellt. Satte 1800 Kilometer musste der Fahrer damit zurücklegen. In Schweden war der rote Doppeldecker ein ausgewiesener Partybus, in Pfunds wird er es wohl ruhiger haben, heute ausgenommen.
Dass man im Dorf von dem Gefährt weiß, ließ sich nicht verhindern. Der Wagen ist nicht gerade dezent. Geparkt hat man ihn jetzt bis zum großen Auftritt im hintersten Teil des Campingplatzes in Pfunds, den Oberhofer betreibt.
Noch besser versteckt haben sich die anderen Vereine, deren Mitglieder bis zum letzten Zeitpunkt an ihren Gefährten arbeiten. In mehr oder weniger geheimen Ecken am Dorfrand wird geschraubt und gehämmert, neue Wände eingezogen, alte abgerissen. Was es werden soll, wird nicht verraten. „Nein, keine Chance“, heißt es beim Trachtenverein, beim Verein VW Society oder auch bei den Rodlern. Selbst innerhalb der Familien werde nichts weitererzählt, heißt es nicht ohne Stolz. „Das gehört bei uns dazu“, sagt Peter vom Trachtenverein bestimmt. Raten sei zwecklos, meint er mit bestimmtem Blick und grinst dabei. Die Aufschrift auf dem Wagen hilft auch nicht, das Motto „Flying Muh“ ist noch vom letzten Umzug. Erst in der Nacht davor werden die aktuellen Schriften angebracht.
Der eigentlich kopflose Reiter
Weniger geheim geht es mit der Hauptfigur des Umzugs zur Sache. „Dr. Schiaputz“ heißt die Gestalt, die der Pfundser Hotelier Harald Fuchs vor 30 Jahren zum Leben erweckt hat. Damals hatte es schon seit 1775 keinen Umzug mehr gegeben, denn der Obrigkeit war das Treiben der Pfundser zu wild geworden. Manche Larven hätten daraufhin beim Imster Fasnachtstreiben Einzug gehalten, heißt es, bewiesen sei aber nichts. „Wir wollten dann vor 30 Jahren einen Neubeginn“, erinnert sich Initiator Fuchs.
„Aber es sollte etwas Eigenes sein, das typisch für Pfunds ist.“ So kam man auf den „Schiaputz“. Laut der überlieferten Sage hatte der Gerichtsdiener in grauen Vorzeiten ein Gebiet am Hang fälschlicherweise nicht Pfunds, sondern der Nachbargemeinde Ladis zugesprochen. Als Buße für diesen Fehler muss der Reiter als „Schiaputz“ nun alle 100 Jahre umgehen. Überlebensgroß aus Styropor tut er das tatsächlich, und zwar öfter, nämlich jedes dritte Jahr, wenn die Pfundser Faschingsnarren feiern. Damit das kinderfreundlich abläuft, hat man übrigens ein Detail verschwiegen. „In der Sage ist es ein kopfloser Reiter“, erklärt Fuchs. Das hat er beim Nachbau dann aber lieber weggelassen, das war zu unheimlich.
In der fast 200 Kilometer entfernten Gemeinde Walchsee am anderen Ende von Tirol ist man in den letzten Tagen auch andauernd mit Faschingsvorbereitungen zugange. Und das an unerwarteten Orten. Das beste Versteck für ihre Vorbereitungen haben die jüngsten Mitglieder des Fußballvereins gefunden.
Gasthaussterben beklagen
Hinter einem Garagentor können die Besucher haufenweise Trikots, Flaggen, Farbeimer und Schilder entdecken. Sprüche wie „Mein Rasen ist WM-tauglich“ wird da gepinselt oder „Kleines Dorf, große Träume“. Die Spaßaktion, zu der die Kinder in Fußballtrikots schlüpfen, spielt auf die nicht ganz ernst gemeinte Idee an, die Fußball-WM nach Walchsee zu holen. „Nachdem wir einen neuen Fußballplatz haben, der wirklich hervorragend ist, ist das nur logisch“, erklärt Mama Marlene Geisler lachend. Und wie stehen die Chancen? „Die sind zwischen null und hundert Prozent“, sagen die Kinder.
Ebenfalls auf Ereignisse in der Gemeinde Walchsee geht heuer der BVC ein. Der „Biervernichtungsclub“, wie sich die launige Gruppe seit 1990 nennt, nimmt eine Panne der örtlichen Touristiker aufs Korn. Thema sind zwei abgestürzte Drohnen, die im letzten Jahr nach einer umstrittenen Sommernachtsshow aus dem See gefischt werden mussten. Unter dem Motto „Mit dem System ist garantiert, dass keiner mehr ins Wasser fliagt“ lassen sie eine Drohne an einem Kran vor ihrem Wagen baumeln.
Und dem nicht genug. Auch das Gasthaussterben thematisieren die Vereinskollegen. Mit dem Spruch „Getränke, Infos, Sprit und Schmäh kriegt man im BP-Café“ und einer verschlossenen Gasthaustüre am Wagen, machen sie das zum Thema, was viele bedauern. „Uns geht es ums Zusammenkommen und das wird bei uns immer schwieriger“, sagt Faschingspräsident Florian Fahringer, der es in vollen Zügen genießt, die Vorbereitungstreffen zu veranstalten. „Im Tiefsten unseres Herzens sind wir fast alle ein wenig Schauspieler“, gesteht er. Da finde jeder Kollege schnell seine Rolle und übe fleißig.
Ähnlich wie in Pfunds ist auch in Walchsee der Umzug keine Selbstverständlichkeit. In der Gemeinde nahe der bayerischen Grenze war seit fast 20 Jahren kein großes Faschingstreiben mehr auf den Straßen zu sehen.
Damals gingen die Eltern der heutigen Fußballjugend noch als die Kleinen mit. „Ich war ein Teletubbie“, erinnert sich Marlene Geisler lachend. Die kenne heute keiner mehr so genau. Gestern haben nun die neuen und alten Narren in Walchsee den Fasching mit rund zehn Wägen und fast 20 Gruppen wieder auferstehen lassen und die Gemeinde wieder zu einem echten Faschingsdorf gemacht.
Hippies im Doppeldeckerbus
Die Pfundser treten heute mit ihrem „Schiaputz“ an. Dann werden sie ihre Geheimnisse lüften. Einen Hinweis für den heutigen Umzug zu einem Wagen gab es dann am Ende des Dorfbesuchs doch noch. Es soll um ein Filmthema gehen.
Wer es genau wissen will, der muss heute wohl selber hinschauen. Einfach immer dem roten Doppeldecker-Bus nach. Dessen Hippie-Motto ist übrigens leicht zu erkennen. In großen Lettern ist „Flower Power“ auf den Lack gesprüht. In Pfunds ist man heute eben „a bissl narrisch“ – und ziemlich gut drauf.