Riskant und unzuverlässig

Global 2000 führte Beamer-Aktion gegen AKW Mochovce durch

Seit 1985 wird am Atomreaktor Mochovce 3 gebaut.
© Global 2000/Christopher Glanzl

Anlass für die Aktion sind Versuche, den Reaktor hochzufahren, hieß es in einer Aussendung. Laut der NGO ist der dritte Reaktorblock, an dem seit dem Jahr 1985 gebaut wird, "besonders riskant".

Wien – Die Umweltorganisation Global 2000 hat ihre Ablehnung des slowakischen Atomkraftwerks Mochovce in einer nächtlichen Beamer-Aktion bekräftigt. Wie die NGO mitteilte, wurde der Kühlturm von Reaktor 3 des AKW mit einem großen Radioaktivitätszeichen und dem Schriftzug "Riskant & unzuverlässig" bestrahlt. Fotos der Aktion zeigen den Schriftzug in slowakischer, deutscher und englischer Sprache sowie zwei Global-2000-Aktivisten mit Gasmasken vor dem beleuchteten Reaktor.

Spätestens seit Tschernobyl und Fukushima wissen wir: Atomkatastrophen haben internationale Konsequenzen – es braucht einheitliche und strikte Überprüfungen durch unabhängige internationale Kontrollorgane.
Anti-Atom-Sprecher von Global 2000, Reinhard Uhrig.

Anlass für die Aktion seien "unmittelbar bevorstehende Versuche", den Reaktor hochzufahren, hieß es in einer Aussendung. Laut der NGO ist der dritte Reaktorblock, an dem seit dem Jahr 1985 gebaut wird, "besonders riskant". Das Reaktorkonzept stamme nämlich aus den 1970er Jahren und sei völlig veraltet. So würde das AKW einem Flugzeugabsturz nicht standhalten. Dazu komme der Skandal rund um Pfusch mit krimineller Absicht auf der Baustelle, der vor drei Jahren zur Festnahme mehrerer Manager geführt habe. Die Kripo-Sondereinheit "Elektro" ermittle auch aufgrund zweier Anzeigen von Global 2000, nachdem sich besorgte AKW-Ingenieure mit brisanten Informationen an die NGO gewandt hätten.

Global 2000 deckte Mängel an AKW Mohovce auf

Aufgedeckte Baumängel: hier

Der Anti-Atom-Sprecher von Global 2000, Reinhard Uhrig, forderte in diesem Zusammenhang eine Reform der slowakischen Atomaufsicht, weil sie die kriminellen Machenschaften und den Pfusch "nur stichprobenhaft überprüft" habe. So würden derzeit beschädigte Signalkabel des Reaktors repariert. Außerdem seien rostanfällige Verbindungen an Kühlwasserrohren der höchsten Sicherheitsklasse entdeckt worden, "die geldsparend mit minderwertigem Material geschweißt wurden".

Global 2000 kritisierte, dass nach den "hastigen Teil-Reparaturen" und der Freigabe durch die Atomaufsicht der Reaktor bis Ende April auf volle Leistung gebracht werden solle, "mit unberechenbaren Auswirkungen auf das ungetestete Equipment". Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP) und Energieministerin Leonore Gewessler (Grüne) werden von Uhrig aufgerufen, "das Problem-AKW Mochovce zur Chefsache zu machen". (APA)