3000 Migranten in dieser Woche auf Lampedusa eingetroffen
Die italienische Küstenwache rückte am Freitag mit mehreren Schiffen aus, um drei Booten mit insgesamt mehr als 1000 Migranten vor der süditalienischen Küste zu helfen.
Lampedusa – Die süditalienische Insel Lampedusa ist weiterhin mit starken Migrationsbewegungen konfrontiert. Über 3000 Migranten sind seit Mittwoch auf Lampedusa eingetroffen, berichteten italienische Medien am Freitag. Es handle sich um eine Rekordzahl. Ein Boot mit 42 Migranten, darunter fünf Frauen und ein Minderjähriger, war am Donnerstagabend in den italienischen Gewässern vor Lampedusa gesunken. Erste Hilfe wurde von der Besatzung eines tunesischen Fischerbootes geleistet.
Als die italienische Küstenwache den Notruf aufnahm und die Schiffbrüchigen rettete, war das Boot bereits gesunken. Mehrere Migranten, die aus Côte d'Ivoire, Kamerun und Nigeria stammten, wurden wegen Unterkühlung ins Krankenhaus eingeliefert. Die Überlebenden berichteten, dass es keine Vermissten gebe und dass sie am Mittwoch von Sfax in Tunesien aus aufgebrochen seien.
Küstenwache am Freitag im Hilfseinsatz
Seit Anfang 2023 sind 17.500 Menschen nach Seefahrten über das Mittelmeer in Italien eingetroffen, im Vergleichszeitraum 2022 waren es 5976 gewesen. Die meisten Migranten stammen aus der Cote d Ivoire, aus Guinea, Bangladesch und Tunesien, teilte das Innenministerium in Rom mit.
Die italienische Küstenwache rückte am Freitag mit mehreren Schiffen aus, um drei Booten mit insgesamt mehr als 1000 Migranten vor der süditalienischen Küste zu helfen. Wie es in einer Mitteilung hieß, komme zudem ein Flugzeug zum Einsatz. Die Aktion sei wegen der wegen der vielen Menschen "außergewöhnlich komplex", hieß es. Zudem beteiligte sich ein Militärschiff an den Rettungseinsätzen. Der Wetterbericht kündigte für das Wochenende starke Winde und zunehmend rauere See an. Freitagfrüh waren zunächst von einem Boot mit 500 Menschen an Bord Notrufe abgesetzt worden.
Tunesische Küstenwache rettete rund 1000 Migranten
Die Küstenwache war zuletzt in die Kritik geraten, weil sie Ende Februar einem Boot mit mehr als 150 Migranten zunächst nicht zu Hilfe gekommen war. Das Holzboot kenterte vor der kalabrischen Küste, mindestens 72 Menschen starben. Die Behörde und die Regierung in Rom erklärten, dass sie in der Nacht des Unfalls zunächst nicht von einer Notsituation ausgegangen waren.
Die tunesische Küstenwache hat in der Nacht auf Freitag 1008 Migranten an Bord von in Seenot geratenen Booten gerettet. Die meisten waren von den tunesischen Städten Sfax, Lerkennah, Madia und Sousse abgefahren, teilte die tunesische Nationalgarde auf Facebook mit.
Das Schiff Emergency Life Support, das in der Nacht auf Dienstag 105 Migranten auf einem havarierten Schlauchboot in internationalen Gewässern vor Libyen gerettet hatte, ist inzwischen im Hafen der Adria-Stadt Brindisi eingetroffen. Unter ihnen befanden sich mehrere Kinder. Nach Angaben des Kapitäns, Domenico Pugliese, sind alle Geretteten in guter Verfassung, obwohl viele von ihnen Wunden am Körper von der Zeit in Libyen tragen.
Neue Einwanderungsregeln in Italien
Eineinhalb Wochen nach dem tragischen Bootsunglück vor Kalabrien hat die italienische Regierung neue Einwanderungsregeln beschlossen. Kernpunkte des am Donnerstag verabschiedeten Regierungsdekrets sind ein verschärftes Vorgehen gegen Schlepper und die Förderung regulärer Migration. Gebilligt wurde das Dekret bei einem Sonder-Ministerrat in Cutro in Kalabrien, vor dessen Küste am 26. Februar mindestens 73 Migranten bei dem Bootsunglück ums Leben kamen.
Haftstrafen von bis zu 30 Jahren sind für Schlepper vorgesehen, die den Tod von Migranten verursachen. Eingeführt wird ein neuer Straftatbestand für diejenigen, die durch Menschenhandel den Tod oder eine schwere Körperverletzung verursachen. Die Hotspots für die Rückführung von Migranten ohne Einwanderungserlaubnis in Italien sollen ausgebaut werden. (APA)