Debütroman von Margot Thun-Rauch: Zerplatzte Träume vom großen Glück
„Kassiopeias Stern“ spielt in Schloss Ambras.
Innsbruck – Das Personal in Margot Thun-Rauchs Roman „Kassiopeias Stern“ hat es zum größten Teil gegeben. Außer der Hauptperson namens Marie, die unbedingt eine berühmte Malerin werden will. Ein höchst extravaganter Berufswunsch für ein weibliches Wesen in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts, wo der Platz der Frau eindeutig an der Seite eines Mannes war.
Spielort des Romans ist Schloss Ambras, wo sich die gelernte Germanistin und Historikerin Margot Thun-Rauch bestens auskennt, war sie hier doch 20 Jahre lang kuratorisch unterwegs. Um in ihrem Debütroman eine Zeitreise an den Hof von Ferdinand II. und seiner Philippine Welser zu unternehmen. Eintaucht in eine Welt des Umbruchs, die durchaus Parallelen zu der unseren aufweist.
Statt Corona hat damals allerdings die Pest gewütet, die Erde hat wie heute gebebt genauso wie Kriege im Zeichen der Religion geführt wurden. Der Wandel des Klimas sorgte für Missernten, Scharlatane trieben ihr Unwesen, so etwas wie die Gleichheit der Geschlechter war kein Thema. Alle diese Problematiken schleust die Autorin in die Geschichte von Marie ein, die als unehelich geborene Enkelin des nachweislich am Innsbrucker Hof tätigen Malers Hanns Polhammer als absolut rechtloses Findelkind galt. Allerdings ein höchst begabtes und überaus hübsches, was der Heranwachsenden in Zeiten wie den damaligen fast zum Verhängnis werden sollte.
Wie Margot Thun-Rauch dieses komplexe Zeit- und Sittenbild anhand Maries Geschichte auf knappe 185, sehr leicht lesbare Seiten verpackt, ist erstaunlich. Dass hier nicht in die Tiefe gegangen werden kann, liegt auf der Hand. Wobei in jedem der 30 Kapitel plus Prolog und Epilog eine der Problematiken umkreist wird, jeweils überschrieben mit Titeln, die wunderbar altmodisch daherkommen. (schlo)
Kassiopeias Stern. 186 Seiten, Edition Laurin, 21 Euro. bei Liber Widerin in Innsbruck am 14. März um 19 Uhr.