Das waren die Oscars 2023

Sieben Oscars für „Everything Everywhere All at Once“, Monika Willi ging leer aus

"Everything Everywhere All at Once" räumte sieben Oscars ab, darunter auch den Preis für den besten Film.
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Die Literaturverfilmung "Im Westen nichts Neues" hat bei den Oscars gleich vier Auszeichnungen gewonnen. Übertroffen wurde die deutsche Produktion nur noch vom Science-Fiction-Film "Everything Everywhere All at Once". Hauptdarstellerin Michelle Yeoh holte in ihrer Dankesrede zu einer Botschaft aus.

Los Angeles – Mit sieben Auszeichnungen ist der Actionfilm "Everything Everywhere All at Once" der große Gewinner der diesjährigen Oscars – die deutsche Literaturverfilmung "Im Westen nichts Neues" hat vier Auszeichnungen gewonnen. Die Oscars wurden in der Nacht zum Montag in Los Angeles verliehen. "Im Westen nichts Neues" von Regisseur Edward Berger erzählt vom Ersten Weltkrieg und wurde als bester internationaler Film ausgezeichnet.

Preisregen für Daniel Kwan (l.) und Daniel Scheinert.
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Der Antikriegsfilm ist damit erst das vierte Werk aus Deutschland, das den Oscar in dieser Kategorie holt – nach "Das Leben der Anderen" (2007), "Nirgendwo in Afrika" (2003) und "Die Blechtrommel" (1980). Auszeichnungen gab es auch für Kamera, Szenenbild und Filmmusik. Die Geschichte des Films beruht auf dem gleichnamigen Roman von Erich Maria Remarque (1898-1970).

Auch die Schauspieler Felix Kammerer, Albrecht Schuch und Daniel Brühl in die USA gereist. "Ohne dich wäre niemand von uns hier", zollte Regisseur Edward Berger seinem jungen Wiener Hauptdarsteller auf der Bühne Resepkt.

Das Team von "Im Westen nichts Neues" holte den Oscar für den besten nicht-englischsprachigen Film
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"Im Westen nichts Neues" war insgesamt neun Mal nominiert und gewann letztlich in vier Kategorien. Die Auszeichnung als bester Film verpasste er allerdings – erstmals war überhaupt ein deutscher Film in dieser Kategorie nominiert. Die Auszeichnung ging an "Everything Everywhere All at Once". Der Science-Fiction-Actionfilm von Daniel Kwan und Daniel Scheinert erzählt von der Betreiberin eines Waschsalons, die sich durch mehrere Paralleluniversen kämpft.

Jamie Lee Curtis (r.) und Michelle Yeoh standen für "Everything Everywhere All at Once" gemeinsam vor der Kamera und wurden beide ausgezeichnet.
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Schauspielerin Michelle Yeoh gewann für die Rolle der Waschsalonbetreiberin den Oscar als beste Hauptdarstellerin. In ihrer Dankesrede wandte sie sich an alle Jungen und Mädchen, "die aussehen wie ich und heute Abend zuschauen": "Das ist ein Signal der Hoffnung und Möglichkeiten", sagte die 60-jährige Malaysierin. Träume könnten wahr werden. "Und Ladys: Lasst euch von niemandem einreden, eure besten Jahre seien vorbei."

Überwältigt: Brendan Fraser bekam wurde als bester Hauptdarsteller ausgezeichnet.
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Schauspieler Brendan Fraser bekam den Oscar als bester Hauptdarsteller. In "The Whale" von Regisseur Darren Aronofsky spielt der 54-Jährige einen stark übergewichtigen Mann, der sich seiner Teenager-Tochter wieder annähern will. Der Film wurde auch für das Maskenbild ausgezeichnet.

Tirolerin Willi ging leer aus

"Everything Everywhere All at Once" holte sich auch die Sparten Originaldrehbuch und Schnitt. Somit ging die österreichische Hoffnungsträgerin Monika Willi leer aus. Die Editorin war für den Schnitt von Todd Fields Drama "Tár" nominiert gewesen. Die gebürtige Innsbruckerin konnte nach einem Unfall nicht nach Los Angeles reisen. Die Ärzte hatten ihr auf Grund einer Gehirnerschütterung von dem langen Flug abgeraten.

"Tár" konnte auch keine seiner weiteren fünf Nominierungen in einen Oscar ummünzen. Der zweite große Verlierer des Abends ist die irische Parabel "The Banshees of Inisherin", die keine ihrer neun Nominierungen in eine Statuette umsetzen konnte.

Ke Huy Quan und Michelle Yeoh haben Geschichte geschrieben.
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Skandalfreie Gala

Die Verleihung der 95. Academy Awards wurde von Jimmy Kimmel moderiert, der während des Abends auch auf den Eklat vom vergangenen Jahr anspielte. "Also wir haben strenge Richtlinien", verkündete Kimmel zu Beginn des Abends. Wenn diesmal jemand gewalttätig werde – bekomme er den Oscar für den besten Darsteller.

Im vergangenen Jahr hatte Hollywoodstar Will Smith den Moderator Chris Rock wegen eines Gags über seine Frau geohrfeigt und wurde dennoch mit einem der wichtigsten Preise ausgezeichnet, dem Hauptrollenpreis für seine Darstellung im Drama "King Richard".

Jimmy Kimmel führte durch die Gala - und einen Esel auf die Bühne.
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In diesem Jahr traten unter anderem Rihanna und Lady Gaga auf. Gaga sang in Jeans und T-Shirt und augenscheinlich un- oder kaum geschminkt - nachdem sie zuvor auf dem roten Teppich noch mit Abendrobe und auffallendem Make-Up zu sehen war. Moderator Kimmel stand zwischenzeitlich auch mal mit einem Fallschirm oder einem Esel auf der Bühne - Anspielungen auf die Filme "Top Gun: Maverick" und "The Banshees of Inisherin".

Der Film "Everything Everywhere All at Once" war mit insgesamt elf Nominierungen als Favorit ins Rennen gegangen und kam am Ende auf sieben Oscars. Neben dem Regiepreis waren darunter zwei weitere Schauspielpreise: Jamie Lee Curtis wurde als beste Nebendarstellerin geehrt – die 64-Jährige setzte sich unter anderem gegen Angela Bassett ("Black Panther: Wakanda Forever") durch. Ke Huy Quan wurde als bester Nebendarsteller geehrt.

Der Preis für das beste adaptierte Drehbuch ging an Sarah Polley für "Women Talking". Die Auszeichnung für visuelle Effekte ging an das Team von "Avatar: The Way of Water" und der Blockbuster "Top Gun: Maverick" wurde für die beste Tongestaltung ausgezeichnet. Der Oscar für das beste Kostümdesign wurde an Ruth Carter für "Black Panther: Wakanda Forever" verliehen. Starregisseur Guillermo del Toro wurde für seinen "Pinocchio"-Animationsfilm für Netflix ausgezeichnet.

Bester Dokumentarfilm wurde Daniel Rohers "Navalny" über den führenden russischen Oppositionellen. Der Regisseur dankte seinem Team, zu dem auch die drei österreichischen Kameramänner Niki Waltl, Simon Fraissler und Daniel Dajakaj gehören, für dessen Mut. (APA, dpa, TT.com)

Die Gewinner der 95. Oscar-Verleihung

Bester Film: "Everything Everywhere All at Once"

Bester internationaler Film: "Im Westen nichts Neues" (Deutschland)

Regie: Daniel Kwan und Daniel Scheinert ("Everything Everywhere All at Once")

Hauptdarstellerin: Michelle Yeoh ("Everything Everywhere All at Once")

Hauptdarsteller: Brendan Fraser ("The Whale")

Nebendarstellerin: Jamie Lee Curtis ("Everything Everywhere All at Once")

Nebendarsteller: Ke Huy Quan ("Everything Everywhere All at Once")

Kamera: James Friend ("Im Westens nichts Neues")

Original-Drehbuch: Daniel Kwan und Daniel Scheinert ("Everything Everywhere All at Once")

Adaptiertes Drehbuch: Sarah Polley ("Die Aussprache")

Schnitt: Paul Rogers ("Everything Everywhere All at Once")

Filmmusik: Volker Bertelmann alias Hauschka ("Im Westen nichts Neues")

Filmsong: "Naatu Naatu" ("RRR")

Produktionsdesign: Christian M. Goldbeck und Ernestine Hipper ("Im Westen nichts Neues")

Ton/Sound: Mark Weingarten, James H. Mather, Al Nelson, Chris Burdon und Mark Taylor ("Top Gun: Maverick")

Visuelle Effekte: Joe Letteri, Richard Baneham, Eric Saindon und Daniel Barrett ("Avatar: The Way of Water")

Animationsfilm: "Guillermo del Toro's Pinocchio"

Animations-Kurzfilm: "The Boy, The Mole, The Fox and the Horse"

Dokumentarfilm: "Nawalny"

Dokumentar-Kurzfilm: "Die Elefantenflüsterer" (The Elephant Whisperers)

Make-up/Frisur: Adrien Morot, Judy Chin und Annemarie Bradley ("The Whale")

Kostümdesign: Ruth Carter ("Black Panther: Wakanda Forever")

Kurzfilm: "An Irish Goodbye"

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