Pflanzen für Industrie

Naturprodukte mit Tiroler Handschrift: Experten kommen zum „Gipfel“ nach Seefeld

Die Uni-Tochter ADSI will die Erforschung pflanzlicher Wirkstoffe vorantreiben. Der „Phyto-Gipfel“ in Seefeld soll diesen Anspruch untermauern.
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Tiroler erforschen pflanzliche Wirkstoffe für die Industrie und holen weltweite Experten zum „Gipfel“ nach Seefeld.

Innsbruck – Seit 2012 erforscht das Austrian Drug Screening Institute (ADSI), eine 100-%-Tochter der Uni Innsbruck, die Wirkung pflanzlicher Wirkstoffe auch im Dienste der Industrie. Red Bull greift ebenso auf die Hilfe der Innsbrucker zurück wie Zuckerl-Hersteller Ricola oder das thailändische Konglomerat PM Group. „Wir extrahieren Inhaltsstoffe der Pflanzen und sehen uns deren Wirkung an“, umreißt der Innsbrucker Uni-Professor Günther Bonn. Für die Türkei etwa führt ADSI die Qualitätskontrolle für Opium durch, das etwa in Schmerzmitteln verwendet wird.

Gemeinsam mit Lukas Huber (Med-Uni Innsbruck) hat Bonn seinerzeit das Institut als „Bindeglied zwischen Grundlagenforschung und Industrie“ gegründet, mit Schwerpunkt auf „Phyto“-Forschung, also der Wirkung pflanzlicher Stoffe. Einsatz finden die Pflanzenextrakte in der Medizin ebenso wie in der Kosmetikindustrie und der Lebensmittelindustrie. Das Wachstumspotenzial sei enorm, schildert ADSI-Vizechef Thomas Jakschitz: „Jede Pflanze enthält mehrere hundert Wirkstoffe. Und von den weltweit rund 400.000 Pflanzenarten sind nur 10 Prozent pharmakologisch untersucht.“

2021 nahm das ADSI 3,2 Mio. Euro ein, davon 1,5 Mio. Euro von Bund (1 Mio. Euro/Jahr) und Land (500.000 Euro/Jahr), die auch der Grundlagenforschung dienen. Seit 2012 habe das ADSI 73 Mio. Euro investiert, durch Firmenansiedelungen seien zudem 140 Jobs geschaffen worden.

Derzeit ist ADSI mit 20 Mitarbeitern in Räumen der Innsbrucker Klinik angesiedelt. Bald soll Kematen Hauptstandort werden. Dort erwirbt das Land ein ehemaliges Schulareal vom Bund, in einem Gebäude findet die Phyto-Forschung Platz. Die Verhandlungen sind laut LR Cornelia Hagele (ÖVP) abgeschlossen. „Es gibt ein klares Bekenntnis, die Phyto-Forschung in Tirol auszubauen“, so Hagele. Den Begriff „Phytovalley“ habe man sich laut Bonn bereits gesichert. Nächste Woche soll ein Kongress in Seefeld (26.–28.3.) mit 100 Fachleuten aus aller Welt Tirols Anspruch als Phyto-Forschungsstandort festigen. Bonn: „Wir bringen die Besten der Welt mit den Jungen zusammen.“