Tiroler Landesmuseum

„Toxic“ in der Artbox: Keine Wirkung ohne Nebenwirkung

Still aus Peter Friedls 1997 für die documenta X entstandener Videoinstallation „DUMMY“.
© Maria Kirchner

Teil sechs der Reihe „Begehbare Gedanken der Moderne“ in der landesmusealen Artbox: Bestückt mit „toxischen“ Arbeiten von Richard Hoeck/John Miller und Peter Friedl.

Innsbruck – Die meisten der unzähligen Arbeiten im Besitz des Tiroler Landesmuseums befinden sich – nicht zuletzt aus Platzgründen – im musealen Depot. Auch die mit Steuergeldern bezahlten Ankäufe zeitgenössischer Kunst, die temporär vor den Vorhang zu holen sich der für diese Sparte zuständige museale Einkäufer Florian Waldvogel erfreulicherweise vorgenommen hat. Um derzeit unter dem Titel „Toxic“ die Artbox mit Arbeiten von Peter Friedl und Richard Hoeck/John Miller zu bespielen.

Wie Waldvogel den großen, dramatisch ins Dunkel getauchten Raum inszeniert, zeigt wieder einmal, wie gut er mit wenig sehr viel machen kann. Indem er den Besucher/die Besucherin regelrecht dazu verführt, das Wesen von kunstvoll aufgeladenem Toxischem leibhaftig zu erspüren. Ein gerade heute höchst virulenter Begriff, der gern mit dem Prinzip des Männlichen verschwistert wird, mit Verhaltensweisen von individuell bzw. gesellschaftlich toxischer Wirkung.

Dass Gift und Kunst keine üble Allianz abgeben, führen die in der Artbox gezeigten Arbeiten jedenfalls eindrucksvoll vor. Vom Künstlerduo Richard Hoeck/John Miller etwa die Videoinstallation „Mannequin Death“ von 2015. Wo bekleidete Modepuppen von einem Modepuppenarm von der Martinswand gestoßen werden. Der Aufprall der durch den freien Fall zunehmend entkleideten Figuren ist hart. Vom Künstlerduo als raffiniertes Spiel mit den zwischen Faszination und Entsetzen lavierenden Gefühlen der Betrachtenden inszeniert.

Um Gewalt geht es auch in Hoeck/Millers metaphorisch aufgeladener, aus zwei Kugeln aus Stacheldraht bzw. einer Uhr bestehenden Installation „Tumbleweed“ von 1998. Die Uhr steht auf zwölf Uhr, die Referenz an den Western „High Noon“ ist offensichtlich genauso wie die Assoziationen mit Stacheldraht.

Neben einigen feinen Zeichnungen von Peter Friedl, darunter ein schräges Selbstbildnis, ist auch dessen 1997 für die Kasseler documenta X entstandenes Video „DUMMY“ zu sehen. Spielort ist eine Unterführung, wo ein Mann, immer nervöser werdend, gegen einen offensichtlich kaputten Zigarettenautomaten tritt. Bevor sich seine Aggressionen auf einen ihn still beobachtenden Obdachlosen übertragen.

Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum. Museumstraße 17, Innsbruck; 31. März bis 9. Oktober, Di–So 10–18 Uhr

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