Tote nach Angriffen in Donezk

Blinken schließt Verhandlungen über Ukraine-Grenzen nicht aus, Medwedew droht

Ukrainische Soldaten feuern bei Bachmut auf russische Angreifer.
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US-Außenminister Antony Blinken schließt langfristig Verhandlungen über die künftigen Grenzen der Ukraine nicht aus. Die Entscheidung darüber liege aber bei den Ukrainern. Der ehemalige russische Präsident Dmitri Medwedew droht indes wieder einmal mit "allen Waffen".

Washington – US-Außenminister Antony Blinken schließt langfristig Verhandlungen über die künftigen Grenzen der Ukraine nicht aus. Die Entscheidung darüber liege aber bei den Ukrainern, betonte er am Donnerstag vor einem Parlamentsausschuss in Washington. Jeder eventuelle Friedensschluss müsse „gerecht und dauerhaft" sein. Die Unabhängigkeit und territoriale Integrität der Ukraine müsse gewahrt bleiben, betonte Blinken.

„Aber wie diese konkret im Territorium definiert wird, da warten wir, dass die Ukrainer uns das sagen." Zugleich fügte der US-Außenminister hinzu: „Ich glaube, dass es Gebiete in der Ukraine gibt, bei denen die Ukrainer entschlossen sind, am Boden darum zu kämpfen. Und eventuell gibt es Gebiete, bei denen sie beschließen, dass sie versuchen wollen, sie auf anderen Wegen wiederzuerlangen."

Ich glaube, dass es Gebiete in der Ukraine gibt, bei denen die Ukrainer entschlossen sind, am Boden darum zu kämpfen. Und eventuell gibt es Gebiete, bei denen sie beschließen, dass sie versuchen wollen, sie auf anderen Wegen wiederzuerlangen.
Antony Blinken (US-Außenminister)

Beobachtern zufolge ließ der Chef der US-Diplomatie damit durchblicken, dass Washington eine Rückeroberung aller von Russland besetzten ukrainischen Gebiete – vor allem der Krim – durch Kiews Truppen für nicht wahrscheinlich hält.

Laut US-Außenminister Antony Blinken liegt die Entscheidung bei den Ukrainern.
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Medwedew: Suchen keinen direkten Konflikt mit NATO

Russland hat nach Worten seines Spitzenpolitikers Dmitri Medwedew nicht vor, in einen "direkten Konflikt" mit der NATO zu kommen. Russland sei vielmehr an einer Lösung der Ukraine-Krise durch Gespräche interessiert, sagt der stellvertretende Vorsitzende des Nationalen Sicherheitsrates und ehemalige russische Präsident der Agentur Interfax zufolge.

Er warnt allerdings, jeder ukrainische Versuch, die Halbinsel Krim wieder zurückzugewinnen, wäre für Russland ein Grund, "absolut jede Waffe" gegen Kiew einzusetzen. Medwedew schloss auch nicht aus, dass russische Truppen bis nach Kiew oder Lwiw vorrücken. "Nichts kann hier ausgeschlossen werden. Wenn man nach Kiew gehen muss, dann muss man nach Kiew gehen, falls nach Lwiw, muss man nach Lwiw gehen, um diese Infektion zu zerstören", zitierte ihn die Nachrichtenagentur Ria Novosti.

Unterdessen wurden bei nächtlichen russischen Angriffen in der ostukrainischen Region Donezk nach Angaben von Rettungsdiensten fünf Zivilisten in der Stadt Kostjantyniwka getötet. Zwei weitere Zivilisten seien zudem nach heftigem Beschuss der Stadt Bilopillja in der nördlichen Region Sumy umgekommen, teilte das ukrainische Präsidialamt mit. Sieben Menschen seien verletzt worden.

Der Putin-Vertraute Dmitri Medwedew.
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Russen fehlen laut Großbritannien militärische Ausbilder

Die russische Armee hat nach Einschätzung britischer Geheimdienstexperten zunehmend Schwierigkeiten, ihre Rekruten auszubilden. Das geht aus dem täglichen Update des Londoner Verteidigungsministeriums zum Ukraine-Krieg vom Freitag hervor. Demnach wurden kürzlich 1.000 Soldaten nach Übungen in einem Lager in Belarus wieder in die Ukraine verlegt.

"Obwohl keine neue Truppenverlegung dorthin festgestellt wurde, hat Russland das Zeltlager höchstwahrscheinlich an Ort und Stelle belassen, was darauf hindeutet, dass sie das Übungsprogramm fortsetzen", so die britischen Experten.

Die Tatsache, dass Russland sich bei der Ausbildung seines Personals auf die weit weniger erfahrene belarussische Armee verlasse, sei ein Anzeichen dafür, dass der Krieg in der Ukraine das russische Ausbildungsprogramm aus dem Gleichgewicht gebracht habe. Russische Ausbilder seien weitgehend in der Ukraine im Kampfeinsatz. Die indirekte Unterstützung durch Belarus werde aber wohl auch als wichtiges politisches Signal in Moskau gewertet. (TT.com, APA, dpa)