Schau in Kufstein

„Wa(h)re Held:innen“: Kunstinitiative träumt vom Kunstraum

Darf Held oder Heldin verwundbar sein? Gregor Pokorny & Simon Graf haben für „Wa(h)re Held:innen“ eine T-Shirt-Edition gestaltet.
© Pokorny

In „Wa(h)re Held:innen“ widmet sich die Initiative dia:log unterschiedlichsten Heldengeschichten. Eine Schau, die disparat bleibt.

Kufstein – Peter Sandbichlers großformatiges Porträt der birmanischen Oppositionsführerin Aung San Suu Kyi hing 2011 als Teil seiner Personale in der (damaligen) Galerie im Taxispalais in Innsbruck noch aufrecht. Das Gesicht der Politikerin hatte der Künstler in metallene Regelböden gehämmert. Für eine Schau in Kufstein hat Sandbichler das Porträt nun kippen lassen. Das Hochformat wird Querformat – eine Hängung, die Konzept hat, geriet die Ende 2021 entmachtete Politikerin für ihre Haltung zum Völkermord der Rohingya doch international in die Kritik. Bleibt sie dennoch Heldin?

Mit „Wa(h)re Held:innen“ stellt sich die Kufsteiner Stadtgalerie dia:log aktuell diese Frage – und etliche weitere dazu. Eine Herangehensweise mit vielen Facetten, sie arbeitet das Gestern endlich auf (Franz Wassermann) oder will im Heute Ungleichheit deutlich markieren (Die 4 Grazien). Ganz oft erzählt sie aber auch von den eigenen Heldenfiguren (Ruth Effer, Ursula Dekassian). So bleibt der Zugang zwar möglichst offen, aber auch ein disparater. Ein wirkliches Konzept bleibt der Schau ZuseherInnen schuldig.

Das ist durchaus hausgemacht. Seit 2019 werden im dia:log Ausstellungen veranstaltet. Zunächst unter der Federführung von Künstler Werner Richter, der im September 2022 überraschend verstarb. Seine Frau Gerlinde Richter führt Initiative und Verein nun ehrenamtlich weiter. Mit Isabelle Pedevilla hat sie sich kuratorische Unterstützung geholt, die das ausstellerische Vorhaben nun professionalisieren soll. Das tut der Initiative, die eng mit dem Verein verknüpft ist, gut. Kooperationen mit der Akademie in München oder der Fachschule in Kufstein sind ebenfalls angedacht.

Noch träumt die Kunstinitiative aber vom überregional strahlenden Kunstraum. Für einen professionellen Betrieb benötigt dia:log mehr Budget. Derzeit deckt die Stadt Kufstein die Mietkosten, Land und Bund schießen jährlich zusammen 9000 Euro an öffentlichen Geldern zu. Von Fair Pay oder verpflichtenden Honoraren ist hier aber noch keine Rede.

Auch das wird in „Wa(h)re Held:innen“ sichtbar. Statt einer stringenten, kuratorischen Idee erfolgt die Auswahl nach Ausschreibung. Wiederholungen – mit ausgestellt ist etwa Vereinsvize James Clay – sind so kaum zu vermeiden. Und so bleiben es wieder nur einzelne Positionen – neben den etablierten wie Sandbichler und Wassermann, etwa Philipp Benkert oder Christine Spatt –, die strahlen.

📍 Stadtgalerie dia:log. Kinkstraße 5, Kufstein; bis 21. April, Mo–Fr 17–19 Uhr, Sa 11–13 Uhr.

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