FPÖ-Spitzenkandidatin Svazek: Neue Hoffnung mit alten blauen Vorstellungen
FPÖ-Spitzenkandidatin Marlene Svazek hat die Salzburger Regierungsbank im Visier. Umfragen weisen den blauen Wunsch als realistisch aus.
Salzburg – Sie will die Vergabe von geförderten Mietwohnungen in Zukunft an Deutschkenntnisse koppeln, hält neue Wasserkraftwerke in den geschützten Salzburger Tauerntälern für sinnvoll, die Landesumweltanwaltschaft hingegen nicht, ebenso wenig Windräder. Der neu eingeführte Halbtags-Gratiskindergarten für Drei- bis Sechsjährige ist ihr ein Dorn im Auge, Gratisbetreuung für unter Dreijährige will sie gar nicht: Marlene Svazek, freiheitliche Salzburger Spitzenkandidatin, mag erst 30 Jahre jung sein, in der Politik ist die leidenschaftliche Jägerin aber ein alter Hase. Und wenn in zwei Wochen in Salzburg die Stimmzettel ausgezählt werden, könnte sie triumphieren.
Zwar sind sich die Experten einig, dass der Ausgang der dritten Landtagswahl im heurigen Jahr schwer vorauszusagen ist, doch eines ist Konsens: Die FPÖ wird deutlich zulegen und sehr wahrscheinlich die SPÖ von Platz zwei verdrängen. Somit könnte Svazek Landeshauptmannstellvertreterin werden – denn wenn sich die bestehende Salzburger Dirndlkoalition (ÖVP-Grüne-NEOS) nicht mehr ausgeht, dann ist auch in Salzburg eine schwarz-blaue Koalition denkbar.
Für Svazek wäre das der Höhepunkt ihrer bisherigen Politkarriere. Zu Beginn derselben wurde sie schon einmal als „Alibifrau unter Burschenschaftern“, „hübsches Gesicht der Partei“ oder „Marionette“ bezeichnet – nichts davon hat sich bewahrheitet. Die 30-Jährige hat in den letzten Jahren bewiesen, dass sie keine Auseinandersetzung scheut und einen langen Atem hat. So manchen politischen Beobachter erinnert sie an Ex-Vizekanzlerin Susanne Riess-Passer (heute: Riess-Hahn, Anm.), die in der Ära Schüssel gezeigt hat, dass auch Frauen bei den Freiheitlichen in höchste Ämter kommen können. Von liberal ist Svazek allerdings weit entfernt: Sie wird gemeinhin dem radikaleren Flügel der FPÖ zugerechnet. So war sie eine der Ersten, die sich 2021 hinter Herbert Kickl in dessen Machtkampf mit Norbert Hofer gestellt haben.
Und doch ist Svazek auch für Überraschungen gut: Obwohl sie selbst beim Thema Migranten und Asylwerber einen strengen Kurs fährt, distanzierte sie sich im Februar überraschend klar vom damaligen niederösterreichischen Landesrat Gottfried Waldhäusl, als dieser meinte, Wien sei wegen der vielen Schulkinder mit Migrationshintergrund nicht mehr Wien.
Svazek beschreibt sich selbst als konservativ, heimatverbunden und nationalliberal, bewundert Marine Le Pen, die langjährige Vorsitzende des rechtsextremen Rassemblement National in Frankreich. Gegenüber der APA meinte sie: „Ich will niemandem nacheifern oder jemanden kopieren, sondern meinen eigenen Stil finden.“
Für ihre Matura schrieb Svazek eine Fachbereichsarbeit über die FPÖ und ihren Stellenwert bei jungen Menschen. Später studierte sie Politikwissenschaft (mit Bachelorabschluss) und engagierte sich in der Freiheitlichen Jugend. Ab 2013 arbeitete sie zwei Jahre lang als politische Referentin im FPÖ-Landtagsklub – bis sie aus der damals noch von Karl Schnell geführten Partei geworfen wurde. In Brüssel war sie ein Jahr lang Assistentin von Harald Vilimsky im EU-Parlament, als dessen „politisches Ziehkind“ sie sich bezeichnet.
Nach dem FPÖ-Ausschluss von Schnell kehrte sie 2015 nach Salzburg zurück und übernahm mit nur 24 Jahren die Landespartei. Bei der Nationalratswahl 2017 kandidierte sie auf dem prominenten vierten Platz der FPÖ-Bundesliste und zog ins Parlament ein. Als FPÖ-Generalsekretärin wurde sie bundesweit bekannt, zur Landtagswahl 2018 kehrte sie aber ganz an die Salzach zurück. 18,8 Prozent und Platz drei holte Svazek damals für die FPÖ, diesmal könnten es 25 werden.
Die 30-Jährige gilt als intelligent, ehrgeizig und direkt. Bei Fernsehauftritten ist sie souverän. Ihr Ausgleich zur Politik ist die Jagd, Kenner bezeichnen sie als passable bis gute Schützin. Sie besitzt ein Gewehr, eine Flinte und eine Faustfeuerwaffe. Letztes Jahr hat sie den berufsbegleitenden Universitätslehrgang zum Akademischen Jagdwirt an der BOKU in Wien mit Auszeichnung abgeschlossen. (TT, APA)