„Cocaine Bear“: Mehr Marschpulver für „Pablo Escobear“
Elizabeth Banks verfilmt in „Cocaine Bear“ die einigermaßen absurde, aber wahre Geschichte eines berauschten Bären in den USA.
Innsbruck – In Tirol ist „Cocaine Bear“ der falsche Film zur falschen Zeit. Pietätlose Analogien zur heimischen Bärensituation verbitten sich angesichts des realen Bärenopfers im Trentino. Doch so unglaublich es klingen mag: Der Hollywood-Film beruht auf wahren Begebenheiten aus dem Jahr 1985, die sich so ähnlich im US-Bundesstaat Georgia zugetragen haben.
Ein Bär hat sich dort nämlich die Kokain-Pakete einverleibt, die ein Drogendealer aus dem Flugzeug abgeworfen hatte. Der als „Pablo Escobear“ berühmt gewordene Schwarzbär hat in echt, so weit bekannt, allerdings keine Menschen auf dem Gewissen – und ist schlussendlich auch am vielen Kokain gestorben. So viel sei zu seiner Ehrenrettung gesagt. Seine posthume Prominenz genießt er mittlerweile als ausgestopfte Attraktion.
Der Film „Cocaine Bear“ greift diese herrlich abstruse Prämisse nun auf und verwandelt sie im Drehbuch von Jimmy Warden in eine groteske Action-Komödie mit minimalen, aber bärigen Horror-Momenten. Im Regiestuhl sitzt Elizabeth Banks und als Produzenten verantworten Phil Lord und Christopher Miller den Spaß. Was als echtes B-Movie durchaus seinen trashigen Reiz haben könnte, verliert sich am Ende trotz Hochglanz-Budget von 30 Mio. Dollar leider wie Wanderer in den Wäldern von Georgia.
🎬 Trailer | „Cocaine Bear“:
Im Chattahoochee–Oconee National Forest sind so einige Bären-Opfer unterwegs: ein Mädchen und ein Bub im Unterstufenalter, die die Schule schwänzen, oder die besorgte Mutter und Krankenschwester (Keri Russell) mit einem Wildtierbiologen und einer Parkrangerin (ein Highlight des Films: Margo Martindale). Last but not least noch einige Schmalspur-Gangster (darunter der kürzlich verstorbene Ray Liotta) auf der Suche nach ihren Drogen sowie ein paar Halbstarke, die sich mit ihnen anlegen. Und natürlich ist auch ein Polizist der Drogengang auf den Fersen.
Das alles ist gleichzeitig zu viel und zu wenig für wirklich zündende Gags. Die teils witzigen, teils faden Figuren lenken vom eigentlichen Star, der berauschten Bärin, ab. Bei den MTV-Movie-Awards heimste sie immerhin eine Nominierung als bester Filmbösewicht ein. Vortrefflich animiert wird sie von der neuseeländischen Herr-der-Ringe-Effektschmiede Weta FX.
Der Film hat seine guten Momente, scheitert aber allzu oft am komödiantischen Timing. Regisseurin Elizabeth Banks findet keinen einheitlichen Ton zwischen harmloser Familienkomödie und den übersteigerten Elementen, die das zugekokste Raubtier ins Spiel bringt. Was bei alledem dennoch gut funktioniert, sind die 80er-Jahre-Vibes, die Musik und Design verbreiten.
Paradoxerweise ist „Cocaine Bear“ recht gemächlich und zu schüchtern, um sich auf seine eigene Absurdität einzulassen. Bei aller Vorsicht vor harten Drogen: Ein bisschen mehr weißes Marschpulver hätte diesem Streifen gutgetan.
🎬 Cocaine Bear. Ab dieser Woche im Kino.